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# taz.de -- Studie zu Kugelspinnen: Manipulation im Netz
> Kugelspinnen sind gemein. Sie manipulieren das Nervensystem von
> Glühwürmchen, um sie dann zu fressen. Für Forschende ist das
> hochinteressant.
Bild: Wie gemein: Kugelspinne lockt mit Beute weitere Beute an
„Attraktive Singles in deiner Nähe suchen dich“, mit solchen Tönen locken
dubiose Internetanbieter Nutzer*innen auf ihre Seiten. Jetzt zeigt eine
neue Studie, dass den ältesten Trick der Welt nicht nur Menschen
beherrschen, sondern auch Spinnen. Und das auf perfide Art und Weise.
## Die Studie
Forschende aus dem chinesischen Wuhan veröffentlichten ihre Entdeckung im
renommierten Fachblatt Current Biology. Für [1][die Studie] beobachteten
sie 161 Netze der Kugelspinne Araneus ventricosus und die Glühwürmchen, die
sich vor den Netzen dieser Tiere tummelten.
Dabei fielen ihnen mehrere bemerkenswerte Dinge auf. So gingen einer Spinne
weitaus mehr Glühwürmchen ins Netz, wenn sie darin zusammen mit einem
bereits gefangenen Glühwürmchen hockte. Zudem unterschied sich das
Blinksignal der gefangenen Männchen deutlich vom Blinksignal derjenigen,
die in Freiheit schwirrten. Statt schneller Rhythmen produzierten sie ein
regelmäßiges Aufblinken. Glühwürmchenkenner ahnen es: Ihr Blinkmuster
ähnelte jetzt dem der Weibchen. Es lockte damit Scharen von weiteren
Männchen an – und schließlich in die Falle.
Diese Veränderung des Blinkmusters ließ sich vor allem dann beobachten,
wenn die Spinne in der Nähe der Glühwürmchen war. Obendrein schien die
Spinne genau diejenigen Glühwürmchen, die noch typisch männlich blinkten,
auffällig oft mit Bissen zu traktieren. Verdeckten die Forschenden den
Leuchtkörper hingegen, ließ sie von ihnen ab. Das Team aus Wuhan kam zu dem
Schluss, dass das Beißen, vielleicht in Kombination mit [2][Gift,] dazu
dienen könnte, das Nervensystem der Männchen umzuprogrammieren.
## Was bringt’s?
Das Wissen darum, auf welche Weise der Biss der Spinne eine
Verhaltensänderung bewirkt, könnte dabei helfen, uns und andere Spezies vor
invasiver Fremdkontrolle zu schützen. Für die gibt es im Tierreich
zahlreiche Beispiele: Saugwürmer lassen Schnecken jede Deckung vor Vögeln
aufgeben, Schlupfwespen lassen Spinnen ihren Larvenkokon weben und
bestimmte Pilze steuern die toten Körper von Ameisen, die sie befallen, um
andere zu infizieren. Auf uns Menschen haben es glücklicherweise bislang
eher wenige Spezies abgesehen. Das Tollwutvirus zum Beispiel löst neben
Halluzinationen auch Aggressionen aus.
Zudem eröffnet uns das Wissen neue Einblicke ins Nervensystem der
Glühwürmchen – und zeigt auf, wie es manipulierbar ist. Das wiederum könnte
auf sehr lange Sicht vielleicht auch einmal bei der Behandlung des
menschlichen Körpers helfen. So spielt zum Beispiel das winzige Molekül
Stickstoffmonoxid (NO) beim Blinken der Glühwürmchen eine wichtige Rolle.
NO ist auch relevant für die Kontrolle des menschlichen
[3][Herz-Kreislauf-Systems], es spielt unter anderem eine Rolle bei der
Höhenkrankheit und bei der Wirkung von Viagra.
14 Sep 2024
## LINKS
[1] https://www.cell.com/current-biology/fulltext/S0960-9822(24)00914-X
[2] /Die-Wahrheit/!5917074
[3] /Rueckgang-der-Lebenserwartung/!6012256
## AUTOREN
Franca Parianen
## TAGS
Spinnen
Insekten
Biologie
Manipulation
Ökologie
Kinderfrage
Kolumne Die Wahrheit
Naturschutz
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