Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- RBB macht wieder Sachen: Wiederaufnahme eines Klassikers
> Bei anderen öffentlich-rechtlichen Anstalten wäre etwas wie die jüngste
> RBB-Posse bloß Theaterdonner. Aber die im Lichte sieht man halt besonders
> gut.
Bild: Patricia Schlesinger bei der Tatort-Premiere „Das Mädchen, das alleine…
Von den fröhlichen heiteren Bühnen des Sommertheaters geht es direkt auf
die Bretter einer komischen Medienoper. In Berlin dreht sich derzeit alles
um die spektakulär inszenierte Wiederaufnahme des Hauptstadtklassikers
[1][„Der RBB-Skandal“.]
Der dramaturgische Bogen wird wie schon in der erfolgreichen
[2][Vorläuferinszenierung „Schlesinger] und der böse Wolf“ vom
Verwaltungsrat des Senders gespannt. Dessen Vorsitzender kommt aus dem
Urlaub und tritt Knall auf Fall zurück. Denn der Rat hat in seiner
Abwesenheit und ohne ihm Bescheid zu sagen per Video getagt. Benjamin
Ehlers spielt die Rolle des düpierten Gremienchefs überzeugend und mit
großer Integrität.
Schon im ersten Sitzungsakt geht es um ein heißes Eisen. Vorwürfe stehen im
Raum, dass eine Verwaltungsrät*in einen potenziellen Interessenkonflikt
habe. Sie ist mit einem freien RBB-Mitarbeiter verheiratet. „Hihi, dann ist
er ja gar nicht so frei“, sagt die Mitbewohnerin. Und sie soll – Skandal! �…
auch dicke mit der neuen Programmdirektorin sein. Der Verwaltungsrat hat
aber die RBB-Leitung ohne Ansehen von Personen und Programm zu
kontrollieren und vor allem in Finanzsachen auf die Finger zu schauen.
Gut, bei anderen Anstalten wäre so etwas zu Recht bloß Theaterdonner. Doch
seit der Fastabsetzung des RBB unter seiner ehemaligen Oberdiva Patricia
[3][Schlesinger und ihrem Verwaltungsratsgevatter Wolf], steht das gesamte
Ratsensemble vor und hinter dem Vorhang besonders im Rampenlicht.
## Auf die Goldwaage gelegt
Dass in dessen heil’gen Hallen jetzt alles pingeligst auf die Goldwaage
gelegt wird, ist nachvollziehbar. Denn gerade der alte Verwaltungsrat hatte
neben Schlesinger als Intrigantin in der vorherigen Saison die zweite
Hauptrolle inne. Vom Oberschurken bis zur Knallcharge waren hier alle
Rollen mustergültig besetzt. Dass der neue Verwaltungsrat, genauer gesagt
das gemeinte Mitglied und die stellvertretende Vorsitzende, ähnlich
agieren, ist eine Tragödie.
Doch halt, die Stellvertreterin (Dagmar Tille in einer ihrer ersten großen
Rollen) sagt, es sei ganz anders gewesen und der tragische Held Ehlers
hätte sehr wohl dabei sein können. Und das gemeinte Mitglied (mit noblem
Trotz: Juliane Schütt) deklamiert in mehreren großen Arien ihre Integrität.
Doch es hilft nichts. So desavouiert sich im Verlauf des Stücks der gesamte
Verwaltungsrat ein zweites Mal. „Nach der Diskussion, ob es richtig ist,
dass sie oder er zurücktritt, treten beim großen Finale alle vor den
Vorhang, verbeugen sich und treten am besten gemeinsam zurück“, sagt die
Mitbewohnerin.
Ein Abgang einer Charaktercharge wie Ehlers kann es nicht retten. Die
Katharsis bleibt aus. Und dass plötzlich im bislang letzten Akt Wolfgang
Krüger als neuer Ratsvorsitzender und Heldenvater aus der Handwerkskammer
tritt, macht es erst recht zur Posse der Saison.
5 Sep 2024
## LINKS
[1] https://www.tagesschau.de/inland/regional/brandenburg/rbb-verwaltungsrats-e…
[2] /Vorwuerfe-gegen-RBB-Intendantin/!5867820
[3] /Krise-beim-rbb/!5874489
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
Kolumne Flimmern und Rauschen
RBB
Öffentlich-Rechtliche
Kolumne Flimmern und Rauschen
Kolumne Flimmern und Rauschen
Kolumne Flimmern und Rauschen
Journalismus
MDR
## ARTIKEL ZUM THEMA
Die Gelage des RBB: Ein Prosit, ein Pro-ho-sit der Gremien-Gemütlichkeit
Die lustigsten Enthüllungen des Landesrechnungshofs: Beim RBB gab es 2022
einen unerwarteten Fokus auf Spieße, Sandwiches und teures Catering.
Die „Zeit“ und der Fall Schlesinger: Ach, da war nix
Die „Zeit“ bemüht sich um die Rehabilitation der Ex-RBB-Intendantin
Patricia Schlesinger. Noch vor Abschluss der Ermittlungen vermutet sie
Unschuld.
Neue Sparmaßnahmen beim RBB: Weniger begrünte Innenwände
Beim Berliner RBB wird wieder gespart, aber diesmal an den richtigen
Stellen. Vor allem bei den exorbitanten Ruhegeldern von
Ex-Mitarbeiterinnen.
Neue WDR-Intendantin: Preußische Tugenden
Es steht kein*e Journalist*in mehr an der WDR-Spitze. Mit Katrin Vernau
kommt eine Wirtschaftswissenschaftlerin die schon beim RBB aufräumte.
Wechsel in Führungsebene von MDR und RBB: Kein Bock auf Administration
Weil er mehr journalistisch arbeiten will, verlässt Ex-„Spiegel“-Chef
Brinkbäumer den MDR vorzeitig. Beim RBB soll Katrin Günther kommen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.