# taz.de -- Stellenkürzungen bei VW: Falsches Signal | |
> VW entlässt Mitarbeitende. Dabei hatte der Konzern eine | |
> Arbeitsplatzgarantie bis 2029 zugesagt. Die ist nun aufgekündigt. Das | |
> schadet allen Branchen. | |
Bild: Elektrofahrzeuge werden in einer Montagehalle von VW Zwickau montiert | |
Als [1][2008 die Finanzkrise] die deutsche Wirtschaft ins Taumeln brachte, | |
trafen sich zahlreiche Unternehmenschefs mit Kanzlerin Merkel. Nach dem | |
Treffen verkündeten sie großspurig: Alles furchtbar, aber wir kündigen | |
niemandem, versprochen. Das war ein astreiner PR-Coup, denn viele der | |
Konzernchefs konnten ihren Beschäftigten gar nicht kündigen – in ihren | |
Unternehmen galten Beschäftigungssicherungsverträge mit einer jahrelangen | |
Laufzeit. Für die Beschäftigten aller Branchen war das in der Krise | |
zentral: Was auch immer passiert, unsere Jobs sind sicher. | |
Nun will [2][VW, eines der Flaggschiffe der IG Metall und der Republik, die | |
Beschäftigungssicherung des Konzerns aufkündigen]. Eigentlich hat der | |
Vertrag noch eine Laufzeit bis 2029. Kann sein, dass das vor allem ein | |
taktischer Zug ist, mit dem VW hoch pokert, um am Ende der Verhandlungen | |
doch dabei zu bleiben. Aber selbst dann ist diese Ankündigung ein Fehler. | |
Denn in den tarifgebundenen Betrieben sind solche Sondervereinbarungen das | |
wichtigste Instrument für die Sozialpartner: Egal ob Digitalisierung, | |
Betriebsumbau, Sparkurs – über die Beschäftigungssicherung können die | |
Gewerkschaften Zumutungen aushandeln, zu denen die Beschäftigten sonst nie | |
bereit gewesen wären. Das könnte jetzt Vergangenheit sein. | |
Solche [3][Tarifverträge in unterschiedlichen Branchen] wurden zwar immer | |
mal wieder vorzeitig gekündigt. Aber VW ist nicht irgendein Betrieb. Mit | |
seiner Ankündigung signalisiert der Konzern weit über seine Branche hinaus: | |
Es gibt keine Jobsicherheit mehr. Was auch immer Gewerkschaften in massiven | |
Krisen für Beschäftigte in der ohnehin schrumpfenden Zahl von Betrieben mit | |
Tarifvertrag aushandeln, ist nichts mehr wert, es kann morgen in der Tonne | |
liegen – egal welche Branche, wie wichtig, wie stark auch immer. | |
Das Argument wird immer sein: Wieso, das macht VW doch auch! Das ist keine | |
gute Idee in einer Zeit, in der die Verunsicherung ohnehin riesig ist. VW | |
hat mit diesem Vorstoß nicht nur der [4][Automobilsparte] geschadet, | |
sondern der Sozialpartnerschaft in Deutschland – einem Grundpfeiler der | |
Wirtschaft. | |
4 Sep 2024 | |
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## AUTOREN | |
Maike Rademaker | |
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