# taz.de -- Geld aus China, Rohstoffe aus Afrika: Speeddating mit Xi Jinping | |
> Beim China-Afrika-Gipfel hofiert Präsident Xi Jinping die afrikanischen | |
> Staats- und Regierungschefs und inszeniert sein Regime als größten | |
> Freund. | |
Bild: Senegals Präsident Bassirou Diomaye Faye am Mittwoch mit Chinas Präside… | |
Berlin taz | Schon vor der pompösen Eröffnung des dreitägigen | |
China-Afrika-Gipfels (Forum on China-Afrika Cooperation – FOCAC) am | |
Mittwoch in Peking hat Staats- und Parteichef Xi Jinping in einer Art | |
diplomatischem Speeddating viele der angereisten Staats- und | |
Regierungschefs zu Einzelgesprächen getroffen. Das sich Chinas Machthaber | |
für so viele von ihnen individuell Zeit nimmt, [1][beeindruckt die | |
afrikanischen Führer:] China inszeniert sich als einzig wahrer Freund und | |
als Partner unter Gleichen. | |
Schließlich besteht China auch als zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt | |
und als seit Jahrzehnten Afrikas größter Handelspartner immer noch darauf, | |
selbst als Entwicklungsland bezeichnet zu werden. | |
„Das Treffen in Peking ist das wichtigste diplomatische Ereignis des Jahres | |
und wird ein neues Kapitel der Einigkeit und Zusammenarbeit des sozialen | |
Südens schreiben“, erklärte Außenminister Wang Yi vollmundig. | |
Peking betont, dass das Kooperationsforum, das seit dem Jahr 2000 alle drei | |
Jahre abwechselnd in der Volksrepublik oder in Afrika stattfindet, jetzt in | |
seiner neunten Ausgabe das größte diplomatische Treffen in China seit der | |
Coronapandemie ist. | |
## Auch China besteht auf harten Kreditkonditionen | |
Bis auf das Königreich Eswatini (früher Swasiland), das [2][als einziger | |
anerkannter Staat Afrikas noch diplomatische Beziehungen zu Taiwan] pflegt | |
und deshalb nicht teilnehmen darf, sind Vertreter aller afrikanischen | |
Staaten nach Peking eingeladen. | |
Der Honeymoon der FOCAC-Anfänge ist allerdings einer gewissen Ernüchterung | |
gewichen. Galt China zunächst als willkommener Investor und Kreditgeber, | |
sitzt das Geld in der inzwischen mit eigenen Wirtschaftsproblemen | |
kämpfenden Volksrepublik längst nicht mehr so locker. | |
Vielmehr besteht auch Peking mindestens so hart wie westliche Staaten und | |
Banken auf der Bedienung seiner Kredite, was manche inzwischen als | |
„[3][Schuldenfalle]“ geißeln. [4][Erst kürzlich kam es auch deshalb in | |
Kenia zu sozialen Unruhen.] | |
Auch waren nicht alle von den Chinesen finanzierten und gebauten Projekte | |
sinnvoll, manche entpuppten sich als „weiße Elefanten“, die viel kosten und | |
wenig bringen. | |
## Afrikas Rohstoffe locken auch China | |
Deutlich wurde längst auch, dass China wie westliche Länder und frühere | |
Kolonialmächte hauptsächlich an Afrikas Rohstoffen interessiert ist und den | |
Kontinent allenfalls noch als Absatzmarkt sieht, aber kaum bereit ist, in | |
dortige Produktionskapazitäten zu investieren und Technologien zu | |
transferieren. | |
Auch realisiert China in Afrika Projekte oft lieber mit chinesischen als | |
mit lokalen Arbeitskräften. In manchen Ländern ist es deswegen schon zu | |
antichinesischen Protesten gekommen. | |
Der jetzige Gipfel in Peking hat vier thematische Schwerpunkte: | |
Regierungsführung, Industrialisierung und Modernisierung, Frieden und | |
Sicherheit sowie Chinas „Belt and Road-Initiative“, also die Neue | |
Seidenstraße, als deren Teil viele der chinesischen Projekte in Afrika | |
gelten. | |
Als wichtiges Modernisierungsthema gilt der Aufbau erneuerbarer Energien in | |
Afrika und der chinesische Export grüner Technologien. Angesichts eines | |
wachsenden westlichen Protektionismus gegenüber China drängt Peking mit | |
seinen Produkten und Technologien verstärkt auf den afrikanischen Markt. | |
## China sucht Afrikas diplomatische Rückendeckung | |
Weiter prägen aber Infrastrukturprojekte die Zusammenarbeit. So haben | |
Tansanias Präsidentin Samia Suluhu Hassan, Sambias Präsident Hakainde | |
Hichilema und Chinas Xi am Mittwoch in Peking vereinbart, die | |
Tazara-Eisenbahnverbindung aus Sambia über Tansania an den Indischen Ozean | |
wiederzubeleben. Die hatte China Anfang der 1970er Jahre gebaut, doch die | |
Instandsetzung und Modernisierung war in den letzten Jahren schon mehrfach | |
vereinbart worden. | |
China sieht Afrika auch wichtige als politische Unterstützungsbasis in | |
seinem Hegemoniekonflikt mit den USA und dem Westen und etwa bei | |
Abstimmungen in der UNO an. Die Volksrepublik investiert stark in | |
afrikanische Medien und bietet großzügig Stipendien. | |
Pekings Afrika-Gipfel haben inzwischen viele Nachahmer: So hofieren auch | |
[5][Russland], Japan, Indien und Südkorea afrikanische Führer auf | |
öffentlichkeitswirksam inszenierten Treffen. | |
Zuletzt fand zu Wochenbeginn auf Bali das zweite Indonesien-Afrika-Forum | |
statt. In Indonesien erinnert man gern an die erste asiatisch-afrikanische | |
Konferenz 1955 in Bandung. Sie brachte ehemalige Kolonien beider Kontinente | |
zusammen und führte zur Gründung der Blockfreienbewegung. | |
4 Sep 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Praesident-Xi-in-Afrika/!6034663 | |
[2] /Taiwans-Praesidentin-in-Eswatini/!5958970 | |
[3] /Chinesische-Kredite-fuer-Kenia/!5975173 | |
[4] /Proteste-in-Kenia/!6017674 | |
[5] /Putin-laedt-zum-Russland-Afrika-Forum/!5946428 | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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