# taz.de -- Bündnis Sahra Wagenknecht: Sie glauben, es hackt | |
> Das BSW schlägt sich offenbar mit einem Datenleck herum – und spricht von | |
> einem Hackerangriff. Ist die Partei zum Opfer dunkler Mächte geworden? | |
Bild: Wie sorgsam wird mit den Daten von Anhängern und Unterstützer:innen des… | |
Wurde [1][das BSW] Opfer eines „Cyberangriffs“ oder ist die | |
Wagenknecht-Truppe nur einfach zu blöd, um ausreichend sorgsam mit den | |
Daten ihrer Mitglieder und Unterstützer:innen umzugehen? Fakt ist | |
jedenfalls, dass es mal wieder ein heftiges Leck bei dieser Partei neuen | |
Typs gegeben hat. | |
Nach [2][Angaben von Correctiv] liegen der Rechercheplattform etwa 70.000 | |
personenbezogene Daten vor, darunter Mitgliederlisten sowie Angaben zu | |
Unterstützer:innen und Newsletter-Abonnent.innen. Auch die bislang | |
weitgehend nicht öffentlich gemachten 42 „Landesbeauftragten“, die für | |
Aufbau und Personalrekrutierung des BSW in den Ländern zuständig sind. Bei | |
ihnen soll es sich laut Correctiv größtenteils um „Bundestagsabgeordnete, | |
Parteivorstände, Landtagskandidaten und andere Funktionäre“ handeln, was | |
einen Einblick in die Parteistruktur geben würde. | |
Umstritten ist, wie umfangreich die geleakten Datensätze sind. Correctiv | |
gibt an, sie enthielten neben persönlichen Kontaktinformationen auch noch | |
beispielsweise Angaben über die Teilnahme an Wahlpartys und Details zu | |
Unterstützer:innen in verschiedenen Bundesländern. Das BSW behauptet | |
demgegenüber, dass nach seinem „derzeitigen Kenntnisstand“ lediglich die | |
E-Mail-Adressen sowie Vor- und Nachnamen betroffen seien. | |
Wie auch immer: Für einen Verein, dessen Entstehungsprozess aus der | |
Linkspartei heraus auf einem Höchstmaß an Klandestinität beruhte und der | |
bis heute viel Wert auf die Verschleierung seiner internen Strukturen legt, | |
ist das natürlich höchst misslich. Und vielleicht abgesehen von einer | |
Niederlage Russlands im Ukrainekrieg gibt [3][es für Wagenknecht] wohl kaum | |
etwas Schlimmeres als Kontrollverlust. Entsprechend groß ist die Empörung: | |
Böse Kräfte müssen hier am Werk gewesen sein. | |
Das BSW sei „wahrscheinlich erneut das Ziel eines Cyberangriffs geworden“, | |
beklagt die Co-Parteivorsitzende Amira Mohamed Ali in einem Rundschreiben | |
an die „Freundinnen und Freunde“ des BSW. Sofort nach Bekanntwerden sei der | |
Vorfall „unverzüglich an alle relevanten Behörden, einschließlich der | |
Staatsanwaltschaft und der zuständigen Datenschutzbehörde gemeldet“ worden. | |
Dem Spiegel erklärte ein BSW-Sprecher auf Anfrage, nach Einschätzung der | |
Partei handele es sich um einen Hackerangriff. | |
## Fehler eingestehen keine Stärke | |
Doch an dieser Darstellung bestehen erhebliche Zweifel. So schreibt | |
Correctiv, der Datensatz habe „bis vor Kurzem offenbar ungeschützt im Netz“ | |
gelegen, „obwohl schon im März bekannt wurde, dass es ein solches Leck | |
gab“. Tatsächlich hatte das BSW bereits im Frühjahr einen Spiegel-Bericht | |
bestätigen müssen, nach dem Unbefugte offenbar wegen fehlender | |
Sicherheitsmaßnahmen Zugriff auf Informationen zu Tausenden | |
Spender:innen und Newsletter-Abonnent:innen erhalten konnten. Einiges | |
spricht dafür, dass sich das BSW entgegen seiner Beteuerungen auch danach | |
nicht mit der gebotenen Sorgfalt um den Datenschutz und die IT-Sicherheit | |
bemüht hat. | |
Die neuen Daten sollen aus dem Juni dieses Jahres stammen und hätten „zu | |
dem Zeitpunkt weiterhin über die Webseite heruntergeladen werden“ können, | |
berichtet Correctiv. Ein Informant habe dem investigativen Medienhaus | |
bestätigt, „dass das Leck trotz öffentlicher massiver Berichterstattung | |
nach dem ersten Vorfall im März nicht geschlossen wurde“. | |
Dann jedoch wäre die Partei nicht Opfer eines Angriffs, sondern der eigenen | |
Fahrlässigkeit. „Wenn man rudimentäre IT-Sicherheit nicht in den Griff | |
kriegt, zum 2. Mal innerhalb weniger Monate Tausende ungeschützte | |
personenbezogene Datensätze von der eigenen Website herunterladbar sind, | |
und dann behauptet, das sei ein Cyberangriff“, spottet denn auch die | |
Linken-Bundestagsabgeordnete und [4][Netzaktivistin Anke Domscheit-Berg] | |
über ihre früheren Parteifreund:innen vom BSW. | |
Nun ja, das Eingestehen von Fehlern und eigenen Unzulänglichkeiten gehört | |
nicht zu den Stärken von Wagenknecht & Co. Sich als Opfer dunkler Mächte zu | |
gerieren, passt da schon besser ins Programm. Schließlich findet das BSW | |
gerade bei Anhänger:innen von Verschwörungstheorien größeren Zuspruch. | |
Mal schauen, wie das die Datenschutzbehörden sehen, die sich jetzt mit dem | |
Fall beschäftigen müssen. | |
28 Aug 2024 | |
## LINKS | |
[1] /BSW-Wahlkampf-in-Thueringen/!6029511 | |
[2] https://correctiv.org/buendnis-sahra-wagenknecht/2024/08/27/buendnis-sahra-… | |
[3] /Landtagswahlen-in-Sachsen-und-Thueringen/!6031680 | |
[4] /Karriere-von-Anke-Domscheit-Berg/!5303469 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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