# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: 600 Lenkbomben in einer Woche | |
> Ukraines Präsident Selenskyj zieht eine Bilanz der jüngsten Angriffe auf | |
> sein Land. Er rechtfertigt damit Attacken auf russische | |
> Militärflugplätze. | |
Bild: Löscharbeiten nach einem Angriff auf eine Infrastruktureinrichtung in de… | |
## „Russische Luftwaffe zerstören“ | |
Russland hat nach Angaben [1][des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr | |
Selenskyj] sein Land allein in dieser Woche mit mehr als 600 Lenkbomben | |
attackiert. „Die russischen Luftstreitkräfte müssen mit allen wirksamen | |
Mitteln überall, wo sie sich befinden, zerstört werden“, teilt Selenskyj | |
auf einer Online-Plattform mit. Daher sei es auch durchaus gerecht, | |
russische Militärflugplätze anzugreifen. „Und wir benötigen diese | |
gemeinsame Lösung mit unseren Partnern.“ Dies sei nötig für die Sicherheit | |
der Ukraine. (rtr) | |
## Russischer Militärflugplatz Morosowsk angegriffen | |
Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben in der Nacht den | |
russischen Militärflugplatz Morosowsk angegriffen. Bei dem Angriff in der | |
russischen Grenzregion Rostow sei ein Munitionsdepot getroffen worden, in | |
dem unter anderem Lenkbomben lagerten, teilt das Militär mit. Zudem seien | |
mehrere Öl- und Treibstofflager in den russischen Grenzregionen Belgorod, | |
Kursk und Rostow attackiert worden. Dabei seien zwei Öltanks in Brand | |
geraten. Die russischen Behörden bestätigten, dass bei einem Drohnenangriff | |
im Bezirk Kamenski in der Region Rostow ein Treibstofftank Feuer gefangen | |
habe. Ein Brand in einem Öldepot in der Region Belgorod sei rasch gelöscht | |
worden. Niemand sei verletzt worden. (rtr) | |
## Russland meldet ukrainische Angriffe mit 75 Drohnen | |
Russland hat ukrainische Drohnenangriffe auf angrenzende oder grenznahe | |
Gebiete gemeldet. Die Luftabwehrsysteme hätten in der Nacht zum Samstag | |
insgesamt 75 Drohnen über Regionen wie Belgorod, Krasnodar, Kursk, Orjol, | |
Rostow, Woronesch und Rjasan abgefangen und zerstört, teilte das | |
Verteidigungsministerium in Moskau mit. Eine Drohne sei zudem über dem | |
Asowschen Meer abgeschossen worden. | |
Allein über Rostow seien 36 Drohnen vernichtet worden, ergänzte das | |
Ministerium. Der dortige Gouverneur Wassili Golubew sprach hingegen von 55 | |
Drohnen, mit denen seine Region angegriffen worden sei. Wie viele davon | |
abgefangen wurden oder Ziele trafen, ließ er offen. Doch räumte Golubew | |
ein, dass Lagerhäuser in den Bezirken Morosowk und Kamenski Schäden | |
davongetragen hätten. | |
Der ukrainische Generalstab teilte via Facebook mit, dass in den Regionen | |
Belgorod, Kursk und Rostow Treibstofflager ins Visier genommen worden | |
seien. Der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, bestätigte, dass | |
ein Öldepot getroffen worden sei. Einer der Tanks sei dabei explodiert und | |
in Brand geraten. In Orjol krachten zwei Drohnen laut Gouverneur Andrej | |
Klytschkow in ein Hochhaus und lösten kurzzeitig ein Feuer aus. Eine Person | |
habe sich medizinisch behandeln lassen. (ap) | |
## Ukraine meldet Abschuss von 24 russischen Schahed-Drohnen | |
Die Ukraine meldet wieder einen größeren russischen Drohnenangriff. Die | |
Luftabwehr habe in der Nacht 24 von 29 russischen Schahed-Drohnen aus | |
iranischer Produktion über neun Regionen abgeschossen, teilte das Militär | |
mit. Auch zwei S-300-Flugabwehrraketen und zwei Ch-31-Raketen seien | |
abgefangen worden. In der zentralukrainischen Region Winnyzja wurde nach | |
Angaben der örtlichen Behörden bei dem Angriff kritische Infrastruktur | |
beschädigt. Einzelheiten dazu wurden zunächst nicht genannt. Auch die | |
südlichen Regionen Cherson und Mykolajiw wurden attackiert. Berichte über | |
Verletzte lagen nicht vor. Erst am Mittwoch hatte die Ukraine nach eigenen | |
Angaben einen der bislang größten [2][russischen Drohnenangriffe] seit | |
Kriegsbeginn abgewehrt. Dabei seien alle 89 Drohnen sowie eine CH-59-Rakete | |
abgeschossen worden. (rtr) | |
## Ratingagentur stuft Ukraines Kreditwürdigkeit herunter | |
Die Agentur S&P Global stuft die Kreditwürdigkeit der Ukraine auf | |
partiellen Zahlungsausfall („selective default“, „SD“) herab. Der Grund | |
dafür sei, dass das Land diese Woche die Bedienung einer | |
Fremdwährungsanleihe verpasst habe, teilt die Agentur mit. Für die fällige | |
Zinszahlung von 34 Millionen Dollar gebe es zwar noch die übliche | |
Nachfrist, aber S&P sehe kaum eine Chance, dass die Zahlung rechtzeitig | |
geleistet wird. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte ein | |
Gesetz unterzeichnet, das es erlaubt, Schuldenzahlungen auszusetzen, bis | |
eine Umstrukturierung von Schulden abgeschlossen ist. „Wir erwarten nicht, | |
dass die Zahlung innerhalb der vertraglich festgelegten Nachfrist von 10 | |
Geschäftstagen erfolgt“, erklärt die Ratingagentur und fügt hinzu, dass das | |
Rating während einer Umstrukturierung auf „D“ (Zahlungsausfall) | |
herabgestuft werde. Wenn die Umstrukturierung der Fremdwährungsschulden | |
abgeschlossen sei, komme eine Anhebung des Ratings auf „CCC“ oder „B“ in | |
Betracht, erklärt S&P. (rtr) | |
## Anklage gegen Wagner-Männer wegen Brandstiftung in London | |
Wegen Brandstiftung in London im Auftrag der russischen Privatarmee Wagner | |
ist gegen zwei weitere Männer Anklage erhoben worden. Dabei geht es um | |
einen Brandanschlag auf ein Gewerbeobjekt in Ostlondon im März. Das | |
betroffene Unternehmen soll Beziehungen zur Ukraine haben. | |
Die Behörden haben die 22 und 19 Jahre alten Verdächtigen unter einem neuen | |
Sicherheitsgesetz angeklagt. Das Gesetz soll ein schärferes Durchgreifen | |
bei feindlichen Handlungen gegen Großbritannien ermöglichen, darunter | |
Spionage. Die Wagner-Gruppe ist in Großbritannien als terroristische | |
Organisation verboten. | |
In dem Fall waren bereits fünf weitere Männer angeklagt worden. Ein | |
20-Jähriger soll im Auftrag von Wagner Anschläge orchestriert und weitere | |
Männer angeheuert und bezahlt haben. Eine Gerichtsanhörung ist für Anfang | |
Oktober geplant. (dpa) | |
## London: Russland erleidet andauernd hohe Verluste | |
Großbritannien rechnet angesichts der russischen Angriffe in der Ukraine | |
mit andauernd hohen Verlusten. Im August würden wahrscheinlich weiterhin im | |
Durchschnitt mehr als 1000 russische Soldaten jeden Tag getötet oder | |
verwundet, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Grund seien | |
die fortgesetzten Offensiven auf breiter Front zwischen Charkiw im | |
Nordosten und Robotyne im Süden. | |
Im nordostukrainischen Gebiet Charkiw hätten die Russen ihre Positionen | |
gefestigt, hieß es in London weiter. Deshalb hätten sich die russischen | |
Verluste leicht reduziert. | |
Seien es im Mai noch durchschnittlich 1262 Getötete und Verwundete jeden | |
Tag gewesen und damit ein Rekordwert, waren es im Juni demnach noch 1140. | |
Dennoch seien die vergangenen drei Monate die verlustreichsten seit | |
Kriegsbeginn gewesen, hieß es unter Berufung auf Angaben des ukrainischen | |
Generalstabs. Die Zahlen können nicht unabhängig überprüft werden. | |
Eine effektive ukrainische Verteidigung und [3][mangelnde Ausbildung der | |
russischen Kräfte] hätten im Gebiet Charkiw dazu geführt, dass die | |
Angreifer taktische Erfolge nicht ausnutzen könnten, teilte das Ministerium | |
weiter mit. (dpa) | |
## Pawel Kuschnir in U-Haft gestorben | |
Der inhaftierte russische Pianist und Kriegsgegner Pawel Kuschnir ist nach | |
Angaben von Menschenrechtlern in einem Untersuchungsgefängnis in | |
Birobidschan im Fernen Osten des Landes gestorben. Der 39-Jährige sei den | |
Folgen eines Hungerstreiks erlegen, berichtete das russische | |
Bürgerrechtsportal OVD-Info. In Deutschland bestätigte die Pianistin Olga | |
Shkrygunova, eine langjährige Bekannte, auf Facebook Kuschnirs Tod. | |
Der Künstler arbeitete an der Philharmonie in Birbidschan und war den | |
Angaben nach Ende Mai unter dem Vorwurf von Extremismus festgenommen | |
worden. Kuschnir hatte aus seiner Haltung gegen den russischen Angriff auf | |
das Nachbarland Ukraine keinen Hehl gemacht, ein Buch gegen den Krieg | |
geschrieben und einen kleinen Youtube-Kanal mit antifaschistischen | |
Manifesten betrieben. Kuschnir habe bei seinem Hungerstreik auch das | |
Trinken verweigert, berichtete die Journalistin und | |
Menschenrechtsaktivistin Olga Romanowa. Es gab keine Angaben, warum er den | |
Hungerstreik begonnen hatte. | |
OVD-Info verzeichnete in einer aktuellen Statistik knapp 1000 Verfahren | |
gegen Kriegsgegner in Russland. Fast 300 Menschen seien in U-Haft, in | |
Straflagern oder Kliniken eingesperrt. Am Donnerstag hatten Russland und | |
der Westen in einer Großaktion Gefangene ausgetauscht. Ilja Jaschin, einer | |
freigelassenen russischen Oppositionellen, sagte am Freitag in Bonn, er | |
habe Russland eigentlich nicht verlassen wollen. Es gebe andere schwer | |
kranke politische Häftlinge, deren Rettung dringender gewesen wäre. (dpa) | |
## 1402 ukrainische Ärzte warten auf deutsche Approbation | |
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 | |
haben einem Medienbericht zufolge mindestens 1674 geflüchtete ukrainische | |
Ärztinnen und Ärzte einen Antrag auf Approbation gestellt, um in | |
Deutschland praktizieren zu dürfen. Dies berichtete nach Angaben vom | |
Samstag die „Welt am Sonntag“, welche die zuständigen Ämter aller | |
Bundesländer abfragte. Demnach wurden bislang lediglich 187 Anträge | |
bewilligt, 1402 befinden sich noch in Bearbeitung. | |
Die Zahlen basieren auf Rückmeldungen aus 14 Ländern, Bremen und Hessen | |
konnten den Angaben zufolge nur unvollständige Daten liefern. Die | |
Wartezeiten seien nicht allein für Ukrainer so lang, schreibt die Zeitung. | |
Zwischen der Antragstellung durch Mediziner aus Ländern außerhalb der | |
Europäischen Union und der Bewilligung ihrer Approbation liegen demnach | |
typischerweise zwischen 15 Monaten und drei Jahren. | |
„Diese Bilanz ist verheerend“, kritisierte der Präsident der Deutschen | |
Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, gegenüber der „Welt am Sonntag“. „… | |
Ausmaß der Bürokratie lähmt mittlerweile auch dringende Prozesse wie die | |
Anerkennung von Ärztinnen und Ärzten.“ Benötigt werde jetzt „eine echte | |
Entbürokratisierungsoffensive“. Auf „bürokratische Hürden und personell | |
ausgezehrte Landesbehörden“ wies auch die Vorsitzende der | |
Medizinervereinigung Marburger Bund, Susanne Johna, hin. | |
„Das deutsche Gesundheitswesen leidet dramatisch unter einem allgemeinen | |
Arbeitskräftemangel, ukrainische Ärzte könnten für uns eine wertvolle | |
Unterstützung sein“, sagte der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen | |
der Zeitung. Das Problem sieht er allerdings bei den Ländern: Die hohe Zahl | |
der noch nicht beschiedenen Anträge zeige, „dass die aktuellen | |
Anerkennungsverfahren dysfunktional, viel zu umständlich und sehr | |
bürokratisch durch die Bundesländer organisiert sind“. Dabei entspreche die | |
medizinische Ausbildung in europäischen Nachbarstaaten wie der Ukraine | |
durchaus den Standards in EU-Nachbarländern. (afp) | |
## Selenskyj kündigt Entbürokratisierung beim Militär an | |
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigt nach mehr als zwei | |
Jahren Kampf gegen den russischen Angriffskrieg nun eine | |
Entbürokratisierung beim Militär an. „Wir bereiten neue, völlig moderne | |
Lösungen für unsere Kämpfer vor, die definitiv eine Menge unnötiger | |
Bürokratie und Papierkram in den Einheiten beseitigen werden“, sagte | |
Selenskyj in seiner in Kiew verbreiteten abendlichen Videobotschaft. Die | |
innovativen Entscheidungen würden schon bald der Öffentlichkeit | |
vorgestellt, sagte er nach einem Treffen mit Vertretern des | |
Verteidigungsministeriums. Details nannte er nicht. | |
Selenskyj ließ sich nach eigenen Angaben auch durch den Oberkommandierenden | |
Olexander Syrskyj über die Lage an der Front informieren. Die schwersten | |
Kämpfe gebe es um Pokrowsk im Gebiet Donezk. Dort brauche es eine | |
verstärkte Antwort gegen die russischen Besatzer, sagte Selenskyj. Die | |
Soldaten hielten dort trotz der russischen Erstürmungen Stand und | |
gewährleisteten so den Schutz im ganzen Osten des Landes. Auch in der | |
Region Charkiw und in anderen Teilen werde nicht nachgelassen bei der | |
Verteidigung. | |
Selenskyj informierte auch darüber, dass er mit Verteidigungsminister | |
Rustem Umjerow den Bau neuer Korvetten für die Ukraine besprochen habe. | |
(dpa) | |
## Ukrainisches Kriegsschiff in der Türkei zu Wasser gelassen | |
Zuvor wurde in der Türkei ein zweites Kriegsschiff des Typs Korvette zu | |
Wasser gelassen. „Wir wissen wie niemand anderes, wie wichtig Sicherheit | |
ist, und diese Korvette wird ein Unterpfand der Sicherheit für unsere | |
gesamte gemeinsame Region“, sagte die ukrainische Präsidenten-Ehefrau Olena | |
Selenska bei der Zeremonie in Istanbul gemäß einer Mitteilung. | |
Das im März auf den Namen „Hetman Iwan Wyhowskyj“ getaufte Schiff folgt auf | |
die Korvette mit dem Namen „Hetman Iwan Masepa“, die bereits im Oktober | |
2022 vom Stapel lief. Aktuell führt die Ukraine Testfahrten mit dem Schiff | |
durch. | |
Beide Korvetten waren im Jahr 2020 schon vor dem russischen Einmarsch in | |
die Ukraine bestellt worden. Die mit moderner Tarnkappentechnik | |
ausgerüsteten Küstenverteidigungsschiffe wurden in der Türkei geordert, da | |
der eigene Schiffsbau der Ukraine zu rückständig ist. Ursprünglich sollte | |
der Endausbau in ukrainischen Werften stattfinden. Wegen des Kriegs ist das | |
jedoch derzeit nicht möglich. An der Veranstaltung zum Stapellauf der | |
Korvette nahmen auch Verteidigungsminister Umjerow und Flottenchef Olexij | |
Nejischpapa teil. (dpa) | |
3 Aug 2024 | |
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