# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Drusen gegen Vergeltung | |
> Vertreter der Drusen sprechen sich gegen Rache wegen des verheerenden | |
> Raketenbeschusses auf den Golanhöhen aus. Israel meldet Angriff auf zehn | |
> Hisbollah-Ziele. | |
Bild: Madschdal Schams am 29. Juli: Angehörige der drusischen Minderheit traue… | |
## Drusen distanzieren sich von Israels Vergeltungsdrohung | |
[1][Nach dem tödlichen Raketenangriff] auf die von Israel annektierten | |
Golanhöhen am Wochenende haben sich Vertreter der dort lebenden Drusen von | |
israelischen Vergeltungsdrohungen distanziert. Der Tod von zwölf Kindern | |
und Jugendlichen dürfe nicht als politischer „Vorwand“ genutzt werden, | |
warnten Gemeindevertreter am Dienstag in einer gemeinsamen Erklärung. | |
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte zuvor mit einer „harten | |
Antwort“ auf den Raketenbeschuss gedroht. | |
„Wir lehnen es ab, dass auch nur ein einziger Tropfen Blut unter dem | |
Vorwand vergossen wird, unsere Kinder zu rächen“, hieß es in der Erklärung | |
weiter. Die Religion der Drusen verbiete „jegliche Form des Tötens und der | |
Rache“. Die meisten der rund 11.000 Einwohner des betroffenen Dorfs | |
Madschdal Schams sehen sich weiter Syrien zugehörig, auch Jahrzehnte nach | |
der international nicht anerkannten israelischen Besetzung der Golanhöhen. | |
Israel und die USA machen die libanesische Hisbollah-Miliz für den | |
Raketenbeschuss verantwortlich, diese weist die Vorwürfe zurück. Seit | |
Beginn des Kriegs zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen kommt es | |
immer wieder zu Kämpfen mit der Hisbollah an der Grenze zum Libanon und auf | |
den Golanhöhen, bei denen auf israelischer Seite nach Militärangaben | |
bislang 22 Soldaten und 24 Zivilisten getötet wurden. Im Libanon starben | |
nach AFP-Zählungen 527 Menschen. (afp) | |
## Austin: Krieg nicht unvermeidbar | |
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hält einen Kampf zwischen Israel und | |
der libanesischen Hisbollah-Miliz nicht für unvermeidbar. Die USA würden | |
die Lage gerne auf diplomatischem Wege gelöst sehen, sagt er auf einer | |
Pressekonferenz bei einem Besuch in der philippinischen Hauptstadt Manila. | |
Israel macht die Hisbollah für einen Raketenangriff auf die Golanhöhen mit | |
zwölf Toten verantwortlich. Die Hisbollah bestreitet dies. (rtr) | |
## Meloni: Nicht in Vergeltungsfalle tappen | |
Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni appelliert an Israel, | |
nicht in die Falle von Vergeltungsangriffen zu tappen. Sie sei „sehr, sehr | |
besorgt“ über die Lage im Libanon und das Risiko einer Eskalation, sagt | |
Meloni bei einem Besuch in China. Die internationale Gemeinschaft solle | |
weiterhin auf Zurückhaltung dringen. China könne bei diesen Bemühungen | |
helfen, da es enge Beziehungen zum Iran und zu Saudi-Arabien unterhalte. | |
Der Iran führt die sogenannte Achse des Widerstandes, der unter anderem die | |
Hisbollah-Miliz im Libanon und die Hamas im Gazastreifen angehören. Israel | |
macht die Hisbollah für einen Raketenangriff auf die von ihm besetzten | |
syrischen Golanhöhen am Wochenende verantwortlich, bei dem zwölf Kinder und | |
Jugendliche starben. Die Hisbollah hat eine Verantwortung dafür | |
zurückgewiesen. (rtr) | |
## Hamas: Netanjahu blockiert | |
Im Ringen um eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung von | |
Geiseln werfen sich Hamas und Israel gegenseitig vor, die Verhandlungen zu | |
blockieren. Hamas-Politbüromitglied Issat El-Reschik weist Vorwürfe zurück, | |
die Gruppe habe neue Bedingungen gestellt. Stattdessen wirft er dem | |
israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu eine Verzögerungstaktik | |
vor. Ein weiterer Hamas-Funktionär erklärt gegenüber dem Hamas-Sender | |
Al-Aksa, Netanjahu habe „unmögliche“ Forderungen zur Rückkehr der | |
vertriebenen Palästinenser gestellt und sich geweigert, sich vom | |
Grenzübergang Rafah und der Grenzlinie zu Ägypten zurückzuziehen. Auch die | |
Freilassung palästinensischer Langzeithäftlinge lehne er ab. | |
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte zuvor die Hamas für den | |
Stillstand der Verhandlungen verantwortlich gemacht. Die USA, die die | |
Gespräche vermitteln, betonen wiederholt, dass eine Einigung in greifbarer | |
Nähe sei. Die aktuellen Verhandlungen basieren auf einem [2][Vorschlag von | |
US-Präsident Joe Biden] vom Mai. (rtr) | |
## Aktivisten: Israel greift im Süden Syriens an | |
Israel hat Aktivisten zufolge in der Nacht zu Dienstag zwei Stützpunkte der | |
syrischen Luftabwehr angegriffen. Die in Großbritannien ansässige Syrische | |
Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete zwei Raketenangriffe auf | |
Ziele in der Provinz Daraa. Die Angriffe seien von den von Israel | |
annektierten Golanhöhen aus erfolgt, Opfer habe es nicht gegeben. Die | |
staatlichen syrischen Medien berichteten nicht über die Angriffe. | |
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte nach dem | |
tödlichen Raketenangriff auf den Golanhöhen am Samstag mit einer „harten“ | |
Antwort gedroht. Israel und die USA machen die libanesische Hisbollah-Miliz | |
für den Angriff verantwortlich. Bei dem Einschlag der Rakete auf einem | |
Fußballfeld waren nach israelischen Angaben mindestens zwölf Kinder und | |
Jugendliche im Alter zwischen zehn und 16 Jahren getötet worden. Die | |
Hisbollah-Miliz bestreitet eine Verantwortung für den Angriff. | |
Die vom Iran unterstützte Hisbollah kämpft im Bürgerkrieg in Syrien seit | |
Jahren auf der Seite des Präsidenten Baschar al-Assad. Die | |
Beobachtungsstelle hatte am Sonntag erklärt, pro-iranische Gruppen und der | |
Hisbollah nahestehende Kämpfer hätten ihre Stellungen im Umland der | |
Hauptstadt Damaskus und in syrisch kontrollierten Teilen der Golanhöhen in | |
Erwartung „möglicher israelischer Luftangriffe“ evakuiert. (afp) | |
## Außenminister fordert Nato-Ausschluss der Türkei | |
Nach Drohungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan gegen Israel | |
hat der israelische Außenminister Israel Katz einen Ausschluss der Türkei | |
aus der Nato gefordert. „Erdogan hat die Türkei zu einem Mitglied der | |
iranischen Achse des Bösen gemacht“, sagte Katz am Montagabend. Die Türkei | |
sei Gastgeber der islamistischen Terrororganisation Hamas. Katz rief alle | |
Nato-Mitgliedstaaten dazu auf, „die Türkei sofort auszuschließen“. | |
Erdogan hatte [3][Israel zuvor mit militärischer Einmischung gedroht.] „So | |
wie wir in Bergkarabach reingegangen sind, so wie wir in Libyen | |
reingegangen sind, werden wir mit ihnen dasselbe tun“, sagte er am Sonntag | |
auf einer Veranstaltung seiner Regierungspartei AKP in Rize am Schwarzen | |
Meer. Erdoğan bezog sich dabei auf den Bergkarabach-Konflikt, wo Erdogan | |
die Konfliktpartei Aserbaidschan unter anderem mit Drohnen unterstützte. Im | |
Bürgerkriegsland Libyen unterstützt Ankara die international anerkannte | |
Regierung mit militärischer Ausstattung und Personal. | |
Israels Außenminister sagte, die Türkei habe massiv gegen Nato-Grundsätze | |
verstoßen, indem sie „damit gedroht hat, ohne Provokation in ein | |
demokratisches westliches Land vorzudringen“. Die USA und die westliche | |
Welt müssten „Erdoğan verurteilen und seine zerstörerischen Aktivitäten | |
stoppen“. (afp) | |
## Britische Regierung ruft zum Verlassen des Libanon auf | |
Wegen der angespannten Sicherheitslage im Libanon hat die britische | |
Regierung ihre Staatsangehörigen dazu aufgerufen, das Land zu verlassen. | |
„Wir raten britischen Staatsangehörigen, den Libanon zu verlassen und nicht | |
in das Land zu reisen“, erklärte Außenminister David Lammy am Montag im | |
Onlinedienst X. Die Situation entwickle sich sehr schnell. | |
Zuvor hatte auch die Bundesregierung alle Deutschen aufgefordert, das Land | |
schnellstmöglich zu verlassen. „Ich appelliere eindringlich an alle | |
Deutschen: Reisen Sie aus dem Libanon aus“, schrieb Außenministerin | |
Annalena Baerbock (Grüne) im Onlinedienst X. Sollte die Lage eskalieren, | |
werde eine Ausreise nur schwer möglich sein, betonte sie. Die Lufthansa | |
Gruppe sowie die französische Fluggesellschaft Air France setzten ihre | |
Flüge in die libanesische Hauptstadt Beirut vorerst aus. | |
Hintergrund der Warnungen ist der tödliche Raketenbeschuss aus dem Libanon | |
auf ein Dorf auf den von Israel annektierten Golanhöhen, der einen | |
Vergeltungsschlag Israels und damit eine Eskalation der Situation | |
befürchten lässt. Bei einem Besuch des Dorfs Madschdal Schams drohte | |
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu am Montag erneut mit einem | |
„harten“ Schlag gegen die libanesische Hisbollah-Miliz. | |
Bei dem Einschlag der Rakete auf einem Fußballfeld waren nach israelischen | |
Angaben mindestens zwölf Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und | |
16 Jahren getötet worden. Die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz hat | |
bestritten, hinter dem Angriff zu stecken. (afp) | |
## Royal Jordanian setzt Flüge aus | |
Die jordanische Fluggesellschaft Royal Jordanian setzt einem Medienbericht | |
zufolge ihre Flüge in die libanesische Hauptstadt Beirut am Montag und | |
Dienstag aus. Das berichtet das jordanische Fernsehen unter Berufung auf | |
eine Erklärung der Fluggesellschaft. Das jordanische Außenministerium ruft | |
zudem seine Bürger dazu auf, nicht in den Libanon zu reisen. Auch die | |
jordanischen Bürger im Libanon würden aufgefordert, äußerste Vorsicht | |
walten zu lassen und sich von gefährlichen Gebieten fernzuhalten. Zuvor | |
hatten bereits die Lufthansa, Swiss, Eurowings und Air France ihre | |
Verbindungen nach Beirut gestrichen. (rtr) | |
30 Jul 2024 | |
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