Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Hundefänger in der Türkei: Adoption, sonst bleibt nur der Tod
> Erdoğans Regierung will Straßenhunden an den Kragen. Finden sie nicht in
> einem Monat Besitzer, sollen sie getötet werden – trotz starker Proteste.
Bild: Ein streunender Hund in Istanbul. Sollte er keine BesitzerInnen finden, d…
Istanbul taz | Die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat am
Mittwoch ein Gesetz im Parlament eingebracht, das die massenhafte Tötung
von Straßenhunden vorsieht. Es soll das Jahrhunderte alte Problem der
Straßenhunde lösen, indem sie gefangen und getötet werden sollen.
Demnach sollen eingefangene Hunde zunächst einen Monat in städtischen
Tierasylen untergebracht und dann im Internet zur Adoption angeboten
werden. Die Tiere, die dann keinen Besitzer gefunden haben, sollen getötet
werden. Die frei gewordene Plätze in den Tierasylen werden dann wieder mit
eingefangenen Hunden gefüllt, die nach demselben Muster erst angeboten und
dann getötet werden sollen, bis das Problem der Straßenhunde gelöst ist.
[1][Gegen die geplanten Tötungen gibt es starke Proteste], darunter von
allen türkischen Tierschutzvereinen und der Standesvertretung der
Tierärzte. HundeliebhaberInnen protestierten auf Demonstrationen gegen den
geplanten Massenmord.
Gegner und Befürworter des Gesetzes liefern sich in den sozialen Medien
heftige Gefechte. Anlass für das Gesetz ist laut Regierung die wachsende
Gefahr, die von den Straßenhunden ausgehe. Angeblich sei die Anzahl der von
Straßenhunden angegriffenen Menschen, darunter angeblich viele Kinder, in
den letzten Jahren immer mehr angestiegen, sodass das Problem nicht mehr
ignoriert werden könnte.
## Tierschützer fordern Sterilisationskampagne
Regierungsanhänger posten Bilder von gebissenen Kindern, um die Gefahr der
Straßenhunde zu zeigen. Dagegen lehnen Tierschützer das Massentöten ab und
fordern stattdessen, die Hunde einzufangen, zu sterilisieren und in neu zu
bauenden, kommunalen Tierheimen zu versorgen. Nur durch eine landesweite
Sterilisationskampagne könne das Problem tiergerecht und dauerhaft gelöst
werden, sagt der Tierärzteverband.
Ob die Straßenhunde, die zum alltäglichen Bild des Landes und vor allem der
Großstädte gehören, tatsächlich zu einer größeren Bedrohung geworden sind,
ist schwer nachprüfbar. Belastbare Zahlen gibt es dazu nicht, stattdessen
emotionalisierende Internetkampagnen. Der eigene Augenschein spricht aber
dagegen. In aller Regel liegen die Hunde friedlich in der Sonne und lassen
sich selbst an belebten Plätzen nicht aus der Ruhe bringen.
In den meisten Nachbarschaften kennen die Leute „ihre“ Straßenhunde und
versorgen sie auch. Viele HundefreundInnen haben in den letzten Wochen
„ihren“ Straßenhunden Halsbänder umgehängt, damit Hundefänger sie nicht
einsammeln.
## Für das religiöse Lager sind Hunde „unrein“
Die Vehemenz der Auseinandersetzung zeigt, dass damit auch ein
gesellschaftlicher Konflikt verbunden ist. Für das religiöse Lager sind
Hunde per se „unrein“ und werden abgelehnt. Laut Erdoğan haben nur die
Ungläubigen „weißen Türken“ Hunde, es sei denn, es sind nützliche
Hirtenhunde auf dem Dorf.
Entsprechend ist die säkulare größte Oppositionspartei CHP strikt gegen die
„Hundeeuthanasie“, aber auch die religiöse Neue Refah Partei, Erdoğans
gefährlichste Konkurrenz auf religiöser Seite.
18 Jul 2024
## LINKS
[1] /Strassenhunde-in-Istanbul/!6011427
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
## TAGS
Türkei
Recep Tayyip Erdoğan
Hundegesetz
CHP
Tierheime
Social-Auswahl
Hunde
Türkei
Recep Tayyip Erdoğan
Türkei
Türkei
Syrische Flüchtlinge
Schwerpunkt Türkei
## ARTIKEL ZUM THEMA
Tötung von Straßenhunden in der Türkei: Todesfalle Tierheim
Die türkische Regierung verabschiedete ein Gesetz, das das Massentöten von
Straßentieren erlaubt. Der Protest dagegen bringt die Menschen zusammen.
Töten von Straßenhunden in der Türkei: Exzesse von Hundehassern
Seit Kurzem ist in der Türkei das Töten von Straßenhunden erlaubt.
Tierschützer versuchen, so viele Vierbeiner zu retten wie möglich.
Gesetz für Tötung von Straßenhunden: Die Türkei geht vor die Hunde
Die Türkei hat ein Gesetz verabschiedet, das die Tötung von Straßenhunden
vorsieht. Der Streit darüber zeigt, wie unversöhnlich die Gesellschaft ist.
Preisgefälle im Tourismus: Türkei zu teuer für Türken
Die Türkei ist kein Billig-Reiseland. Grund dafür ist die anhaltende
Inflation. Mit Express-Visa reisen viele lieber zu griechischen Inseln.
Konflikt in Syrien: Erdoğan will seine Armee abziehen
Türkische Truppen besetzten bisher Teile Nordsyriens. Nun will Erdoğan,
dass sie das Land verlassen. Auch aus dem Irak werde man sich zurückziehen.
Syrische Geflüchtete in der Türkei: Daten-Leak gefährdet Menschen
In der Türkei wurden die Daten von syrischen Geflüchteten veröffentlicht.
Angesichts der rassistischen Stimmung sorgen sie sich vor gezielten
Angriffen.
Türkisches Radio schließt: Die Vielfalt verstummt
Der unabhängige Radiosender „Acik Radyo“ verliert seine Lizenz. Das ist ein
erneuter Schlag gegen die Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.