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# taz.de -- Der Queerbeauftragte wird bedroht: Mit üblem Hass überschüttet
> Alfonso Pantisano, der Queerbeauftragte des Berliner Senats, macht Mails
> und Anrufe mit Drohungen öffentlich. Er beklagt den Hass auf alles
> Queere.
Bild: Alfonso Pantisano zeigt sich oft in der Öffentlichkeit, wie hier am 26. …
Berlin taz | Eine mutige Botschaft: „Ihr dürft euch alle darauf verlassen:
Ich gebe nicht auf!“, schrieb Alfonso Pantisano vergangene Woche kurz vor
dem Berliner CSD auf [1][Facebook] und wünschte dann ein „gutes [2][Pride
Weekend]“. Was der Beauftragte für die Rechte queerer Menschen, vom Senat
[3][vor gut einem Jahr berufen], in seinem langen Statement öffentlich
machte, schockiert.
Pantisano beklagt in dem Posting eine von Hass auf alles Queere getriebene
Kampagne gegen seine Person. „Seit Tagen kommen bei mir Drohmails und
Drohanrufe an, die teilweise haarsträubend sind“, schreibt der
SPD-Politiker. Und dass es viele sind. „Die Verachtung gegen mich
persönlich, gegen das Amt des Queerbeauftragten und auch gegen die queere
Community wächst und entlädt sich in dieser zermürbenden Kommunikation des
Hasses.“ Das Nachrichtenportal [4][queer.de] hatte zuerst berichtet.
Pantisano veröffentlichte einige Beispiele von auf dem Anrufbeantworter
eingegangenen Sprachnachrichten, weil ihm, wie er schreibt, wichtig sei,
dass die Öffentlichkeit ein Bild davon bekommt, wie derzeit seine
Lebensrealität aussieht: „Augen gehen verloren, Körper ohne Beine, wir
wollen euer Blut, es schmeckt so wunderbar.“ Und: „Das Feuer ist entzündet,
wir werden euch verbrennen, erschlagen und ersticken.“ Oder: „Köpfe sind am
Rollen, Gesichter sind verstümmelt, blutverspritzte Wände, Gewinsel und
Geheule, der Terror, der ist da.“
Für Pantisano ist klar, dass alles, was bei ihm an Hassbotschaften eingeht,
zur Strafanzeige gebracht wird. „Zwischenergebnis ist, dass ich aktuell
nicht immer meine Wohnung alleine verlassen darf“, schreibt er weiter.
„Einige von euch haben es gesehen und haben mir Mut gemacht. Danke für die
Solidarität.“
Dazu muss man wissen, dass Pantisano viel in der Stadt und in der queeren
Community unterwegs ist und dafür auch ganz normal die öffentlichen
Nahverkehrsmittel nutzt, wie er der taz bei einem Hintergrundgespräch vor
ein paar Monaten erzählte. Auch damals berichtete er schon von Bedrohungen.
Normal sei nun gar nichts mehr in seinem Leben. Darum die Veröffentlichung
mit zahlreichen, sehr persönlichen Details: „Ich kann euch sagen, dass
meine aktuelle Realität beängstigend ist. Sie raubt mir den Schlaf, sie
lähmt mich in meiner Freiheit und sie macht mich mehr als einsam. Das merke
ich gerade dann, wenn man von anderen Menschen auf die öffentliche Toilette
begleitet wird, weil der Weg dorthin alleine nicht sicher genug ist.“
Einige Freund:innen hätten ihm dazu geraten, diese Hassnachrichten nicht
zu lesen oder abzuhören, nicht an sich heranzulassen. „Aber wie soll das
gehen?“, schreibt er. „Wo lernt man den Umgang mit all diesen Drohmails und
Drohanrufen?“
Pantisano, der durchaus umstritten ist und polarisiert, berichtet von
Leuten, die „nichts Besseres zu tun gehabt haben“, als sich über die
Hassbotschaften lustig zu machen. „Der Pantisano würde sich jetzt wichtig
fühlen.“ Und räumt an der Stelle ein, dass man ihn für das Amt des
Queerbeauftragten gut geeignet finden könne oder eben nicht, dass man ihn
persönlich mögen könne oder auch nicht – das alles wäre okay.
Hassbotschaften, ja Morddrohungen aber nicht. „Denn am Ende des Tages sind
diese einzelnen Angriffe gegen mich auch ein Angriff gegen unsere
Community.“
Auf Facebook sind aber auch viele unterstützende Kommentare zu finden, oft
ist von Solidarität zu lesen. Ein User mit dem Nicknamen Tom Tucker zum
Beispiel schreibt: „Ich stehe hinter dir. Ich stehe mit dir. Und wenn nötig
stehe ich zwischen dir und diesen Idioten. Keiner soll das alleine
durchmachen.“
Der 49-Jährige lässt keinen Zweifel daran, dass er nicht klein beigeben
wird. Pantisano will auch nicht leiser werden: „Das habe ich noch nie getan
und das werde ich jetzt erst recht nicht tun.“ Die Stimmen der queeren
Community seien wichtiger denn je. „Oder kriegen wir nicht mit, was da
draußen gerade los ist? Kriegen wir nicht mit, welche organisierten Kräfte
gegen all das operieren, wofür unsere Regenbogen-Community steht?“
29 Jul 2024
## LINKS
[1] https://www.facebook.com/pantisano.alfonso/posts/pfbid0MQFZvjNYjtzZgRjyp4pX…
[2] /Pride-Paraden-in-Berlin/!6023801
[3] /Berlins-Queerbeauftragter-ueber-Pride/!5983935
[4] https://www.queer.de/detail.php?article_id=50362
## AUTOREN
Andreas Hergeth
## TAGS
Schwerpunkt LGBTQIA
Queer
Sexuelle Vielfalt
Hassrede
Drohungen
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Homophobie
Christopher Street Day (CSD)
Christopher Street Day (CSD)
Queer
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