# taz.de -- US-Fußballnationalteam der Frauen: Vermächtnis in Gefahr | |
> Die queerfeindlichen Postings von US-Fußballerin Korbin Albert sorgen bei | |
> den US-amerikanischen Soccer-Fans für Kritik, und bei einigen | |
> Spielerinnen. | |
Bild: US-Fußballerin Korbin Albert – ihre politische Einstellung macht sie b… | |
Beim letzten Spiel des US-Fußball-Nationalteams der Frauen (USWNT) vor den | |
Olympischen Spielen kommt dieses gegen Costa Rica nur zu einem mageren 0:0. | |
Immer wieder hallen laute Buhrufe durchs Stadion in Washington, mit der | |
sportlichen Leistung haben sie allerdings nichts zu tun. | |
Denn bei allem, was sich über die sportliche Entwicklung und die [1][neue | |
US-Trainerin Emma Hayes] an der Seitenlinie sagen ließe, steht seit Monaten | |
ein ganz anderes Thema im Fokus der Fans. Sie sprechen von einem | |
gefährdeten Safe Space und schreiben offene Briefe an Emma Hayes. Der Grund | |
dafür ist der Umgang von Verbänden und Trainerin Hayes mit dem Verhalten | |
der Spielerin Korbin Albert. | |
Albert, 20 Jahre alt und Mittelfeldspielerin aus Illinois, verdient ihr | |
Geld seit rund anderthalb Jahren in Frankreich bei PSG. Im März dieses | |
Jahres fiel einigen Fans auf, dass Albert bei Tiktok queerfeindliche | |
Inhalte geteilt hatte, unter anderem ein Video einer homo- und | |
transfeindlichen Kirchenpredigt. In einem inzwischen gelöschten Video von | |
Albert selbst sind sie und ihre Familie zu sehen, wie sie „unsere Pronomen | |
sind U.S.A.“ rufen. Auf Instagram gefiel ihr ein Posting, in dem es | |
übersetzt hieß: „Gott nimmt sich eine Auszeit, um Wunder zu vollbringen, | |
damit sich Megan Rapinoe in ihrem allerletzten Spiel den Knöchel | |
verstaucht.“ | |
[2][Rapinoe] ist neben ihren sportlichen Verdiensten dafür bekannt, sehr | |
offensiv für die Rechte von LGBTQIA*-Menschen einzustehen und wurde zur | |
Galionsfigur für eine Generation von Nationalspielerinnen, die sich | |
progressiv zu politischen Themen positionieren. Auch gegen den Widerstand | |
der eigenen ehemaligen Trainerin Jill Ellis als es darum ging, die | |
[3][Proteste zu Black Lives Matter von Quarterback Colin Kaepernick zu | |
unterstützen,] oder gegen Donald Trump höchstpersönlich. | |
## Eine knappe Entschuldigung | |
Je stärker die Menschenrechte von trans Personen angegriffen wurden, desto | |
lauter wurde Rapinoe in ihrer öffentlichen Unterstützung. Dementsprechend | |
deutlich äußerte sie sich nun zu Albert, ohne deren Namen zu nennen. Diese | |
hatte im US-Team auch noch ausgerechnet Rapinoes Rückennummer 15 | |
übernommen. Albert entschuldigte sich schließlich öffentlich, allerdings in | |
einer Instagram-Story, die nach 24 Stunden wieder verschwand. Die | |
Queerfeindlichkeit ihrer Postings benannte sie nicht. | |
Bei der darauffolgenden Abstellungsperiode äußerten sich Kapitänin Lindsey | |
Horan und Alex Morgan, man arbeite sehr hart daran, die Integrität dieses | |
Nationalteams über alle Generationen hinweg aufrechtzuerhalten. Es sei | |
traurig, dass dieser Standard nicht aufrechterhalten wurde. Man scheue | |
nicht vor harten Gesprächen, wolle die Situation aber intern behandeln. | |
Trainerin Hayes sagte, es habe viele Gespräche gegeben, Albert sei ein | |
wunderbarer junger Mensch und arbeite hart an sich: „Ich möchte, dass die | |
Fans Korbin wirklich annehmen.“ Das kommt in Augen vieler einer | |
Verschiebung der Verantwortung gleich. | |
Mehrere ältere und ehemalige Spielerinnen äußerten sich kritisch darüber, | |
dass Alberts „Arbeit an sich selbst“ nicht transparent sei. Laut der | |
36-jährigen Stürmerin Christen Press habe gar es keinerlei Konsequenzen für | |
Albert gegeben: „Man hätte als Institution U.S. Soccer die Möglichkeit | |
gehabt zu zeigen, wie eine Kultur geschaffen werden kann, die Pride nicht | |
nur monetarisiert, sondern auch wirklich die Gefühle, die psychologische | |
und physische Sicherheit der Menschen schützt.“ | |
Stattdessen sehen Fans das Vermächtnis des USWNT in Gefahr, das sich aus | |
ihrer Sicht mehr erarbeitet hatte als ein bloßes Image: Eine Gemeinschaft, | |
die an das rankommt, was im Fußball so oft nur luftleer beschworen wird. | |
Einen Safe Space, zu dem sich nun aber plötzlich Leute eingeladen fühlen, | |
die hart erkämpfte Werte in Frage stellen und bisher im Sinne des rechten | |
Kulturkampfes in den USA nichts als Verachtung übrig hatten für | |
Fußballerinnen, die sich für Menschenrechte einsetzen. Annika Becker | |
23 Jul 2024 | |
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## AUTOREN | |
Annika Becker | |
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