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# taz.de -- Die USA und deutsche Satire: Lästern gegen den gottgleichen Trump
> Der deutsche Satiriker „El Hotzo“ wurde wegen Trump-Kritik vom RBB
> geschasst. Helfen können den Demokraten aber ohnehin nur drei Wunder.
Bild: „El Hotzo“ dengelt über Grauzonen drüber
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Nukleare Mittelstreckenraketen in Deutschland.
Und was wird besser in dieser?
Egal, was die AfD sonst noch fordert: Das ist doch schon ganz schön amish.
[1][Donald Trump] hat die Republikaner in eine exklusive Trump-Party
verwandelt. Die Demokraten hingegen versuchen mit allen Mitteln, ihren
eigenen Oldie loszuwerden. [2][Was brauchen die Demokraten], um Trump zu
überholen?
Ein Wunder. Nein, zwei. Die Familie und der engste Kreis, so raunt die
sonst nicht allzu fantasiereiche New York Times, diskutiere vertraulich
Wege zum achtbaren Abgang für Präsident Biden. Dies getan, bräuchte es
eine KandidatIn, die es mit Trumps neuem Nimbus aufnehmen könnte. Taylor
Swifts Tourdaten gehen bis Dezember, keine Chance. Mal unter uns
Machiavellisten: Ein plausibler Machtmensch würde „am Zaun des Kanzleramtes
rütteln“ wie dunnemals Schröder; und nicht höflich abwarten, bis der Greis
ihn segnet. Wunder Nummer drei wäre also ein überzeugender Putsch bei den
Demokraten.
Einst Kritiker, nun größter Unterstützer: [3][Vance] setzt sich in seiner
ersten Rede als Vizepräsident für Arbeiter*innen ein. Ist er das
fehlende Puzzleteil für den Republikaner-Erfolg?
Viele Amis lieben diese Evangelisations-Geschichten, die beim trüben Wandel
im finsteren Tal beginnen, die Wende zum Guten schildern und in um so
glühendere Verehrung münden. In dem Bild ist Trump Gott, auch wenn er sich
darin unterschätzt sehen mag. Praise the lord. Das Kidnapping traditionell
linker Wählerschaften von rechts grassiert weltweit; es hat mit der
Abwesenheit von Zukunft zu tun. Die Rechten versprechen eine, die im
Wesentlichen aus Vergangenheit besteht; die Linken arbeiten sich daran ab,
statt sich ein besseres Morgen auszudenken. Schmutziges Wort: Utopie.
[4][Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) lässt das rechtsextreme
Magazin Compact verbieten]. Manche kritisieren das Verbot und warnen vor
möglichen Klagen. Warum kann sich die Linke nie freuen?
Mit dem gleichen Kniff übers Vereinsrecht verbot Horst Seehofer 2017
[5][linksunten.indymedia], und man tut beiden Plattformen kein Unrecht,
wenn man an ihrer weltenstürzenden Bedeutung zweifelt. Und damit am Sinn
der Verbote. Natürlich war bei linksunten vieles fragwürdig und bei Compact
alles bescheuert, und ebenso natürlich wird mir der wöchentliche Lacher
über Elsässers Hirndurchfall fehlen. Es mag eine hoffärtige Einzelmeinung
sein: Ich finde bei diesen Verboten, dass mir die Obrigkeit zu wenig
zutraut.
[6][Für den RBB und die ARD darf Satire wohl nicht alles]. Ein Tweet gegen
Trump kostete El Hotzo seinen Job als Radiomoderator. Gibt es bald einen
Satire-Führerschein für Internet-Clowns?
„Jürgen Elsässer ist Antisemit, Kubitschek hat Glück, dass ich nicht Bogen
schieß’ … Faschisten hören niemals auf, Faschisten zu sein … und wenn Du
friedlich gegen die Gewalt nicht ankommen kannst, ist das letzte Mittel,
das uns allen bleibt, Militanz.“ Das ist der „Song des Jahres 2021“ vom
RBB-RadioEins, Ergebnis einer Hörerwahl. Danger Dan machte sich den
frivolen Spaß, mal sämtliche Leitplanken zu demolieren, um auszutesten, was
denn so gerade noch „von der Kunstfreiheit gedeckt“ sei. „El Hotzo“ mö…
den „Faschisten Trump“ tot sehen, ja gut, zum Ausloten der Grauzone gehört
auch, drüberzudengeln. Das Paradoxon ist: Mal schmückt man sich mit der
Traute, Satire „dürfe alles“; dann wieder – wenn’s was kostet –
demonstriert man moralisch rigide Haltung, die „nicht alles durchgehen
lässt“. Und doppelt: Satiriker wollen wehtun, und wenn jemand „aua“ sagt,
sind sie empört. Das Schlimmste wäre – die klare Linie. Im Ausverhandeln
liegt die Freiheit.
Die Grünen präsentierten online acht Lehren aus der [7][Europawahl]. Sie
wollen den Bürger*innen wieder zuhören. Doch passt bei Zoom-Meetings
überhaupt noch jemand auf?
Die Grünen sind das amazon unter den Parteien. Zur Wahl orderten viele
Klima- und Umweltschutz, doch als das Paket kam: Zumutungen, Kosten,
Schrottgesetze, als Goodie haben die Packer ein bisschen Ideologielametta
dazugestreut. Alles schnell wieder in den Karton und return to sender. Die
politischen Ziele der Grünen sind umsonst nicht zu haben. Sie dafür
aufzugeben und stattdessen echt gern mal ganz offen mit allen zu reden, ist
hilflos. Und überhaupt sind „Punkte-Pläne“ voll FDP.
Und was macht der RWE?
Umstricken. Nach Unmut, etwa per Online-Petition, wird das just in uni
präsentierte Saisontrikot nun doch ums Vereinslogo rot und weiss. Ja, doch.
Der Club ist mit Rechtschreibfehler eingetragen. Weiss.
Fragen von: Anastasia Zejneli
21 Jul 2024
## LINKS
[1] /Donald-Trump/!t5204455
[2] /Perspektiven-fuer-die-Demokraten/!6022198
[3] /JD-Vance-auf-Republikaner-Parteitag/!6024535
[4] /Verbotsverfuegung-gegen-Compact-Magazin/!6024670
[5] /Indymedia/!t5011032
[6] /Kulturkampf-um-El-Hotzo/!6021096
[7] /Schwerpunkt-Europawahl/!t5533778
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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