# taz.de -- Gasturbinen von MAN: Bund stoppt Verkauf an China | |
> Die Gasturbinen von MAN sind auch militärisch nutzbar. Ein chinesischer | |
> Käufer wäre deshalb zu riskant. Nun bleibt die Firma auf der Sparte | |
> sitzen. | |
Bild: MAN darf seine Gasturbinensparte nicht nach China verkaufen | |
Berlin taz | Die Bundesregierung hat ein Veto eingelegt: Die | |
Volkswagentochter MAN Energy Solutions darf ihr Gasturbinengeschäft nicht | |
nach China verkaufen und wird die Sparte nun schrumpfen. Das Kabinett | |
folgte damit am Mittwoch der Einschätzung des Wirtschaftsministeriums, dass | |
der Deal Sicherheitsinteressen berühren würde. | |
MAN Energy Solutions hatte am Dienstag mitgeteilt, dass das Unternehmen bei | |
einem Verbot keinen neuen Käufer suchen, sondern die Neuentwicklung von | |
Gasturbinen einstellen und sich auf die Wartung beschränken werde. Unklar | |
ist, was das für die rund 100 Mitarbeiter:innen der Sparte bedeutet. | |
Den Verkauf an die chinesische Firma CSIC Longjiang Guanghan Gas Turbine | |
(GHGT) hatte MAN Energy Solutions eigentlich bereits im Juli 2023 | |
abgeschlossen und dabei Fünfjahresgarantien für die Standorte Oberhausen | |
und Zürich ausgehandelt. Das U[1][nternehmen will sich auf Lösungen für die | |
Dekarbonisierung konzentrieren, dazu passte der fossile Zweig nicht] mehr. | |
Die Motoren können unter anderem in Schiffen eingesetzt werden und treiben | |
auch die Fregatten der deutschen Marine an. MAN Energy Solutions hatte | |
damals kein Problem darin gesehen, Technologie und Know-how an das | |
chinesische Unternehmen zu verkaufen. | |
## Kritische Interessen | |
Nach [2][dem Außenwirtschaftsgesetz] muss der Einstieg ausländischer | |
Investoren ab einer gewissen Größenordnung oder der Verkauf an ausländische | |
Unternehmen jedoch an das Bundeswirtschaftsministerium gemeldet werden, das | |
dann prüfen kann, ob es Sicherheitsbedenken gibt. Das könnte der Fall sein, | |
wenn zu befürchten ist, dass kritische Infrastruktur nicht mehr | |
kontrollierbar wäre. Das war etwa bei der Beteiligung des [3][chinesischen | |
Logistikkonzerns Cosco am Terminal Tollerort des Hamburger Hafens im Juni | |
2023] gemutmaßt worden. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte | |
damals versucht, den Einstieg zu verhindern, war jedoch letztlich an | |
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gescheitert. Seitdem arbeitet sein Ressort | |
an einem Investitionsprüfggesetz, das mehr Wirtschaftsbereiche als kritisch | |
einstufen und so staatliche Eingriffe erleichtern soll. | |
Bei dem nun verbotenen Deal fürchteten die Expert:innen des | |
Ministeriums, dass [4][die Gasturbinen von GHGT oder Teile davon nicht nur | |
zivil genutzt, sondern auch in chinesischen Militärschiffen und womöglich | |
auch in Kampfjets oder Drohnen eingesetzt] werden könnten. Auch das | |
technologische und das Prozesswissen von MAN Energy Solutions sei für | |
militärische Zwecke interessant. | |
Die Regierung in Peking rüstet derzeit die eigene Marine auf, um ihren | |
[5][Einfluss im Südchinesischen Meer] zu stärken. Hier führen wichtige | |
Handelswege entlang. Militäranalyst:innen fürchten, dass damit auch | |
ein Angriff auf Taiwan vorbereitet werden könnte. | |
Die Bedenken kommen nicht von ungefähr, denn GHGT ist offenbar eng mit der | |
Rüstungsindustrie der Weltmacht verflochten. Wie das Handelsblatt unter | |
Verweis auf aktuell nicht mehr öffentliche chinesische Quellen berichtet, | |
gehört das Unternehmen zu Forschungsinstitut Nr. 703 des chinesischen | |
Schiffbauunternehmens CSSC. Beide sind Zulieferer für Rüstungskonzerne. | |
Forschungsinstitut Nr. 703 steht auf der US-Liste nicht vertrauenswürdiger | |
Unternehmen. | |
3 Jul 2024 | |
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## AUTOREN | |
Beate Willms | |
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