Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Podcast-Auftritt von Toni Kroos: Wow!
> Toni Kroos, Fußballmillionär mit Wohnsitz Spanien, sagt irgendwas über
> Migration in Deutschland und wird von rechten Medien in ihre Ecke
> gezogen.
Bild: Wird hoffentlich kein Meinungsmacher: Fußballmillionär Toni Kroos
Nein, das hat [1][Toni Kroos] nicht verdient. Der frisch verrentete
Fußballprofi ist zum Kronzeugen rechter Medienschleudern geworden. Die
Junge Freiheit oder die Hetzer der selbst ernannten „Stimme der Mehrheit“
vom [2][Nachrichtenportal Nius.de] zitieren genüsslich aus dem Podcast
„Lanz und Precht“, bei dem Kroos vor dem finalen Spiel der deutschen
Mannschaft bei der EM zu Gast war.
„Wenn mich jemand fragt“, sagte Kroos da, „würdest du deine Tochter in
Spanien um 23 Uhr rauslassen oder in einer deutschen Großstadt, wäre ich
eher bei Spanien.“ Die Antwort von Talkshowmaster Markus Lanz, der zusammen
mit dem selbst ernannten Philosophen Richard David Precht normalerweise im
Duett die Hörer mit seiner Meinung zum Weltgeschehen belästigt, konnte da
nichts anderes sagen als: „Wow!“
Der Medienprofi hat sofort gewusst, dass sein Podcast, der vom ZDF
präsentiert wird, eine echte Nachricht generiert hatte. [3][Bis nach
Südamerika wurde aus der Sendung zitiert], in der es sonst nicht viel mehr
zu hören gibt als wohlfeile Gescheitmeiereien. Deutschland sei nicht mehr
sicher und schuld daran sei die Migration, habe Kroos gesagt, so der Tenor
der Berichterstattung. Und so ist Kroos, der sich immer mal wieder
unmissverständlich gegen rechte Tendenzen in der Gesellschaft positioniert
hat, von den Rechten in ihre Ecke hineingezogen worden.
In dem Podcast hatte er von einem „Gefühl“ gesprochen, das sich bei ihm
eingestellt hat, er hat laviert, wusste nicht recht, wie er sich ausdrücken
sollte, „um nicht in eine Ecke gestellt“ zu werden. Dann sagte er den
fatalen Satz. „Wow!“ Mehr ist Markus Lanz dazu nicht eingefallen.
## Informiert durch Markus Lanz
Er hat sich nicht die Frage gestellt, ob ein Multimillionär wie Toni Kroos,
der schon mal in den Privatjet gestiegen ist, um sich zur
Nationalmannschaft bringen zu lassen, der richtige Ansprechpartner ist,
wenn es um den Alltag von Jugendlichen in Deutschland geht. Und er hat sich
auch nicht gefragt, was Kroos eigentlich weiß, vom Alltag junger Menschen
in deutschen Großstädten. Genauso wenig hat er nicht nachgefragt, was das
denn heißt: „rauslassen“.
Als würden sich nicht Millionen Jugendliche in Deutschland frei in ihren
Heimatorten bewegen, ohne sich von ihren Eltern die Tür öffnen zu lassen.
Klar, Kroos hat Familie in Deutschland. Aber er lebt eben seit zehn Jahren
in Madrid. „Ich bin durch eure Sendung sehr gut informiert“, meinte Kroos
in dem Podcast. Oje, möchte man da beim Hören ausrufen.
Aber da setzt Lanz schon zu einem Monolog an, in dem er beinahe kein gutes
Haar an Deutschland lässt, es knarze an allen Ecken und Enden. Und ein
schönes Wort habe er dafür auch gefunden: „Kontrollverlust“. Er überwäl…
Kroos regelrecht mit seiner Tirade, und so bleibt dem Mann, der in seinem
Leben nicht viel mehr gemacht hat, als Fußball zu spielen, beinahe nichts
anderes übrig, als dem Moderator zu folgen und von der mangelnden Kontrolle
bei der Migration zu sprechen.
## In die Ecke getrieben
Markus Lanz treibt Kroos regelrecht in die Ecke. „Es ist zu voll, es ist zu
viel. Da ist eine Überforderung“, sagt Lanz am Ende des Gesprächs. Und wenn
das jemand äußere, dann heißt es gleich wieder „Oh, oh, oh, das ist
rassistisch“. Man kennt die Leier.
Und dann muss Kroos auch noch was dazu sagen, statt über Fußball über
Migration sprechen und labert dann irgendwas von Kontrollverlust. Am Ende
gibt ihm dann noch Precht den Segen und meint, dass man das viel besser gar
nicht sagen könne. Der Podcast ist ein trauriges Beispiel dafür, wie
Meinungsinfluencer vom Schlage Lanz und Precht ihre Sicht der Dinge durch
andere zum Ausdruck bringen lassen können. „Wow!“ Das haben sie wirklich
sauber hingekriegt.
Und Toni Kroos? Der wird hoffentlich kein Meinungsmacher.
8 Jul 2024
## LINKS
[1] /Karriereende-von-Toni-Kroos/!6013791
[2] /Faktencheck-zu-Reichelt-Unterstellungen/!6019130
[3] https://www.lanacion.com.ar/deportes/futbol/toni-kroos-y-sus-polemicas-decl…
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Toni Kroos
Migration
Markus Lanz
GNS
Social-Auswahl
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Julian Reichelt
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
## ARTIKEL ZUM THEMA
DFB-Aus im Viertelfinale: Im Land der Miesmacher
Bundestrainer Julian Nagelsmann hat forsch angekündigt, man müsse zwei
Jahre warten bis zum Titel. Sein Kader legt nahe: Es könnte auch länger
dauern.
Faktencheck zu Reichelt-Unterstellungen: Wie oft duschen taz-Mitarbeitende?
Julian Reichelt, Chefredakteur der Drecksschleuder „Nius“, hat den
tazler:innen mangelnde Körperpflege nachgesagt. Was dran ist an der
Behauptung?
Karriereende von Toni Kroos: Relaisstation und Seidenfuß
Toni Kroos ist ein Spielgestalter. Zum Hype der Fußballscheinwelt hält er
Distanz. Nun soll er zum Karriereende den EM-Titel ins Land holen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.