# taz.de -- Immer mehr Satelliten: Gefahr für die Ozonschicht? | |
> Immer mehr Satelliten fliegen um die Erde. Forschende haben nun | |
> simuliert: Bei ihrem Absturz entstehen Stoffe, die wohl der Ozonschicht | |
> schaden. | |
Bild: Langzeitbelichtung von Starlink-Satelliten am nächtlichen Himmel in Öst… | |
Mehr als 9.000 Satelliten umkreisen die Erde. Einer Schätzung der | |
US-Regierung zufolge werden bis zum Jahr 2030 weitere 58.000 dazukommen. | |
Diese Entwicklung treiben [1][Unternehmen wie Elon Musks Starlink] an, auf | |
dessen Konto 6.000 bestehende und 42.000 der künftigen Satelliten gehen. | |
Aber auch geopolitische Spannungen sind ein wichtiger Faktor. China und die | |
USA rüsten sich für eine [2][mögliche militärische Konfrontation], in der | |
satellitengestützte Navigationssysteme eine zentrale Rolle spielen. | |
Entsprechend wichtig ist es, viele Satelliten zu haben, um auch beim | |
Verlust einiger die Kampffähigkeit zu erhalten. Auf absehbare Zeit wird es | |
also immer voller am Himmel. | |
## Die Studie | |
Dies birgt eine möglicherweise ernste Bedrohung, wie Forschende der | |
University of Southern California mutmaßen. Einer Studie zufolge, die im | |
Fachmagazin Geophysical Research Letters veröffentlicht wurde, könnten die | |
Satelliten nämlich die [3][Ozonschicht der Erde] gefährden. Ozon ist ein | |
Gas, dessen Moleküle aus drei Sauerstoffatomen bestehen. Trifft | |
einfallendes Sonnenlicht auf Ozon, wird das Molekül gespalten und die | |
Strahlung absorbiert. So schützt die Ozonschicht das Leben auf der Erde vor | |
schädlicher UV-Strahlung. | |
Die Gefahr einer kaputten Ozonschicht drohte der Menschheit schon einmal. | |
Kühlschränke und Spraydosen enthielten lange die Chemikalie FCKW, die, | |
einmal in die Atmosphäre entwichen, die Ozonschicht auflöst. Infolgedessen | |
bildete sich um die Pole das sogenannte Ozonloch. Die Weltgemeinschaft | |
reagierte: 1989 wurde [4][FCKW verboten]. Seitdem schließt sich das | |
Ozonloch langsam. | |
Für ihre Studie simulierten die Forschenden den Satellitenabsturz am | |
Computer. Ihre Vermutung ist nun, dass beim Wiedereintritt in die | |
Erdatmosphäre entstehende Stoffe die Ozonschicht schwächen könnten. | |
Satelliten sind meist [5][nach wenigen Jahren obsolet]. Entsorgt werden sie | |
bisher durch einen kontrollierten Wiedereintritt, die Satelliten verglühen | |
in der Atmosphäre. Aluminium, der Hauptbestandteil der Satelliten, reagiert | |
dabei mit Sauerstoff und es entsteht Aluminiumoxid. Dieses verstärkt die | |
chemischen Reaktionen zwischen Ozon und Chlorgas. Dadurch wird das Ozon | |
aufgespalten und verhindert, dass sich neues Ozon bildet. So kann | |
Aluminiumoxid die Ozonschicht potenziell über einen langen Zeitraum hinweg | |
schädigen. | |
Ein typischer Satellit wiegt 250 Kilo. Er besteht zu einem Drittel aus | |
Aluminium und setzt den Berechnungen zufolge rund 30 Kilo | |
Aluminiumoxid-Nanopartikel frei. | |
## Was bringt’s? | |
Die neue Studie ist zunächst eine Simulation. Zwar legt die Theorie einen | |
Zusammenhang nahe, empirisch belegen lässt sich dieser bisher jedoch nicht. | |
Dass Elektroschrott die Chemie der Atmosphäre verändern könnte, [6][legen | |
auch andere Forschungen nahe]. FCKW entfaltete seine Wirkung erst nach | |
Jahrzehnten. Auch Aluminiumoxid könnte lange in der Ozonschicht verbleiben. | |
Also heute Probleme für die Zukunft schaffen. | |
9 Jul 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Kapitalismus-und-Raumfahrt/!5854163 | |
[2] /Militaertechnik-und-Strategien-im-All/!5786834 | |
[3] /Neue-Studie-zur-Ozonschicht/!5486115 | |
[4] /Recycling-von-Kuehlschraenken/!5977994 | |
[5] /Schrott-im-Weltraum/!5717494 | |
[6] https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2313374120 | |
## AUTOREN | |
Marius Werz | |
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