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# taz.de -- Spaniens Mittelfeldlenker Rodri: Unauffällig auffällig
> Am Freitag trifft Deutschland bei der EM auf Spanien. Rodri lenkt deren
> Spiel aus dem hinteren Mittelfeld. Es sucht seinesgleichen im
> Weltfußball.
Bild: Blick für die Lücke: Rodri bei seinem 1:1 gegen Georgien
Berlin taz | Ein Geheimnis ist es wahrlich nicht, dass Rodri zu den besten
Fußballern der Welt gehört. Erstaunlich aber ist es, dass er mitunter
dennoch einfach übersehen wird. Als Anfang Mai die besten acht Spieler der
englischen Premier League-Saison nominiert wurden, fehlte auf der Liste der
Spanier, der mit vollem Namen Rodrigo Hernández Cascante heißt. Gern wird
er als das „Metronom“ oder die „Passmaschine“ von Manchester City oder …
des spanischen Nationalteams bezeichnet. Und diese technischen
Assoziationen erzählen schon einiges darüber, weshalb vielleicht eher den
Dribblern mit den zauberhaften Tricks oder den Stürmern mit ihrer Wucht die
Herzen zufliegen.
Dabei hatte der englische Meister Manchester City nur die drei Spiele in
der Saison verloren, bei denen Rodri nicht auf dem Platz stand. Sein
[1][Trainer Pep Guardiola] hat just in dieser Spielzeit erklärt: „Er ist
ein unglaublicher Spieler. Er ist mit Abstand der beste Mittelfeldspieler
der Welt, weil er alles kann.“ Doch Guardiola war es auch, der einmal
sagte, ein defensiver Mittelfeldspieler, der auffalle, sei kein guter. Die
Besten dieser Spezies stehen fast immer im Schatten anderer. Ihnen werden
ähnlich wie Priestern die Laster weltlichen Vergnügens untersagt. Das
Bedürfnis nach Beachtung etwa haben sie zurückzustellen. Und kaum einer
beherzigt das so sehr wie Rodri.
Um die Schönheit seines Spiels zu erkennen, darf man ihn nicht aus den
Augen verlieren. Die einzelnen Sequenzen nämlich sind meist unspektakulär.
Häufig spielt er kurze Pässe. Aber im Gesamtbild erkennt man, wie häufig er
damit Impulse für die spanischen Angriffswellen setzt. Wie er
handlungsschnell mit Überblick plötzlich Räume öffnet, das Tempo erhöht
oder es bewusst wieder aus dem Spiel nimmt, um die Kontrolle zu bewahren.
[2][Nach der Partie gegen Georgien] lobte Spaniens Trainer Luis de la
Fuente: „Er ist die Achse von allem, was wir tun.“ Der 28-Jährige hat in
den letzten Jahren sein Spiel noch einmal weiterentwickelt. Beispielhaft
dafür war auch der so wichtige Ausgleichstreffer gegen Georgien. Von seiner
angestammten Zentrumsposition war er erst einmal Dienstleister, bediente
Pedri, erhielt den Ball zurück, chippte den daraufhin auf den Fuß von Nico
Williams, der mangels Platz wieder Rodri suchte, der dann eine Minilücke im
Abwehrbollwerk erkannte und per Distanzschuss selbst abschloss.
## Schüler zweier Lehrmeister
Rodri, dessen Karriere im Vergleich zu den Jungstars Williams und Lamine
Yamal erst spät in die Gänge kam, hat zuletzt deutlich an offensiven
Qualitäten dazugewonnen. Mit acht Toren und neun Vorlagen war er in der
vergangenen Saison für Manchester City so effizient wie noch nie. Für sein
so komplettes Spiel zahlt sich aus, dass er mit Guardiola den vielleicht
besten Offensivtrainer und mit [3][Diego Simeone] bei Atlético Madrid den
vielleicht besten Defensivtrainer als Lehrmeister hatte.
Bei der Weltmeisterschaft in Katar wurde Rodri noch in die
Innenverteidigung beordert, weil die Position im defensiven Mittelfeld vom
Ausnahmekönner Sergio Busquets besetzt war. Es ist nicht immer ein Vorteil,
wenn man so vieles kann. Auch bei Manchester City spielte Rodri anfangs
mitunter als Verteidiger. Es hat jeweils immer ein wenig gedauert, bis er
im Schatten anderer glänzen konnte.
Wie gering ausgeprägt Rodris Streben nach Aufmerksamkeit ist, kann man
zudem daran ersehen, dass er auf dem Markt der Social-Media-Eitelkeiten
nirgends zu finden ist und jenseits des Fußballs kaum Geschichten über ihn
bekannt sind.
Auch der deutsche Positionskollege Toni Kroos, der die Erfahrung des
Unterschätztseins und später Bewunderung kennt, schwärmte am Donnerstag von
Rodri: „Er ist ein Typ, der absolute Ruhe ausstrahlt, der auch unter Druck
nicht fehleranfällig ist, was einer Mannschaft immer sehr viel gibt.“ Im
Unterschied zu ihm würde er aber in viel zentraleren Räumen agieren.
Als Rodri nach der Partie gegen Georgien von einem Journalisten
aufgefordert wurde, das Tor noch einmal zu beschreiben, versicherte er sich
kurz beim Journalisten: „Mein Tor?“ Vermutlich hätte er die anderen ebenso
gern nüchtern und genau nacherzählt. Der Partie gegen Deutschland blickt er
recht emotionslos entgegen. Jede Nationalmannschaft bei der EM spiele auf
hohem Niveau, sagte er. Im Fall von Spanien hat das sehr viel mit ihm zu
tun.
4 Jul 2024
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## AUTOREN
Johannes Kopp
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Fußball
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