Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Mutmaßlicher Machtmissbrauch in Berlin: Humboldt-Uni suspendiert P…
> Grund für die vorläufige Freistellung sind wohl Vorwürfe sexualisierter
> Gewalt. Der RefRat kritisiert die Hilfe-Strukturen für Betroffene.
Bild: Wegeleitsystem im Aufgang der Humboldt Universität zu Berlin vor beginn …
Berlin taz | Die Humboldt-Universität (HU) hat einen Professor vorläufig
und auf nicht absehbare Zeit vom Dienst suspendiert. Dies bestätigte eine
Sprecherin der Universität auf Nachfrage der taz. Wie der [1][Tagesspiegel]
am Mittwoch berichtet hatte, sind die Hintergründe der Suspendierung wohl
Vorwürfe sexualisierter Gewalt. Die HU wollte das auf Nachfrage mit Verweis
auf das laufende Verfahren nicht bestätigen. Laut Tagesspiegel werfen
Mitarbeiterinnen und Studentinnen dem Professor vor, [2][sie bei
verschiedenen Gelegenheiten bedrängt zu haben]. Die vorläufige
Suspendierung folgt laut Zeitung auf ein Disziplinarverfahren.
Grundsätzlich können Betroffene sexualisierter Gewalt sich in der HU an die
zentrale sowie die dezentrale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte
wenden. Sie stünden „als Ansprechstellen für anonyme und namentliche
Meldungen von Fehlverhalten zur Verfügung“, sagt eine Sprecherin. Außerdem
seien auch der*die jeweilige Vorgesetzte, der zuständige Personalrat, das
Familienbüro, die Konfliktberatung, die Beratungsstellen des Refrats (der
Studierendenvertretung), die Beauftragte für Beschwerden in Fällen von
Diskriminierung nach dem Allgemeinen Gleichstellungsgesetz (AGG), eine
Beschwerdestelle für Mitarbeitende und die Präsidentin ansprechbar.
Der Refrat kritisiert diese Struktur. Häufig wüssten Betroffene gar nicht,
welche Stelle für sie zuständig sei, sagt ein Sprecher der taz. Betroffene
müssten befürchten, dass ihr Fall von Stelle zu Stelle weitergereicht
werde, weil sich niemand zuständig fühle. Erschwerend komme hinzu, dass die
Gleichstellungsbeauftragten an den Instituten nebenamtlich tätig seien und
oft eng mit mutmaßlichen Täter*innen zusammenarbeiteten oder im direkten
Arbeitsverhältnis mit ihnen stünden. Der Refrat findet dies problematisch.
Es könne Hemmungen geben, gegen Kolleg*innen vorzugehen. „Es gibt zwar
Richtlinien zu einem respektvollen Miteinander und Instrumentarien wie
Disziplinarverfahren und Abmahnungen“, sagt der Sprecher. Eine klare
Richtlinie zum Ablauf bei Vorwürfen sexueller Belästigung existiere trotz
der Häufung bekannt gewordener Fälle nicht, kritisiert er.
## Ein universitäres Kulturproblem
Häufig seien es die Betroffenen selbst, die sich einschränken müssten, um
Begegnungen mit Täter*innen zu [3][vermeiden]. Studierende könnten sich
von Pflichtveranstaltungen befreien lassen, Mitarbeitenden bliebe manchmal
nur die Kündigung. „Es handelt sich hier um ein universitäres
Kulturproblem“, sagt der Vertreter des Refrat. „Wir bekommen vor allem die
Fälle mit, bei denen das System versagt. Die meisten Betroffenen fürchten
negative Konsequenzen, wenn ihr Fall bekannt wird.“
Im Mai 2023 hatte die Wissenschaftlerin Dr. Aslı Vatansever in ihrem Text
„Survival in Silence“ über Machtverhältnisse und Missbrauch in der
Wissenschaft Vorwürfe gegen einen namentlich nicht genannten Kollegen
erhoben. Er soll sie während eines Sommerfests in seinem Büro bedrängt und
geküsst haben, darüber hinaus kritisierte sie den Umgang des akademischen
Betriebs mit Vorwürfen sexualisierter Gewalt. Ob ein Zusammenhang zu dem
nun suspendierten Professor besteht, hat sie nie bestätigt – aber auch
nicht dementiert.
Auch in einen anderen Fall an der HU ist inzwischen – und auf das Betreiben
von Betroffenen hin – Bewegung gekommen. Zum 30. Juni hat die HU laut einer
Sprecherin das Arbeitsverhältnis mit einem Dozenten nach verbaler
sexualisierter Gewalt beendet. Vorangegangen war demnach ein Vergleich vor
dem Arbeitsgericht Berlin im Januar. Die Initiative „Keine Uni für Täter“
hatte der HU zuvor vorgeworfen, Hinweise auf problematisches Verhalten
seinerseits mehr als 20 Jahre unbeachtet gelassen zu haben.
3 Jul 2024
## LINKS
[1] https://www.tagesspiegel.de/wissen/nach-vorwurfen-sexualisierter-gewalt-ber…
[2] https://www.tagesspiegel.de/wissen/vorwurfe-gegen-professor-der-hu-berlin-s…
[3] /Machtmissbrauch-an-Universitaeten/!5946448
## AUTOREN
Luisa Ederle
Uta Schleiermacher
## TAGS
Studierende
Humboldt-Universität
Sexualisierte Gewalt
Machtmissbrauch
Sexualisierte Gewalt
Humboldt-Universität
Humboldt-Universität
## ARTIKEL ZUM THEMA
Machtmissbrauch an der HU Berlin: Düsteres Lernumfeld
Wie verbreitet ist Machtmissbrauch durch Dozent*innen? Eine Umfrage an der
Humboldt-Uni zeigt, dass fast die Hälfte der Studierenden betroffen ist.
Sexualisierte Gewalt an der HU Berlin: Das Schweigen der Professoren
Ein Dozent der Humboldt-Universität soll Frauen mit verbaler sexualisierter
Gewalt gequält haben. Als eine der Ansprechpersonen empfiehlt die Uni einen
unter Studierenden umstrittenen Professor.
Humboldt-Universität: Übergriffe als Normalfall?
Nach massiven Beschwerden laufen in Berlin Verfahren gegen zwei Dozenten.
Der Vorwurf: Die Strukturen an den Unis begünstigen übergriffiges
Verhalten.
Machtmissbrauch an Universitäten: Vorwürfe gegen Dozenten
An der Humboldt-Universität dürfen Student*innen nur noch in Begleitung
in die Sprechstunde eines Dozenten. Grund ist der Vorwurf sexualisierter
Gewalt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.