# taz.de -- African Book Festival in Berlin: Doppelt marginalisiert | |
> Das African Book Festival stellte am Wochenende queere afrikanische und | |
> afrodiasporische Autor*innen in den Mittelpunkt. | |
Bild: Lesen, um Denkmuster zu durchkreuzen | |
BERLIN taz | „Es ist eine große Sache, Platz für queere Menschen vom | |
Kontinent zu schaffen“, sagt Ifeatu Nnaobi, Co-Kurator*in des | |
[1][diesjährigen African Book Festivals]. „Go us!“, ruft Nnaobi den | |
Menschen am Samstagabend in einem gut gefüllten Saal der Alten Münze zu – | |
die jubeln. Gemeint ist der Kontinent Afrika, versammelt haben sich die | |
Anwesenden zu einem Gedichtabend, der sechsten Ausgabe des | |
Literaturfestivals, dieses Jahr als „queere Edition“. Inhaltlich geht es um | |
Identität und queere Liebe, um Definitionen von Heimat, aber auch um | |
Diskriminierung und Rassismuserfahrungen. Moderiert wird der Abend von | |
Jumoke Adeyanju, die selbst Autorin ist. | |
Das African Book Festival wird von „Interkontinental“ veranstaltet, einem | |
Verein zur Förderung afrikanischer Literatur in Deutschland, finanziert | |
wird es von der Senatsverwaltung für Kultur und gesellschaftlichen | |
Zusammenhalt. In diesem Jahr holt es queere afrikanische und | |
afrodiasporische Künstler*innen in den Fokus. Drei Tage lang schafft es | |
einen Raum mit Podiumsdiskussionen zu Themen wie „Selbstliebe und | |
Körperrevolution“ in einer kapitalistischen, anti-Schwarzen, patriarchalen | |
Gesellschaft, oder Konzerten wie dem des Künstlers Noah Slee. | |
Ziel sei es, ein größeres Bewusstsein für [2][zeitgenössische Literatur vom | |
afrikanischen Kontinent und der globalen Diaspora] zu schaffen, so der | |
Verein. Denn obwohl einige der beim Festival repräsentierten Autor*innen | |
bereits wichtige Literaturpreise gewonnen hätten oder an internationalen | |
Universitäten unterrichteten, seien sie trotzdem selten in deutschen | |
Bücherregalen zu finden. Auch bei anderen Literaturfestivals in Deutschland | |
seien – gemessen an ihrer internationalen Bekanntheit – immer noch zu wenig | |
afrikanische Gäste vertreten. Das will man ändern. | |
## Ein starkes Gefühl von Community | |
Zu den Highlights des Abends zählt der Auftritt von Logan February, in | |
Berlin lebende*r, nicht-binäre*r Lyriker*in aus Nigeria, bekannt für | |
Texte, die versuchen, binäre Denkmuster zu durchkreuzen. Besonders bei | |
February, welche*r an diesem Abend aus dem Buch „Mental Vodoo“ liest, | |
lauscht die Menge gebannt. Dass im Raum ein starkes Gefühl von Community | |
herrscht, wird immer wieder durch Lachen und Jubeln spürbar. Auch | |
Zusammenhalt und Kampfbereitschaft sind im Raum präsent, als zum Ende der | |
Veranstaltung in einer Performance an Opfer rassistischer Gewalt erinnert | |
wird. „Force them to remember!“, ruft das Publikum mehrfach, also: „Zwingt | |
sie zu erinnern!“ | |
Den Fokus in diesem Jahr auf queere afrikanische und afrodiasporische | |
Autor*innen zu legen, fanden die Veranstalter*innen wichtig, weil | |
jene doppelt marginalisiert seien. Auch wenn in einigen Ländern des | |
afrikanischen Kontinents, etwa Südafrika, Grundrechte für queere Menschen | |
gesetzlich verankert sind, ist das nicht überall der Fall. In Uganda wurde | |
kürzlich ein Gesetz verabschiedet, das unter anderem die Todesstrafe für | |
„schwerwiegende Homosexualität“ vorsieht. Queerfeindlichkeit sei jedoch | |
kein afrikanisches Problem, sondern klar auf die Kolonialzeit | |
zurückzuführen, betonen die Veranstalter*innen. | |
Nach der Veranstaltung steht Nnaobi in dem sich leerenden Saal. „Es war | |
schön, diese gemeinsame Energie hier zu haben“, sagt sie – es habe sich | |
sehr empowernd angefühlt. | |
30 Jun 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://africanbookfestival.de/de/4208-2/ | |
[2] /Neue-Anthologien-afrikanischer-Literatur/!5947170 | |
## AUTOREN | |
Max Leyendecker | |
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