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# taz.de -- Katholikentag in Erfurt: Lahmes katholisches Woodstock
> Der Katholikentag geht ohne große Überraschungen über die Bühne. Schade,
> denn in der Vergangenheit sorgte der Konvent auch mal für Furore.
Bild: Wirklich kein Woodstock: Katholikentags-Besucher*innen in Erfurt
Trotz mehrfacher Warnung blieb das große Unwetter in Erfurt an diesem
Wochenende vorerst aus. Ähnliches lässt sich über den 103. Katholikentag in
der thüringischen Landeshauptstadt sagen. Von Mittwoch bis Sonntag war sie
mit vielen Menschen bevölkert, die violette Schals trugen und sich von den
zahlreichen Regengüssen nicht irritieren ließen.
Unter dem Motto „Zukunft hat der Mensch des Friedens“ wurde Gottesdienst
gefeiert, über politische Themen wie die Klimakatastrophe gestritten oder
mal ein Rosenkranz gebastelt. Kurzum: Der Erfurter Katholikentag war ein
stimmungsvolles Fest ohne größeren Eklat. Ob der Erfurter Katholikentag
jedoch deshalb in besonderer Erinnerung bleiben wird, ist ungewiss.
Denn: Obwohl [1][der Erfurter Katholikentag] im Gegensatz [2][zu seinem
Stuttgarter Vorgänger] von 2022 kleiner ausgelegt war, unterschied er sich
nicht wesentlich von vergangenen Katholikentagen. Die Verantwortlichen
haben noch keine Form gefunden, die den Bedingungen einer zunehmend
säkularisierten Gesellschaft Rechnung trägt.
Die meisten (wohl kirchenfernen) Passant*innen gingen am Domplatz, dem
wichtigsten Veranstaltungsort in der Erfurter Altstadt, ihren Geschäften
nach oder nahmen im besten Fall freundlich Notiz. So wirkt der
Katholikentag häufig wie ein Klassentreffen langjähriger Besucher*innen,
offiziellen Kirchenvertreter*innen, kirchlichen Initiativen und
Jugendgruppen – man kennt sich. Das hat auch seinen Reiz, kann aber schnell
in Isolation enden.
Die Journalistin Christiane Florin erinnerte auf einem Podium zur
Diskussion um den Paragraf 218 an den Essener Katholikentag von 1968. Er
war eine Art katholisches Woodstock, auf dem eine katholische
Außerparlamentarische Opposition mit Parolen wie „Sich beugen und zeugen“
gegen das Verbot künstlicher Empfängnisverhütung protestierte und sogar den
freiwilligen Rücktritt des damaligen Papstes Paul VI. forderte.
Soweit müsste es heute gar nicht kommen, aber [3][ein Quäntchen anarchische
Freude, die den status quo infrage stellt], könnte dem Katholikentag nicht
schaden. Am späten Samstagabend kommt das Unwetter dann doch
hereingebrochen – vom Himmel her. Der Katholikentag selbst bleibt zahm.
2 Jun 2024
## LINKS
[1] /Scholz-Aeusserung-ueber-Klimaaktivismus/!5854954
[2] /Katholikentag-in-Stuttgart/!5857410
[3] /Katholikin-Irme-Stetter-Karp/!6010491
## AUTOREN
Louis Berger
## TAGS
Katholikentag
Woodstock
Katholische Kirche
Papst
Katholische Kirche
Schwerpunkt Klimawandel
Katholikentag
Schwerpunkt Abtreibung
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