| # taz.de -- Rassistisch grölende Studentin auf Sylt: Uni entscheidet über Rau… | |
| > Eine der Sylt-Rassist*innen studiert an der Hamburger Hochschule für | |
| > Angewandte Wissenschaft. Ihre Exmatrikulation wird aktuell geprüft. | |
| Bild: Ob die Studentin hier auch dabei war? Verfassungsschutzleiter Torsten Vo�… | |
| Hamburg taz | Auf Instagram äußerte sich Hamburgs Hochschule für Angewandte | |
| Wissenschaft (HAW) zum weiteren Verfahren „bezüglich des rassistischen | |
| Videos“. Denn [1][wie die Medien berichteten], ist jene junge Frau, die an | |
| Pfingsten in der „Pony-Bar“ auf Sylt ihr gut gelauntes Gesicht in die | |
| Kamera hielt und [2][„Ausländer raus“ sang], dort Studentin. Sie erhält n… | |
| zwei Monate Hausverbot, auch für Lehrveranstaltungen, schreibt die | |
| Hochschule. Außerdem werde auf Grundlage des Hamburgischen | |
| Hochschulgesetzes (HambHG) ein Exmatrikulationsverfahren geprüft. | |
| „Die Exmatrikulation ist ein ultimativer Schritt, der über die Zukunft | |
| eines Menschen entscheiden kann“, erklärte die Präsidentin der HAW, Ute | |
| Lohrentz, als sie sich tags drauf in einer [3][E-Mail an alle | |
| Hochschulangehörigen] wandte. Deshalb sehe das Gesetz vor, dass ein | |
| Exmatrikulationausschuss sorgfältig prüft, ob so ein Verfahren eingeleitet | |
| wird. Sprich: Es kann auch sein, dass dieser Ausschuss, der am Montag | |
| erstmals tagen soll und an dem auch ein Studierender aus den Gremien der | |
| HAW teilnimmt, die Sache noch abbläst. | |
| Rechtsradikale und rassistische Vorfälle, so Lohrentz weiter, passierten in | |
| der Mitte der Gesellschaft, „und auch an unserer Hochschule“. Deshalb rufe | |
| sie Studierende und Beschäftigte dazu auf, gemeinsam dafür zu sorgen, dass | |
| die HAW Hamburg eine weltoffene und tolerante Hochschule bleibt. Wie ein | |
| Sprecher der HAW mitteilt, schickte die Präsidentin zudem per Mail ein | |
| Gesprächsangebot an die Studierende. | |
| Die drohende Exmatrikulation ist nicht die erste Reaktion, die diese zu | |
| spüren bekommt. Schon vor Tagen soll sie [4][ihren Job als Assistentin | |
| einer Influencerin] verloren haben. Rechtlich ist beides strittig, wenn es | |
| um Aktivitäten in der Freizeit geht. | |
| ## Paragraf für Zwangexmatrikulation politisch umstritten | |
| Der hier zur Anwendung stehende Paragraf 42, Absatz 3, Nummer 3 des HambHG | |
| besagt, dass Studierende zwangsexmatrikuliert werden können, wenn sie ihrer | |
| Hochschule durch „schweres schuldhaftes Verhalten Schaden“ zufügten. Der | |
| Paragraf wurde 2003 unter der rechtspopulistischen CDU-FDP-Schill-Regierung | |
| eingeführt und führte zu Protesten, da befürchtet wurde, dass man so | |
| Studierende für kritische Äußerungen bestraft. Der damalige parteilose | |
| Wissenschaftssenator Jörg Dräger beharrte darauf, sagte aber zugleich, er | |
| überlasse es den Hochschulen in ihrer Eigenständigkeit, mit dem Paragrafen | |
| „verantwortungsvoll umzugehen“. | |
| Die [5][Mopo zitiert nun] den auf Hochschulrecht spezialisierten | |
| Rechtsanwalt Arne-Patrik Heinze mit der Einschätzung, die HAW hätte gute | |
| Chancen. Die Eindrücke aus dem Video könnten vertretbar als Verstoß gegen | |
| die freiheitlich demokratische Grundordnung eingestuft werden. Das wiederum | |
| könne die Hochschule als „schweres, schuldhaftes Fehlverhalten“ bewerten. | |
| Dabei gehe es um das Recht der Hochschule, ihren Ruf vor Schaden zu | |
| bewahren. Das Verhalten der Studentin könne den geregelten Ablauf der | |
| Hochschule beeinträchtigen, etwa, wenn ausländische Studierende sich durch | |
| die Parolen bedroht fühlten oder es zu Unruhen an der Hochschule komme. | |
| In einem etwas ähnlich gelagerten Fall hat die Universität Hamburg kürzlich | |
| anders reagiert. Das [6][Hamburger Abendblatt fand heraus], dass der junge | |
| Mann, der Ende April auf dem Hamburger Steindamm eine Demo für ein Kalifat | |
| anmeldete, Lehramt an der Uni Hamburg studiert. Er gilt als Kopf der | |
| extremistischen Gruppe „Muslim Interaktiv“. Und auch seine Forderungen | |
| stehen im Kontrast zur demokratischen Grundordnung. | |
| Gefragt, ob die Uni einen Anlass sehe, so jemanden zu exmatrikulieren, | |
| sagte ein Sprecher, der Uni-Hamburg es seien „keine relevanten Vorfälle im | |
| universitären Kontext im Zusammenhang mit dieser Person bekannt, die eine | |
| Prüfung einer Exmatrikulation veranlassen“. Die Uni habe keinen Einfluss | |
| auf private Äußerungen ihrer Studierenden in sozialen Medien. „Was | |
| außerhalb des universitären Kontexts passiert, ist auch außerhalb der | |
| Einflusssphäre der Universität, das ist Aufgabe für Polizei und Justiz“, so | |
| der Sprecher. | |
| Der auch auf Hochschulrecht spezialisierte [7][Rechtsanwalt Joachim | |
| Schaller] sagt, ihm sei aus den letzten Jahren kein Fall bekannt, bei dem | |
| an der HAW oder einer anderen Hamburger Hochschule ein Studierender wegen | |
| Schädigung seiner Lehranstalt zwangsexmatrikuliert wurde. „Ich halte diesen | |
| Paragrafen auch in diesem Fall nicht für einschlägig“, sagt Schaller zur | |
| taz. Was eine Studierende in ihrer Freizeit tue, habe mit der Hochschule | |
| gar nichts zu tun. | |
| Auch zwei Monate Hausverbot hält er für die junge Frau für fraglich, „weil | |
| sie nichts an der Hochschule getan hat“. Schaller, der seit Jahren in | |
| Hamburg studentische Asten berät, hält generell nichts von | |
| Ordnungsrechtsparagrafen im Hochschulgesetz. „Wenn an Hochschulen etwas | |
| passiert und es Konflikte gibt, reicht das Hausrecht der Hochschulleitungen | |
| vollkommen aus.“ | |
| Studierende verfügten über ein Rechtsverhältnis mit ihrer Hochschule und | |
| über eine „gewaltige Rechtsposition“, [8][zitiert der Spiegel] auch die | |
| Wiesbadener Verwaltungsrechtlerin Sibylle Schwarz. Dieses Rechtsverhältnis | |
| zu kündigen, sei nicht einfach, „auch dann nicht, wenn Studierende auf | |
| Videos in ihrer Freizeit rassistische Parolen singen“. Die HAW habe durch | |
| die Berichterstattung möglicherweise einen Reputationsschaden erlitten. Im | |
| vorliegenden Fall sei die Studentin aber erst durch Verbreitung des Videos | |
| als solche identifiziert worden. „Das Singen auf Sylt hat erst mal nichts | |
| mit der Hochschule zu tun“, so die Juristin. Anders wäre es bei einer Party | |
| auf dem Uni-Gelände. | |
| Für Hamburgs Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) bedeutet die | |
| von Schwarz-Gelb-Schill geerbte Rechtslage, dass sie sich ganz raushalten | |
| kann. Ob und wie viele Zwangsexmatrikulationen es gab, kann ihre Behörde | |
| nicht sagen, das würde „nicht gemeldet“, so ihre Sprecherin. Das Gesetz | |
| mache Zwangsexmatrikulationen möglich, die individuelle Anwendung und die | |
| Bewertung einzelner Fälle unterliege „der Hochschulautonomie“. | |
| 30 May 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Rechtsextreme-Gesaenge-auf-Sylt/!6012559 | |
| [2] /Verbot-des-Songs-Lamour-toujours/!6010287 | |
| [3] https://www.haw-hamburg.de/detail/news/news/show/gemeinsam-fuer-eine-weltof… | |
| [4] /Rechte-Reiche-im-rassistischen-Video/!6012658/ | |
| [5] https://www.mopo.de/hamburg/auslaender-rausquot-rufe-auf-sylt-hamburger-uni… | |
| [6] https://www.abendblatt.de/hamburg/politik/article242066946/Hamburger-Top-Is… | |
| [7] /Studienplaetze-vom-Staat/!5052788 | |
| [8] https://www.spiegel.de/start/sylt-was-droht-studierenden-die-rechte-parolen… | |
| ## AUTOREN | |
| Kaija Kutter | |
| ## TAGS | |
| Sylt | |
| Hamburg | |
| Rechtsextremismus | |
| Hochschule für Angewandte Wissenschaften | |
| Schwerpunkt Rassismus | |
| Social-Auswahl | |
| Rechtsextremismus | |
| Schwerpunkt Rassismus | |
| Sylt | |
| Schwerpunkt Rassismus | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Verdacht auf Volksverhetzung in Dessau: Anne-Frank-Tagebuch verbrannt | |
| Anne Franks Tagebuch ist wohl das bekannteste Dokument aus der Zeit des | |
| Holocaust. Jetzt haben drei Jugendliche nahe Dessau ein Exemplar verbrannt. | |
| Verbot des Songs „L’amour toujours“: Den Falschen bestraft | |
| Den Song, der Vorlage für Rassisten auf Sylt bot, zu verbieten, löst das | |
| Problem nicht. Der Musiker Gigi D’Agostino hat mit den Nazis nichts gemein. | |
| Nach dem Skandal-Video von Sylt: Der Norden grölt rassistisch | |
| Aus Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern | |
| werden weitere Fälle rassistischer Gesänge auf Partys bekannt. | |
| Rechtsextreme Gesänge auf Sylt: Rassismus als Partykracher | |
| Vor einem Promiclub auf Sylt werden ausländerfeindliche Parolen zu | |
| Discomusik gesungen. Seit Monaten geht diese Version in rechtsextremen | |
| Kreisen viral. |