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# taz.de -- Todesurteil für Rapper in Iran: Der Sohn der Nation
> Toomaj Salehi ist eine Ikone der Protestbewegung gegen das iranische
> Regime. Nun wurde der Rap-Musiker zum Tode verurteilt.
Bild: Toomaj Salehis Inhaftierung löste zahlreiche Proteste in Iran und weltwe…
Berlin taz | Als „Sohn der Nation“ wird Toomaj Salehi bezeichnet. Der
Rap-Musiker ist bekannt für seine Protestlieder, in denen er seit Jahren
auf soziale und politische Missstände in der Islamischen Republik Iran
hinweist. Nun wurde er dafür zum Tode verurteilt.
Salehi liebt die Menschen seines Landes. Der 33-jährige Musiker aus Isfahan
gehört zur Volksgruppe der Bachtiaren und setzt sich für Unterdrückte in
Iran ein. Ob Frauen- und Arbeiterrechte, politische Gefangene in den
Gefängnissen oder Korruption – Salehi thematisiert all das und mehr in
seiner Musik. Dafür hat er weltweit Bekanntheit erlangt.
Dem iranischen Regime ist das ein Dorn im Auge. Im September 2021 wurde
Salehi erstmals verhaftet. Doch der Musiker ließ sich nicht brechen und
seine Anhängerschaft wuchs mit jedem neuen Lied weiter. Nach Ausbruch der
„Frau, Leben, Freiheit“-Proteste im September 2022 solidarisierte sich
Salehi mit den Protestierenden, allen voran den Frauen, und ging mit auf
die Straße. Obwohl er nie proaktiv versuchte, eine Vorreiterrolle der
Protestbewegung einzunehmen, wurde ihm diese von vielen Menschen
zugesprochen.
Im Oktober 2022 veröffentlichte er ein neues Lied, in dem er wieder das
Regime kritisierte. „Das Verbrechen einer Person war es, ihr Haar im Wind
tanzen zu lassen“, rappt er darin. Er kritisiert das Justizsystem, in dem
Kläger zu Angeklagten werden, und macht die Islamische Republik dafür
verantwortlich.
[1][Kurz nach Veröffentlichung wurde er verhaftet.] Berichte über Folter
erschütterten die Welt. Ihm wurden Bein, Finger und einige Rippen
gebrochen. Zwischenzeitlich drohte ihm, auf einem Auge zu erblinden. Er
verbrachte insgesamt 252 Tage in Isolationshaft.
Die Haft brach den Musiker nicht
Salehis Inhaftierung löste zahlreiche Proteste in Iran und weltweit aus.
Währenddessen zeigte das Regime im Staatsfernsehen ein unter Folter
erzwungenes Video, in dem er sich für seine Taten entschuldigte. Das Video
wurde aufwendig zusammengeschnitten mit Bildern aus seinem letzten
Musikvideo. Das Regime wollte die Protestbewegung dadurch demoralisieren.
Doch unter Salehis Fans herrschte schnell Einigkeit: Dieser Folterbeweis
sollte nicht geteilt werden. Kaum jemand teilte das Material, sodass es bis
heute schwierig ist, dieses Video zu finden. Seine Fans unterstützen ihn
auch in schwierigsten Zeiten. Für sie ist er nach wie vor ein Held, ein
Symbol der Protestbewegung.
Durch den öffentlichen Druck konnte die Todesstrafe lange abgewendet
werden. Salehi wurde zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt, wurde
dann aber im November 2023 vorübergehend auf Kaution aus der Haft
entlassen.
Die Haft schien den Musiker nicht gebrochen zu haben. Nach seiner
Freilassung traf er sich mit bekannten Persönlichkeiten der
Protestbewegung. Außerdem teilte er [2][ein Video], in dem er sich für die
Unterstützung während der Haft bedankte.
„Ihr habt mir das Leben gerettet“, sagte er. Auch von der Folter in der
Haft sprach er und erklärte, er habe gegen die Verantwortlichen Anzeige
erstattet. Dafür wurde er erneut festgenommen, nur elf Tage nach seiner
Freilassung. Nun bestätigte sein Anwalt auf X, dass gegen den Musiker die
Todesstrafe verhängt wurde.
Weltweit solidarisieren sich nun Menschen. In Deutschland setzt sich die
SPD-Bundestagsabgeordnete Ye-One Rhie als politische Patin für ihn ein, der
deutsche Rapper Jalil startete eine Petition und auch Musiker Jan Delay
zeigte seine Solidarität auf X. „Toomaj ist unsere rote Linie“, schreiben
Iraner*innen weltweit. Er ist der Sohn Irans.
25 Apr 2024
## LINKS
[1] /Aufstand-in-Iran/!5889095
[2] https://www.instagram.com/reel/C3SgWFWNMqs/?igsh=OWdxemZndG56bHho
## AUTOREN
Daniela Sepehri
## TAGS
Schwerpunkt Iran
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Todesstrafe
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