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# taz.de -- AfD-Verbindungen zu Russland und China: Kein rechter Pfad
> Die Nähe zu China und Russland hat die AfD nicht erfunden. Sie folgt hier
> irrlichternden Ideen der Linken.
Bild: AfD-Politiker ganz offen: Maximilian Krah spricht in Mikrofone
Als Maximilian Krah Ende 2023 in New York am Flughafen vom FBI verhört
wurde, verstrickte er sich in geradezu absurde Widersprüche, wo das Geld,
das er in bar mitgebracht hatte, eigentlich herkam. Man hatte den Eindruck:
Wahrheit ist das, was Krah gerade durch den Kopf schwirrt.
Sein Chef, Tino Chrupalla, gestand am Sonntag vergangener Woche bei „Caren
Miosga“ in erfrischend naiver Manier, was die Vorteile des Bargelds seien,
das die AfD bis in ihr Wahlprogramm hinein so erbittert verteidigt:
nämlich, dass man [1][„unkontrolliert Dinge bezahlen kann, ohne dass jemand
weiß, was man getan hat“]. Das ist das Sympathische an der AfD: die
unverstellte Ehrlichkeit. Man weiß einfach, woran man bei ihr ist.
Dieses vermeintlich authentische Moment täuscht aber nur oberflächlich über
die eklatanten Widersprüche hinweg: Dass Putin mit seinem Euphemismus von
der „gelenkten Demokratie“ eine Art Gott der Rechtsextremen ist, erscheint
zwar naheliegend, weil er das autoritäre Regime darstellt, das man sich in
der AfD erträumt – ist aber bei Lichte besehen inkonsequent.
Rein logisch dürften doch selbsternannte Patrioten, die angeblich die
„Heimat“ so sehr schätzen, niemals auf Seiten eines Autokraten stehen, der
ohne Zweifel auch ihr Heimatland militärisch angreifen würde, wenn er
könnte, und Deutschland ständig mit Cyberattacken überzieht.
## Ein schon getrampelter Pfad
Zur Ehrlichkeit gehört aber auch: Die AfD ist in ihrer Käuflichkeit den
etablierten Parteien verwandt, sie agiert nur dreister, dümmer und
draufgängerischer. In ihrer romantischen Verklärung von Russland und China
stehen ihr Sahra Wagenknecht, SPD und CDU in nichts nach.
Sahra Wagenknecht hat gerade erst bei The Pioneer [2][zu Protokoll
gegeben], Putin sei zwar ein autoritärer Herrscher, habe aber die Russen
aus einer Demütigung herausgeführt. Unglücklich, dass dafür zehntausend
ukrainische Zivilisten und Hunderttausende Soldaten mit dem Leben bezahlen
mussten.
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig [3][nahm 20
Millionen Euro von Gazprom an], um zur Tarnung Bäumchen in Kindergärten zu
pflanzen, damit für deutlich mehr Geld Nord Stream 2 fertiggebaut werden
konnte. So konnte Schwesig Sanktionen gegen Russland umgehen. Mittlerweile
ist die Pipeline der SPD genauso um die Ohren geflogen wie ihr verdruckstes
Gekuschel mit Putin. Nur Rolf Mützenich hält seine Treue zu Russland weiter
aufrecht.
Den Vorschlag, den Ukrainekrieg einzufrieren, benutzte schon vor zwei
Jahren Sachsens Ministerpräsident Kretschmer von der CDU, der den Ukrainern
keine Panzer schicken wollte, sie stattdessen lieber aufforderte, Gebiete
abzutreten. Putin umgarnte er schon in zwei Briefen vor dem Krieg als
[4][„Exzellenz“ und „mit Hochachtung“].
## Commander Wu als Vorbild
Ähnlich verhält es sich mit China: Zum Jahreswechsel 2002/03 fuhr eine
Delegation rund um den damaligen Bundeskanzler Schröder nach Schanghai, um
sich anzugucken, wie ein Transrapid aussieht, der schneller gebaut ist, als
Edmund Stoiber einen Satz darüber beenden konnte. Mit im Gepäck hatte
Schröder ein paar Manager der am Bau beteiligten Konzerne Thyssen Krupp und
Siemens.
Vor Ort traf die Truppe einen Herrn, der sich Commander Wu nannte.
Commander Wu war dafür zuständig, das Projekt zackig fertigzustellen. Zu
seinen Aufgaben zählte auch, den Menschen, die an der Strecke lebten,
mitzuteilen, wann sie die Koffer zu packen hätten, um sich umsiedeln zu
lassen. [5][Wie Teilnehmer berichten], waren die Konzernchefs schwer
angetan und frohlockten eher sehnsüchtig als ironisch: Einen Commander Wu
bräuchten wir bei Bauprojekten in Deutschland auch.
Der Frankfurter Philosoph Axel Honneth, der in der Tradition Adornos und
Horkheimers steht, formulierte sein Morgenland-Pathos so: China sei für ihn
„ein interessantes Projekt, in dem die Staatspartei aus dramatischen
Verbrechen Konsequenzen gezogen hat und die Verzahnung von Markt und
Gleichheit zu erproben versucht“.
Das war 2013 – das Jahr, in dem ein spannendes Papier der Kommunistischen
Partei den Weg an die Öffentlichkeit fand: Es hieß „Dokument Nr. 9“ und
warnte Regierungsmitglieder vor verschiedenen gefährlichen Konzepten des
Westens: Dazu zählten unter anderem der demokratische Rechtsstaat, die
Zivilgesellschaft und die Unterstützung von freiem westlichem Journalismus.
Verboten ist seitdem die Aussage, dass Freiheits- und Menschenrechte
westlichen Typs universal und ewig sind.
## Großzügig übersehen
Dasselbe Menschenrechtsverständnis zeigt Maximilian Krah in seinem Buch
„Politik von rechts“: „Menschenrechte sind nicht absolut, sondern im
Kontext der Gesellschaft zu definieren.“ Krah scheint geradezu
schockverliebt in China.
Was er großzügig übersieht, ist, dass das Loblied des Bargelds an den
chinesischen Grenzen schnell ausgesungen sein dürfte: In China gibt es eine
App für alles, WeChat. Sie können damit Videotelefonate führen, Fotos,
Videos, Kontaktinformationen und Aufenthaltsorte teilen, Taxis,
Lebensmittel oder Essen bestellen, Restaurant- und Stromrechnungen
bezahlen, Jobs oder Leute in der Nähe suchen, Arzttermine buchen, Visa
beantragen, Spiele spielen und eigene Mobile-Stores betreiben. Die App ist
pflichtgemäß mit Ihrem Bankkonto verbunden. Strafen werden direkt vom Konto
des Täters abgebucht. Unkontrolliertes Bargeld und China, das ist
wahrscheinlich wie die AfD und „unkontrollierte Zuwanderung“.
Diese romantische Vergaffung Russlands und Chinas, der viele Linke,
Linksliberale und vereinzelte Konservative den Boden bereitet haben, hat
nur ein Ziel: den amerikanischen Liberalismus als Quelle allen Übels
anzugreifen, weil Freiheit offenbar noch gefährlicher erscheint als brutale
Autokratien. Das ist nichts weniger als eine Selbstaufgabe der Demokratie
durch ihre größten Verteidiger.
7 May 2024
## LINKS
[1] https://www.ardmediathek.de/video/caren-miosga/wofuer-steht-die-afd-herr-ch…
[2] https://www.instagram.com/reel/C6QlfcEML_9/?utm_source=ig_web_copy_link
[3] https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/nord-stream-2-manuela-schwesig-i…
[4] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/michael-kretschmer-umgarnt-wladi…
[5] https://www.spiegel.de/wirtschaft/transrapid-jungfernfahrt-wir-haben-glueck…
## AUTOREN
Florian Schroeder
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Gastkommentar
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