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# taz.de -- Erfinder Thomas Albiez über Elektroautos: „Ein E-Auto darf 1,2 T…
> Thomas Albiez war mit seinem Hotzenblitz ein Vordenker der
> Elektromobilität. Dass E-Autos immer schwerer werden, hält er für einen
> fatalen Irrweg.
Bild: So war es: Erfinder Albiez mit seinem Hotzenblitz
taz: Herr Albiez, als Sie [1][damals den Hotzenblitz auf den Markt]
brachten, hätte sich niemand träumen lassen, dass in Europa mal über ein
Verbrennerverbot diskutiert würde. Dass es doch so kam, macht Sie das
zufrieden?
Thomas Albiez: Oh nein, überhaupt nicht. Die Politik marschiert mit diesem
Verbot in die komplett falsche Richtung und vernichtet so Arbeitsplätze.
[2][Das Verbrennerverbot] hat eine fatale Entwicklung angestoßen, es hat
das Elektroauto zum Fernreiseauto gemacht. Die Reichweiten mussten immer
größer werden, die Batterien entsprechend immer schwerer. Das hat mit
umweltfreundlicher Mobilität nichts mehr zu tun. Man fördert so nur
Arbeitsplätze in Asien, da von dort in Zukunft kleinere E-Autos und
Verbrenner für den Rest der Welt kommen.
Was ist Ihre Alternative?
Man sollte nur in jenen Marktsegmenten Batteriefahrzeuge nutzen, in denen
es ökologisch wirklich sinnvoll ist. Je mehr Batterie-Gewicht man mit sich
herumfährt, umso verheerender wird die Umweltbilanz. Den Verbrenner
komplett ablösen zu wollen, ist daher Irrsinn. Und dennoch gibt es so viele
bedingungslose Hinterher-Renner, die jedes Elektroauto propagieren. Eine
vernünftige Politik ist das nicht.
Wie sieht ein Batteriefahrzeug aus, das dem Verbrenner ökologisch überlegen
ist?
Ich würde es vom Gewicht her sehen: Maximal 1,2 Tonnen, das ist die Grenze.
Wenn man konsequent mit neuer Technik auf Leichtbau setzt, schafft man auch
mit einem Viertürer 200 bis 600 Kilometer. Es gibt eine Grundformel, an der
niemand vorbeikommt: Je kleiner das Gewicht, umso kleiner das Akkupaket,
umso weniger Strom wird verbraucht, umso länger leben die Akkus, umso
günstiger werden Akkus und die gesamte E-Mobilität.
Aber wollen die Kunden das? Jedes zweite neu zugelassene Elektroauto war
letztes Jahr ein SUV.
Politik und Autoindustrie haben diesen Trend befördert. Die Kaufprämie, die
zum Glück beendet ist, war absurd. Damit wurden überteuerte und
überdimensionierte Fahrzeuge subventioniert. Doch Subventionen machen die
Welt nicht besser. Die Fahrzeuge müssen vielmehr aus sich heraus durch eine
kluge Dimensionierung und vertretbare Batteriegrößen sowie ein niedriges
Fahrzeuggewicht attraktiv werden. Man muss sich nur die europäische
Automobilgeschichte anschauen, es gab immer einen beträchtlichen Markt für
vernünftige Kleinwagen: Fahrzeuge wie der [3][VW Käfer], der Renault R4
oder der Citroën 2CV – die legendäre Ente – haben vielen Menschen günsti…
Mobilität beschert. In diesem Segment sollten die Elektroautos zu Hause
sein – hochmodern, leicht, robust gebaut, damit ökonomisch und ökologisch.
Die Zielgruppe ist groß. Sie umfasst zum Beispiel auch Dienstleister in den
Städten, Handwerker und Pflegedienste.
In diesen Markt wollen Sie nun rein und haben bereits im Sommer 2021
angekündigt, den Hotzenblitz neu aufleben zu lassen. Was genau wird das für
ein Auto sein?
Es gab Verzögerungen, weil wir bis heute noch keinen Investor gefunden
haben und auch viel Zeit in einige Alleinstellungsmerkmale investiert
haben, um gegen Mitbewerber auch aus Asien bestehen zu können. In der
Standardvariante wird das Auto nur 680 bis 750 Kilogramm wiegen, ohne dass
wir dafür Faserverbundwerkstoffe brauchen. Wir nutzen für die Außenhülle
ABS-Kunststoff, der leicht zu recyceln ist. Weil er durchgefärbt ist,
brauchen wir keine Lackieranlage. Die Grundstruktur des Fahrzeugs stammt
aus der Formel 1: ein leichter bezahlbarer Rohrrahmen aus Stahl für die
Crash-Sicherheit und ein Alu-Sandwich-Boden. Es wird je nach Kundenwunsch
ein Zwei- bis Viersitzer sein, standardmäßig ausgestattet mit einer
20-Kilowattstunden-Batterie für eine Reichweite von 200 Kilometern. Aber
wir bieten optional auch eine Batteriekapazität bis 600 Kilometer
Reichweite an. Der Platz dafür ist im Unterboden vorhanden.
Wann wird das Modell zu kaufen sein?
In Bayern haben wir gerade eine Firma gefunden, die uns die ersten
Fahrzeuge baut. Im Mai/Juni werden wir die ersten Exemplare vorstellen, da
starten wir den Vorverkauf. Ab 250 Fahrzeugen pro Jahr können wir
kostendeckend arbeiten.
Damit starten Sie in der Nische, doch wie kommen wir dahin, dass leichte
Fahrzeuge in großem Stil die schweren Elektroschlitten verdrängen?
Der Stopp der Kaufförderung ist ein Anfang. Der Staat sollte jetzt vor
allem über die Kfz-Steuer Anreize geben, indem er den Steuersatz am Gewicht
der Fahrzeuge bemisst. Die Politik sollte zugleich die Menschen aufklären
und das falsche Bewusstsein zur Mobilität ändern. Doch leider glauben
selbst viele bei den Grünen noch, dass E-Autos jeder Größe gut für die
Umwelt seien. Es ist frustrierend zu sehen, dass selbst die einstige
Umweltpartei nicht erkennen will, dass elektrisch angetriebene Dreitonner
nicht die Lösung sind. Wir betreiben dann fossile Kraftwerke, um die
überdimensionierten Fahrzeuge mit Strom zu versorgen, und bringen unsere
Stromnetze ans Limit, weil die dicken Batterien möglichst schnell geladen
werden sollen. Das hat alles mit Nachhaltigkeit in der Mobilität nichts
mehr zu tun – deswegen setzen wir auf Kleinfahrzeuge im Zusammenspiel mit
dezentraler erneuerbarer Erzeugung.
3 May 2024
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## AUTOREN
Bernward Janzing
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