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# taz.de -- Deutscher Meister Bayer Leverkusen: Eine Meisterschaft wie gemalt
> Ja, die Mannschaft spielt fantastisch! Aber gegen das Stigma des
> seelenlosen Konzernclubs ist kein Kraut gewachsen.
Bild: Seit 1979 in der Bundesliga und durchaus mit Fankultur: Bayer Leverkusen
Bayer Leverkusens [1][erster Titel gleicht einem Kunstwerk]. Es ist eine
Meisterschaft wie gemalt. Und man kann sich in all den schönen Details
verlieren. Zuvorderst werden die Leverkusener Profis als Befreier vom
Meistermonopolisten Bayern München wahrgenommen. Das steigert den Wert der
Schale weit über das Übliche. Schließlich gab es in den letzten zwölf
Jahren nur zwei Deutsche Meister: Bayern München und eben Bayer Leverkusen.
Ins Auge sticht aber auch die kaum fassbare, rasante Entwicklung des Teams,
seitdem Trainerneuling Xabi Alonso im Oktober 2022 die Leitung übernahm.
Dies geschah übrigens nach einer 0:4-Niederlage bei Bayern München, die den
Verein auf den vorletzten Platz zurückwarf.
Immer schöner anzuschauen war der Ballbesitzfußball, den er etablierte,
weil er das übliche Hin- und Hergeschiebe mit spektakulären Tempoelementen
verband. In den wenigen Transferperioden wurde der Kader für diesen Fußball
nahezu perfekt ausgerichtet. Der Verein nahm durchaus Geld dafür in die
Hand, das spielte jedoch nicht die entscheidende Rolle. Nathan Tella, der
vermeintliche Königstransfer (23,3 Millionen Euro), hat keine sieben
Bundesligaspiele bestritten, zählt man seine Spielminuten zusammen.
Es gab eben keine Könige. Bayer Leverkusen überzeugte als Kollektiv. Die
Spieler, die etwas mehr im Scheinwerferlicht standen, wechselten sich in
schöner Regelmäßigkeit ab. Jeder schien jeden besser zu machen, so dass
[2][die Ausnahmequalitäten des 20-jährigen Florian Wirtz] mitunter nur wie
das Sahnehäubchen auf einer stattlichen Torte wirkten.
## Sympathien verdient
Ja, es ist wirklich eine Meisterschaft wie gemalt. Und es könnte weit mehr
sein als nur eine Momentaufnahme, wie es im Fußballsprech so gern heißt.
Längerfristig gedacht wird Bayer Leverkusen gegen systembedingt nicht
einholbare Kapitalmacht des FC Bayern chancenlos sein, aber nach der
Vertragsverlängerung von Xabi Alonso ist es Leverkusen zuzutrauen,
mindestens in der nächsten Saison den Meisterschaftskampf offen zu halten.
Betrachtet man nur die sportlichen Vorgänge, hätte sich der Verein eine
Sympathiewelle verdient, wie sie einst Borussia Mönchengladbach in den
goldenen 70er Jahren erfasste, als das Team für einen ganz besonderen
Fußball stand.
Doch dem perfekten Bild, das Leverkusen gefertigt hat, fehlt etwas. Das
erste Wort dieses Kommentars, nämlich Bayer, lässt es bereits erahnen. Es
fehlt an Seele. Kaum vorzustellen, was in diesem Land in den letzten
Monaten los gewesen wäre, wenn Borussia Dortmund auf diese Weise die
Dauerherrschaft des FC Bayern beendet hätte.
Eine gelbe Welle hätte vermutlich das Land geflutet. Viele
Kindergeburtstagswünsche hätten im BVB-Shop befriedet werden können. Das
Trikot mit dem Bayer-Kreuz mag sich im größeren Einzugsbereich von
Leverkusen gerade bestens verkaufen, darüber hinaus ist der Klub kaum
anschlussfähig. Gegen das Stigma des Pillenklubs ist kein Kraut gewachsen.
Zudem hat die Dauerherrschaft des FC Bayern die Wahrnehmung der Fußballfans
verändert. Es gibt Wichtigeres als die Deutsche Fußballmeisterschaft. Die
Fans von Schalke 04 und dem Hamburger SV können das gewiss bestätigen. Es
ist schwieriger geworden, eine große Euphorie zu entfachen.
15 Apr 2024
## LINKS
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## AUTOREN
Johannes Kopp
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