| # taz.de -- Ukraine, Iran, Israel: Verhandlungsergebnisse an den Kopf | |
| > Die USA für Hilfen gegen Russland, der Kanzler für Chinas Engagement in | |
| > Nahost, der falsche Moment für kleine Städte. Und Söders Kiff-Bann. | |
| Bild: Israel und Iran werfen sich Eskalationen an die Köpfe – und feinst aus… | |
| taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche? | |
| Friedrich Küppersbusch: Die Republicans zerreißt das „Ja“ zum | |
| Ukraine-Hilfspaket. | |
| Und was wird besser in dieser? | |
| Alle Biden-Witze müssen zum TÜV. | |
| Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte einst: „Die | |
| Grünen sind eine Verbotspartei. Ihnen fehlt das Bayern-Gen.“ [1][Jetzt | |
| möchte er in seinem Bundesland das gerade legalisierte Cannabis mit „extrem | |
| restriktiven“ Maßnahmen quasi verbieten]. Wie liberal ist das Bayern-Gen | |
| denn nun wirklich? | |
| „Ich hab keine Lust, meine Polizisten mit so einem Scheiß zu beschäftigen“ | |
| – zeigt der NRW-Innenkarnevalist Herbert Reul seinen Parteifreunden in | |
| Bayern, wie Populismus vom Profi geht. Das Gesetz ist vor allem in seinen | |
| absurden Details angreifbar, und man hätte sich einen großen Gefallen | |
| getan, Kiffen nur im Privaten zu erlauben. Fertig. Abstands- und | |
| Uhrzeitregelungen sind surreal, das hat Reul erkannt und nutzt es fröhlich. | |
| Söder dagegen ruft nochmal alle „Alkohol ist doch viel schlimmer als | |
| Haschisch“-Witze aus dem Deutschen Kabarett-Museum ab und hält an einer | |
| Konfro der Vergangenheit fest. Söder trinkt „Wasser oder Cola“ in seinem | |
| Maßkrug, Reul Bier. | |
| In den letzten fünf Jahren sind die Ausgaben des Bundes um 39 Prozent | |
| gestiegen. Der „Bund der Steuerzahler“ nennt mögliche Einsparmaßnahmen. S… | |
| schlagen zum Beispiel vor, dass der Bundestag auf 500 Abgeordnete | |
| verkleinert wird oder eben weniger Neubauten für Ministerien entstehen | |
| sollen. Was hätten Sie so für Vorschläge? | |
| [2][Man könnte dem Bund der Steuerzahler die Gemeinnützigkeit entziehen], | |
| was zur Folge hätte, dass der Bund der Steuerzahler mal Steuern zahlt. Nach | |
| eigenen Angaben besteht er zu 75 Prozent aus Selbstständigen und | |
| Gewerbetreibenden, seine Kader rekrutieren sich wie die Chefs Holznagel und | |
| Brüderle aus CDU- und FDP-Funktionären. Mal ab von der Berliner | |
| AfD-Vorsitzenden Brinker im Verwaltungsrat des BdSt. Der journalistische | |
| Brauch, Pressemitteilungen dieses Lobbyclubs eins zu eins abzuschreiben, | |
| gibt ihm weit höhere Reichweiten als etwa dem zuständigen | |
| Bundesrechnungshof. So dröhnt allerhand wohlfeiler Populismus durch die | |
| Medien, und für den Rest gilt: Mario Barth deckt zu. Die populäre RTL-Show | |
| um Holznagel und seine PR-Ideen. Immerhin berührend, dass das altlinke | |
| Sponti-Motto „der Staat ist doof und stinkt“ inzwischen auch rechts viel | |
| Unterstützung findet. | |
| [3][Nach der mutmaßlich israelischen Attacke auf den Iran] scheint sich die | |
| Lage wieder beruhigt zu haben. Oder ist das Wunschdenken? | |
| Was Israel und Iran einander auf die Köpfe geworfen haben, waren | |
| militärische Eskalationen – und mühsam feinst austarierte | |
| Verhandlungsergebnisse. Netanjahu will seine Verbündeten in die Solidarität | |
| zwingen, egal, was er in Gaza anstellt. Die Verbündeten wissen, dass Iran | |
| Israels Existenzrecht bestreitet, und dass sie zu dem Zweck an Atomwaffen | |
| basteln. Eine Situation zur Melodie „this town ain’t big enough for both of | |
| us“ kann da also gerade gar keiner gebrauchen. Außer Netanjahu, der | |
| skrupellos reizt. Die Ursachenkette geht also zurück bis zu dem Moment, da | |
| Präsident Trump das Atomabkommen mit Iran kündigte. Spannend, wer nächster | |
| US-Präsident wird. | |
| [4][Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck] ist mit Waffenherstellern wie | |
| Diehl und Rheinmetall nach Kyjiw gereist, um der Ukraine nun auch eigene | |
| Produktionsstätten anzubieten. Ist Habeck jetzt plötzlich | |
| Handlungsreisender? | |
| Ihm schaudere vor sich selbst, deutete er im ZDF-„heute journal“ an, | |
| „werbend für Kriegsgerät“ unterwegs zu sein. Zugleich grüßte sein Kanzl… | |
| Scholz aus Peking mit nanometerfeinen Formulierungen zu Chinas möglicher | |
| Rolle im Friedensprozess. Der Gleichklang darin entsteht, indem Präsident | |
| Selenskyj sich bei Scholz bedankt und Habeck feiert. Militärische | |
| Unterstützung und politische Diplomatie. Oder einfach mal ein Moment, in | |
| dem sich Baerbock um was anderes kümmert. | |
| Julian Nagelsmann hat seinen Vertrag als Bundestrainer bis 2026 verlängert. | |
| Er bleibt also bis zur WM. Eine gute Idee? | |
| Mit einer guten EM kann er Bundestrainer bleiben, mit einer schlechten | |
| bekäme er vorerst keinen hochrangigen Vereinsjob. Na ja, wie man heutzutage | |
| so sagt – für Bayern reicht’s vielleicht. | |
| Und was machen [5][die Borussen]? | |
| Auch die Dortmunder Fans haben mit ordentlich Tennisball-Ungehorsam den | |
| Investoren-Einstieg wegprotestiert. Nun stehen mit dem BVB und Bayern zwei | |
| deutsche Teams unter den vier besten Europäern in der Champions League. Das | |
| nächste Choreo-Banner der Südtribüne: „Merkt Ihr selbst, ne?“ | |
| Fragen: Philipp Rhensius | |
| 21 Apr 2024 | |
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