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# taz.de -- Hungerstreik vor dem Kanzleramt: Streiken, bis der Arzt kommt
> Vor dem Bundeskanzleramt in Berlin Mitte machen Aktivist*innen unter
> dem Motto „Hungern bis ihr ehrlich seid“ auf den Klimawandel aufmerksam.
Bild: Wolfgang Metzeler-Kick (u.l.) bei einer Blockadeaktion Mitte März. Mittl…
Die Straßen in der Nähe des Bundeskanzleramts in Mitte sind an diesem
Vormittag fast wie leergefegt. Lediglich ein paar Tourist*innen haben
sich hierhin verirrt, Passant*innen spazieren auf der Moltkebrücke über
die Spree. Ausnahmsweise regnet es nicht, der Frühling hält Einzug, das
Leben ist schön. Wäre da nur nicht die Handvoll Personen, die auf das
unangenehme Thema Klimawandel aufmerksam machen. Zielstrebig halten sie ihr
Plakat in die Höhe – „Hungern bis ihr ehrlich seid!“
[1][Ein Hungerstreik?] Muss das sein? „Ja!“ Findet zumindest der Aktivist
Wolfgang Metzeler-Kick, denn nur so würde die Menschheit endlich auf die
sich anbahnende Klimakatastrophe aufmerksam werden, glaubt er. „Viele Leute
verdrängen das Thema einfach, das ist ja das Hauptproblem“, sagt
Metzeler-Kick zur taz. Nach dem anfänglichen Medienrummel, den die Aktion
verursacht hatte, wirkt gut eine Woche später alles träge und gar nicht
aufrüttelnd.
Träge dürfte auch Metzeler-Kick sein, denn der befindet sich schon [2][seit
28 Tagen im Hungerstreik]. Da drängen sich direkt verschiedene Fragen auf:
Wie man das durchhalten kann zum Beispiel – unabhängig davon, ob man diese
lange Zeit auch ohne Nahrung durchhalten sollte. Wie das überhaupt möglich
ist und was er denn dann tagsüber zu sich nimmt. Letzteres könne er einfach
schnell zeigen, sagt der Aktivist.
Viel ist es schließlich nicht. Er bückt sich, kramt in seinem Rucksack und
zieht zwei Flaschen hervor. Die Eine beinhaltet Saft, verdünnt mit Wasser.
Die andere Thermoskanne ist gefüllt mit Tee. Salz hätte er auch
hinzugegeben, er habe sich schließlich beraten lassen. Trotzdem bleiben
vier Wochen ohne Essen nicht ohne Folgen: Das Stehen falle ihm mittlerweile
schwer, sagt Metzeler-Kick, also zieht die Karawane aus Streikenden und
Polizei weiter, um das Paul-Löbe-Haus herum. Auch darüber hinaus zeige sein
Körper bereits erste Anzeichen von Schwäche, erklärt der 49-Jährige.
## Hungern für das Klima
Die ignoriere er aber gerne, um auf ein viel größeres Problem aufmerksam zu
machen: [3][Den Klimawandel]. „Ich bin so naiv und glaube, wenn die
Menschheit erstmal kapiert, dass es hier gerade ums Aussterben geht, dass
dann auch das notwendige Handeln einsetzt“, sagt der ehemalige Ingenieur.
Ein erster Schritt in die richtige Richtung sei eine offizielle Anerkennung
der derzeitigen Krisensituation von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).
Von dem ist allerdings nichts zu sehen und zu hören. Ist ihm der
Klimawandel egal? Oder verhandeln Kanzler*innen nicht mit
hungerstreikenden Klimaaktivist*innen, die ihren eigenen Körper in
Geiselhaft nehmen? Übel nehmen könnte man ihm Letzteres wohl nicht, denn
die Protestform „Hungerstreik“ stößt bei Vielen auf Ablehnung. Ein Einwand
dabei: Hungerstreiks in einem reichen Land wie Deutschland durchzuführen,
während Menschen in anderen Teilen der Welt dazu gezwungen sind zu hungern,
sei makaber.
Wolfgang Metzeler-Kick hat darauf eine klare Antwort. „Wenn man schon so
privilegiert ist, wie wir es sind, dann sollten wir uns den Arsch
aufreißen, damit es anderen Leuten besser geht und nicht mit dem Finger auf
Personen zeigen, die sich bemühen, etwas zu ändern.“ Er jedenfalls würde so
lange hungern und „möglicherweise eskalieren“ – also auch den den Saft
wegzulassen-, „bis die Regierungserklärung zugesichert ist.“
4 Apr 2024
## LINKS
[1] /Streik-von-Fridays-for-Future-und-Verdi/!5995623
[2] /Archiv-Suche/!5997624&s=hungerstreik&SuchRahmen=Print/
[3] /Hungerstreik-fuers-Klima/!5996990
## AUTOREN
Carlotta Kuhlmann
## TAGS
Hungerstreik
Bundeskanzleramt
Berlin-Mitte
Schwerpunkt Klimawandel
Streik
Bündnis 90/Die Grünen
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimaproteste
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