# taz.de -- Fachkräftemangel in der Pflege: Mehr Geld löst die Probleme nicht | |
> Die Gehälter in Pflegeberufen sind überdurchschnittlich hoch. Das ändert | |
> aber nichts an den belastenden Arbeitsbedingungen. | |
Bild: Pflegeberufe wie Alten- und Krankenpfleger führen die Spitze der Berufe … | |
BERLIN taz | Die Arbeitsbedingungen in der Pflege sind hierzulande | |
katastrophal und die Bezahlung schlecht? Zumindest letztere landläufige | |
Meinung hat das Statistische Bundesamt am Montag jedenfalls teilweise | |
entkräftet. [1][Demnach] verdienen ausgebildete Pflegekräfte in Deutschland | |
im Schnitt deutlich mehr als Beschäftigte in anderen Ausbildungsberufen. | |
Während Personen mit Ausbildungsabschluss im April 2023 durchschnittlich | |
3.714 Euro verdienten, lag das Durchschnittsgehalt in der Krankenpflege bei | |
4.067 Euro, in der Altenpflege bei 3.920 Euro. | |
Für Barbara Susec, zuständig für Pflegepolitik und Pflegeversicherung bei | |
verdi, ist dieses vergleichsweise hohe Gehalt in der Pflege auch ein | |
Ergebnis unterschiedlicher Entwicklungen: So hätten gute Tarifabschlüsse zu | |
einer Anhebung der Pflegemindestlöhne geführt. Seit 2015 gilt in der Alten- | |
und Krankenpflege dieser spezielle Pflegemindestlohn, der aktuell bei 14,14 | |
Euro für Pflegehilfskräfte und 18,25 Euro für Pflegefachkräfte liegt und | |
bis 2025 auf 16,10 Euro beziehungsweise 20,50 Euro steigen soll. | |
Thorsten Mittag, Referent für Altenhilfe und Pflege beim Paritätischen | |
Gesamtverband, findet, die Bezahlung sei inzwischen dort, wo sie hingehört, | |
doch „der Weg dahin war erheblich schwer“. Zumindest die angemessene | |
Bezahlung sei damit keine Baustelle mehr, um die vielen freien Stellen in | |
der Pflege zu besetzen, insbesondere aufgrund der tariflich vereinbarten | |
Lohnsteigerungen in den nächsten Jahren. | |
Allerdings glaubt Mittag nicht, dass sich nur dank höherer Gehälter | |
wesentlich mehr Menschen für den Pflegeberuf entscheiden würden. Es komme | |
jetzt vielmehr auf Faktoren wie Dienstplan, Sicherheit, Vereinbarkeit von | |
Familie und Beruf sowie Entwicklungsmöglichkeiten an. | |
## Viele Auszubildende brechen Ausbildung ab | |
Pflegeberufe wie Alten- und Krankenpfleger führen die Spitze der Berufe mit | |
Fachkräftemangel an. Insgesamt arbeiten rund 1,2 Millionen Menschen in der | |
Pflegebranche. Doch die Arbeitsbedingungen sind oftmals extrem belastend, | |
sodass mit 65 Prozent ein Großteil der Pflegekräfte in Teilzeit arbeitet. | |
Nicht wenige Auszubildende brechen aufgrund der schlechten | |
Arbeitsbedingungen ihre Ausbildung vorzeitig ab. Vor allem die Personalnot | |
und die damit oft einhergehende Arbeit in teilweise krasser Unterbesetzung | |
bringen viele Menschen in der Pflege an und über die [2][Belastungsgrenze]. | |
Der oft viel zu niedrige Personalschlüssel wird sich in den nächsten Jahren | |
zudem durch einen [3][eklatanten Anstieg an Pflegebedürftigen] noch weiter | |
verschärfen. Aktuell sind in Deutschland fünf Millionen Menschen | |
pflegebedürftig. Bis 2055 wird diese Zahl laut der Pflegevorausberechnung | |
des Statistischen Bundesamtes um 37 Prozent auf etwa 6,8 Millionen | |
ansteigen. | |
„Um jetzt und in Zukunft genügend Menschen für einen Pflegeberuf zu | |
gewinnen, ist es wichtig, dass diese Berufe auch im Vergleich zu anderen | |
Berufen attraktiver werden,“ sagt Barbara Susec von verdi. Zwar trage eine | |
bessere Bezahlung maßgeblich dazu bei. Doch Susec sieht in den belastenden | |
Arbeitsbedingungen die Hauptursache dafür, dass Pflegekräfte entweder ihre | |
Arbeitszeit reduzieren oder aber den Beruf verlassen. | |
25 Mar 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/03/PD24_121_62.ht… | |
[2] /Arbeitsbedingungen-in-Kliniken/!5977608 | |
[3] /Experte-ueber-Wachstumsmarkt-Altenpflege/!5966617 | |
## AUTOREN | |
Paula Schöber | |
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