| # taz.de -- Ende des Ramadan in Gaza: Zuckerfest mit ein paar Konserven | |
| > Statt Feierstimmung herrschen in Gaza Trauer und Angst. Über das weitere | |
| > militärische Vorgehen ist sich die israelische Regierung offenbar | |
| > uneinig. | |
| Bild: Muslime am Mittwoch beim Gebet in der zerstörten Al-Farouq-Moschee in Ra… | |
| Tel Aviv taz | Weltweit begehen Muslime an diesem Mittwoch Eid al-Fitr, das | |
| Zuckerfest, mit dem der Fastenmonat Ramadan endet. In Rafah im Gazastreifen | |
| aber, wohin sich knapp drei Viertel der 2,3 Millionen Einwohner des | |
| Küstenstreifens geflüchtet haben, dominieren Trauer und Angst vor dem seit | |
| Wochen angekündigten israelischen Angriff. | |
| „Die Welt erwartet von uns, hoffnungsvoll zu bleiben, während wir auf unser | |
| Todesurteil warten“, sagt Abu Mohammed Almassri, ursprünglich aus Beit | |
| Lahia in Nordgaza, am Telefon. Ein paar Konserven habe der Va[1][ter von | |
| acht Kindern für den Festtag auftreiben können.] Seit Monaten lebt die | |
| Familie mit Dutzenden anderen in einem Lehrsaal einer Universität in Rafah. | |
| Der israelische Angriff würde Tod und Zerstörung bringen, die Hamas aber | |
| nicht besiegen können, schätzt der ehemalige Universitätsprofessor | |
| angesichts der anhaltenden Kämpfe und Bombardements im Norden. „Ich bin | |
| frustriert, wenn ich die Tränen in den Augen meiner Kinder sehe oder wenn | |
| ich die alten Frauen sagen höre, dass wir Eid feiern werden, wenn wir | |
| zurückgekehrt sind.“ | |
| Über das weitere Vorgehen herrscht allem Anschein nach innerhalb der | |
| israelischen Regierung [2][Uneinigkeit]. Ministerpräsident Benjamin | |
| Netanjahu hatte am Montag öffentlich erklärt, ein Termin für die seit | |
| Monaten angekündigte Offensive stehe fest. Das Verteidigungsministerium | |
| soll laut Medienberichten 40.000 Zelte für die Evakuierung von Rafah | |
| gekauft haben. Nun widersprach Verteidigungsminister Joav Galant in einem | |
| Gespräch mit seinem US-Amtskollegen Lloyd Austin: Es gebe bisher kein | |
| Datum. | |
| ## „Was er tut, ist ein Fehler“ | |
| Die Spannungen zwischen US-Präsident Joe Biden und Netanjahu werden | |
| zunehmend öffentlich ausgetragen. In einem Interview mit dem US-Sender | |
| Univision kritisierte Biden das israelische Vorgehen in Gaza deutlich und | |
| drängte auf einen Waffenstillstand, „um die nächsten sechs bis acht Wochen | |
| den vollständigen Zugang zu allen Nahrungsmitteln und Medikamenten | |
| sicherzustellen“. Konkret zum Vorgehen Netanjahus sagte der US-Präsident: | |
| „Ich denke, was er tut, ist ein Fehler.“ | |
| [3][Nach dem Abzug eines Großteils der israelischen Bodentruppen] und unter | |
| massivem internationalem Druck ist die Zahl der Hilfslieferungen in den | |
| Gazastreifen massiv gestiegen. Laut der israelischen Behörde Cogat seien am | |
| Montag 419 und am Dienstag 468 Lastwagen in den Küstenstreifen gelangt. Der | |
| Rote Halbmond meldete jedoch niedrigere Zahlen, und die Vereinten Nationen | |
| gaben an, dass viele der Lkw aufgrund israelischer Kontrollen nur halbvoll | |
| seien. | |
| Die US-Agentur für internationale Entwicklung bestätigte einen Anstieg der | |
| Hilfslieferungen, der Bedarf sei nach der monatelangen Blockade und | |
| angesichts der Zerstörung jedoch weit höher. Die Chefin der Organisation, | |
| Samantha Power, sagte: „Wir brauchen weit mehr als 500 Lastwagen pro Tag.“ | |
| Während die Verhandlungen mit der Hamas durch Vermittler in Kairo offenbar | |
| auf der Stelle treten, nimmt der internationale Druck auf Israel zu. Irland | |
| und Australien haben eine mögliche Anerkennung eines palästinensischen | |
| Staates angedeutet. | |
| Die australische Außenministerin Penny Wong sagte, ein „Ausweg aus dem | |
| endlosen Kreislauf der Gewalt“ im Nahen Osten könne nur durch die | |
| Anerkennung eines „palästinensischen Staates neben dem Staat Israel“ | |
| gefunden werden. Irlands Außenminister Micheál Martin äußerte sich ähnlich. | |
| Israel lehnt eine einseitige Anerkennung ab. Netanjahu bezeichnete einen | |
| derartigen Schritt in der Vergangenheit mehrfach als „Belohnung für | |
| Terrorismus“. | |
| 10 Apr 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Felix Wellisch | |
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