# taz.de -- Sozialarbeiter über Obdachlosigkeit: „Viel Stress in Mehrbettzim… | |
> Am 1. April endet in Hamburg das Winternotprogramm für Obdachlose. Das | |
> Aktionsbündnis Wohnungsnot fordert für die Zukunft Unterkünfte mit | |
> Einzelzimmern. | |
Bild: Kein Ort, um zur Ruhe zu kommen: Zimmer des Hamburger Winternotprogramms … | |
taz: Erik Horn, was bedeutet es für obdachlose Menschen, wenn das | |
städtische Winternotprogramm endet? | |
Erik Horn: Die meisten müssen wieder auf der Straße schlafen. Es gibt | |
natürlich Notunterkünfte, die werden aber von vielen [1][vermieden]. | |
Warum? | |
Die sind oft überlastet, die hygienischen Bedingungen schlecht und es gibt | |
nur Mehrbettzimmer. Wir bekommen vor allem von jungen Menschen häufig die | |
Rückmeldung, dass es dort viel Stress gibt. Zur Ruhe kommen kann da | |
niemand. | |
Von wie vielen Menschen sprechen wir da? | |
Die Zahlen von 2023 zeigen: Fast 3.000 Menschen haben das | |
[2][Winternotprogramm] benutzt. Nur zwei konnten anschließend Wohnraum | |
vermittelt bekommen, nur 67 weitere sind in Unterkünfte gezogen. Das macht | |
klar, dass wir ein Problem haben. | |
Mit Ihrer Aktion wollen Sie darauf aufmerksam machen. | |
Genau, wir wollen uns mit einem Zeichen an die Öffentlichkeit richten. | |
Vergangenes Jahr haben wir zum Beispiel eine Tombola organisiert. | |
Passant*innen konnten Lose ziehen, der Hauptgewinn war ein Termin zur | |
Wohnungsbesichtigung mit 500 anderen Menschen. Dieses Jahr wollen wir Zelte | |
aufstellen, Schlafsäcke auslegen und plakativ zeigen, was es bedeutet, auf | |
der Straße zu schlafen. | |
Wäre es eine Lösung, das Winternotprogramm das ganze Jahr offen zu haben? | |
Das Notprogramm schützt Menschen ja in erster Linie vor dem Erfrieren, | |
tagsüber müssen die Menschen wieder auf die Straße. Das ist auch im Sommer | |
[3][keine ideale Lösung]: Wenn Menschen sich stabilisieren müssen, brauchen | |
sie einen zuverlässigen Aufenthalt. Das Notprogramm also einfach ganzjährig | |
offen zu lassen, würde nicht ausreichen. | |
Was fordern Sie? | |
Wir wünschen uns bessere Unterkünfte mit Einzelzimmern für alle, die in | |
Hamburg den Bedarf haben. Davon gibt es schlicht zu wenig, oft müssen | |
Menschen monatelang auf einen Platz warten. Die Unterbringung in | |
Mehrbettzimmern führt zu Belastungen der Nutzer*innen und dazu, dass | |
viele eine Übernachtung draußen vorziehen. Und wir fordern, dass viel mehr | |
in sozialen Wohnraum investiert wird, auch für diejenigen, die noch kein | |
dauerhaftes Bleiberecht haben. Stattdessen werden sie verstärkt von | |
Polizisten und Ordnungskräften [4][aus dem Innenstadtbereich weggewiesen]. | |
Das ist nicht der richtige Weg! | |
In Niendorf, einem Stadtteil am Stadtrand, kritisieren wiederum viele, dass | |
[5][pflegebedürftige Obdachlose nun dort untergebracht werden.] | |
Ich würde mir wünschen, dass die Menschen ihre Angst verlieren. Es braucht | |
in jedem Stadtteil Unterkünfte für obdachlose Menschen, ganz besonders | |
solche, die einen pflegerischen Bedarf abdecken. Aber nicht nur die | |
besonders Kranken sind auf Unterkünfte angewiesen. Ein obdachloser Mensch | |
ist immer besonders vulnerabel, auch wenn er faktisch gesund ist. Wenn man | |
keine Wohnung, keine Privatsphäre hat, ist das eine hoch verletzliche | |
Situation. | |
28 Mar 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Laerry-Be-ueber-ihr-Leben-auf-der-Strasse/!5869380 | |
[2] /Winternotprogramm/!t5246953 | |
[3] /Obdachlosigkeit-im-Winter/!5977197 | |
[4] /Politikerin-ueber-Umgang-mit-Bettlern/!5925833 | |
[5] /Streit-um-Obdachlosenheime-in-Hamburg/!5994963 | |
## AUTOREN | |
Anna Lindemann | |
## TAGS | |
Obdachlosigkeit | |
Obdachlosigkeit in Hamburg | |
Housing First | |
Winternotprogramm | |
Hamburg | |
Obdachlosigkeit in Hamburg | |
Obdachlosigkeit in Hamburg | |
Sozialbehörde Hamburg | |
Sozialbehörde Hamburg | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Hamburgs Obdachlose im Winter: Das bisschen Kälte … | |
Hamburg verlangt von Obdachlosen, oberhalb minus fünf Grad die | |
Notschlafstelle zu verlassen. Helfer kritisieren das und juristisch ist es | |
fraglich. | |
Obdachlosigkeit im Winter: Mehr warme Plätze auch tagsüber | |
Es reicht nicht, die Einrichtungen des Winternotprogramms nur nachts zu | |
öffnen. Auch tagsüber brauchen Obdachlose Hilfe und Unterstützung. | |
Obdachlose in Hamburg: Noch mehr Tote von der Straße | |
In Hamburg sind in diesem Winter bis zu 27 Obdachlose gestorben. Im Schnitt | |
wurden sie nur 46 Jahre alt. Nötig sind Pflegeplätze. | |
Obdachlose in Hamburg: Krätze im Winternotprogramm | |
Ein Ehrenamtlicher aus dem Hamburger Gesundheitsmobil beklagt einen | |
Krätzeausbruch in einer Notunterkunft. Die zuständige Sozialbehörde | |
dementiert. |