# taz.de -- Kinoempfehlungen für Berlin: Stricken am Mythos | |
> Das Babylon Mitte widmet sich in einem Festival den Bergen und zeigt in | |
> der Reihe „Irish Music on Screen“ Julien Temples wunderbare Doku „Shane… | |
Bild: Shane MacGowan mit den Pogues im Jahr 1988 | |
„Der Berg ruft!“ ist nicht nur der Titel eines Spielfilms von Luis Trenker | |
über die Erstbesteigung des Matterhorns, sondern auch längst ein | |
geflügeltes Wort für alle Enthusiasten, die in den alpinen Welten mit | |
Begeisterung einem Sport oder irgendeinem sonstigem Vergnügen nachgehen. | |
Und es ist der Name einer [1][Filmreihe im Kino Babylon Mitte], die in | |
diesem Jahr ihre dritte Auflage erlebt und den aktuellen Trends im Genre | |
Bergfilm nachgeht. Eröffnet wird das diesjährige Festival allerdings mit | |
einem Live-Auftritt der mittlerweile auch schon 79-jährigen | |
Bergsteiger-Legende Reinhold Messner, der bei dieser Gelegenheit den ersten | |
Teil seiner dreiteiligen Doku „Mord am Unmöglichen“ zeigt. | |
Dort widmet sich das unbestrittene Selbstvermarktungsgenie den Anfängen des | |
Alpinismus. Moderner geht es zu im Dokumentarfilm „Pasang“ (2018) über die | |
erste nepalesische Bergsteigerin, die 1993 den Mount Everest bezwang – | |
zugleich gibt der Film Einblick in den langsamen Wandel der traditionellen | |
nepalesischen Gesellschaft, erzählt aber auch von den Widerständen, der | |
sich eine bergsteigende Einheimische damals ausgesetzt sah. | |
Daneben findet sich im Programm mit „Der Berg des Schicksals“ (1924) von | |
Bergfilmpionier Arnold Fanck aber auch ein Werk, das einen Einblick in die | |
Anfänge des Genres gibt: Da muss Luis Trenker seine wagemutige Freundin | |
noch vom Berg retten. | |
Das sieht dann auch seine Mutti ein, die ihm eigentlich das Versprechen | |
abgenommen hatte, nicht mehr herumzukraxeln. Die Bilder von den Bergwelten | |
sind – wie immer bei Fanck – ausgesprochen eindrucksvoll. Denn der Berg | |
ruft nicht nur, er lebt auch (Reinhold Messner, 15.3., 19.30 Uhr, „Pasang“, | |
17.3., 21.45 Uhr, 20.3., 22 Uhr, „Der Berg des Schicksals“, 16.3., 23.59 | |
Uhr, Babylon Mitte). | |
„Irish Music on Screen“ bietet eine kleine Filmreihe, in der natürlich auch | |
der kürzlich verstorbene Shane MacGowan, seines Zeichens Sänger der | |
Folk-Punk-Band The Pogues und apostrophierter „Retter des irischen Folk“, | |
mit dem Doku-Porträt „Shane“ von Regisseur Julien Temple nicht fehlen darf. | |
Einen Musikfilm von Julien Temple erkennt man stets sofort: Rund um | |
aktuelle und historische Interviews mit seinem Protagonisten webt er ein | |
dichtes Netz an Bildmaterial aus Dokumentar- und Spielfilmausschnitten, | |
Animationen und nachinszenierten Szenen, in denen es nicht um das | |
Nachstellen von Ereignissen, sondern um das Erzeugen von Stimmungen geht. | |
Was seinen Dokumentationen immer einen Hauch von Spielfilm verleiht, so | |
dass auch Shane MacGowans unwidersprochenes Stricken am eigenen Mythos hier | |
gar nicht fehl am Platz wirkt (16.3., 18 Uhr, [2][Babylon Mitte]). | |
Von britischem Understatement und schwarzem Humor geprägt ist die Komödie | |
„Adel verpflichtet“ (1949), in der ein junger Angestellter (Dennis Price) | |
in der edwardianischen Epoche zu Beginn des 20. Jahrhunderts dem | |
Hinscheiden seiner adeligen Verwandtschaft (allesamt verkörpert von Alec | |
Guinness) möglichst elegant und stilvoll nachhilft – mit der Aussicht, am | |
Ende selbst die Herzogwürde zu erhalten. | |
Ursprünglich von der Produktionsgesellschaft Ealing für möglicherweise zu | |
makaber gehalten, entwickelte sich die Krimikomödie von Regisseur Robert | |
Hamer rasch zu einem riesigen Erfolg und gilt längst als Klassiker – mit | |
dem man prima einen Sonntagmittag verbringen kann (17.3., 12 Uhr, [3][Astor | |
Film Lounge]). | |
14 Mar 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://babylonberlin.eu/programm/festivals/der-berg-ruft | |
[2] https://babylonberlin.eu/programm/festivals/irish-on-screen/6888-irish-musi… | |
[3] https://berlin.premiumkino.de/film/adel-verpflichtet | |
## AUTOREN | |
Lars Penning | |
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