Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Schnelle Banküberweisungen: Schokolade, Socken, leere Versprechen
> Banken müssen bald superschnelle Überweisungen umsonst anbieten. Was
> wäre, wenn eine Whatsapp-Nachricht, die sofort ankommt, 5 Euro kostete?
Bild: Schnelle Überweisungen sind möglich
Irgendwo im Universum muss es ein riesiges Loch geben. Darin befinden sich:
Die einzelnen [1][Socken, die nicht wieder aus der Waschmaschine
auftauchen]. Die Schokolade, die ganz sicher im Schrank lag und die niemand
gegessen hat und jetzt ist sie trotzdem weg. Das Geld, das die Bank schon
von einem Konto ab-, aber noch nicht wieder aufs Empfängerkonto raufgebucht
hat. Die Vorschläge, Konzepte, Pläne und Zusagen, die ein:e Politiker:in,
eine Partei, eine Regierung mal gemacht hat und von denen sie jetzt nichts
mehr wissen will – ohne inhaltlich begründen zu können, wie es denn nun zu
diesem Meinungsumschwung kommt. Was man noch vor einem Jahr, einem Monat
oder einer Woche gesagt hat? Einfach weg. Als wäre es niemals dagewesen.
Gäbe es dieses Loch nicht – wie würde die Welt aussehen? Einen kleinen
Einblick wird es in spätestens anderthalb Jahren geben. Dann, so hat es die
EU jüngst beschlossen, müssen Banken schnelle Überweisungen in der Eurozone
ohne Preisaufschlag anbieten. Schnell heißt in diesem Fall tatsächlich
schnell und nicht so ein
[2][Bundesregierung-digitalisiert-die-Verwaltung-Schnell]: maximal 10
Sekunden sind erlaubt, dann muss das Geld auf dem Empfängerkonto sein.
Warum die Banken allerdings anderthalb Jahre Umstellungszeit für etwas
bekommen sollten, was die meisten ohnehin schon anbieten, nur halt in
teuer, bleibt das Geheimnis der Verhandler:innen.
Wahrscheinlich müssen wir froh sein, dass andere digitale Branchen sich das
Konzept Schnelligkeit gegen Extra-Zahlung nicht abgeschaut haben:
Whatsapp-Nachricht, die drei Tage braucht? Kostenlos. Whatsapp-Nachricht,
die gleich ankommt? 5 Euro extra.
Wobei das natürlich ein interessanter Ansatz zur Entschleunigung wäre. Den
hat bestimmt auch die Post im Blick, wenn sie für die offiziell noch
vorgesehene [3][Standard-Zustellung] am nächsten Tag extra kassieren und
sich für alles andere mehr Zeit lassen will. Ein bisschen Me-Time für die
Briefe, warum nicht? Und ganz ehrlich: Bei Geburtstagskarte,
Steuerbescheid, Werbesendung – da ist es doch relativ egal, wann es ankommt
oder es lässt sich rechtzeitig abschicken.
Jedenfalls: Das Loch im Universum wird absehbar durch die fehlenden
Banküberweisungsgelder etwas leerer. Für Bankkund:innen ist das eine
gute Nachricht. Im Sinne des gesunden Schrumpfens sollte das Universum aber
schleunigst schauen, das Loch dann auch etwas kleiner zu bekommen.
Schließlich können leere Versprechen von Politiker:innen ähnlich
ungesund sein wie zu viel Schokolade.
14 Mar 2024
## LINKS
[1] /Kolumne-Spaeter/!5027908
[2] /Ampel-entlastet-Unternehmen/!5995008
[3] /Bundesregierung-beschliesst-Postreform/!5975759
## AUTOREN
Svenja Bergt
## TAGS
Banken
Digitalisierung
Kolumne Digitalozän
Verbraucherschutz
Telekom
Kolumne Digitalozän
Kolumne Digitalozän
Digital Natives
## ARTIKEL ZUM THEMA
Fehlende Updates und andere Widrigkeiten: Wenn das Smartphone Käse wird
Keine Updates mehr? Für Nutzer:innen von digitalen Geräten ist das
leider Alltag. Und dann kann man fast nur verlieren.
Chatbots enttarnen: Zum Glück mit Rechenschwäche
Wie bekommt man heraus, ob das Gegenüber mit einem Gehirn funktioniert
oder mit einem künstlichen neuronalen Netz? Wie die KI enttarnt werden
kann.
Noise Cancelling in Kopfhörern: Stille gibt es bald als Pro-Version
Kopfhörer mit Active Noise Cancelling (ANC) unterdrücken
Umgebungsgeräusche. Lässt sich bald bestimmen, welche Geräusche wir
durchlassen wollen?
Flugtaxis im Autopilot: Wissing, Musk und Pippi Langstrumpf
Was haben Elon Musk und Volker Wissing gemeinsam? Beide machen sich die
Welt, widdewidde, wie sie ihnen gefällt. Zwei mal drei macht vier…
Erzählungsband „Belohnungssystem“: Neuverschaltet im Digitalozän
Jem Calder beschreibt das Liebes- und Lebensleiden der Digital Natives. In
„Belohnungssystem“ blickt er kühl auf das, was junge Erwachsene antreibt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.