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# taz.de -- Folter Terrorverdächtiger in Russland: Moskaus fatale Hetze
> Mit der unverhüllten Folter erteilte Russland einen Freifahrtschein zur
> Gewalt. Nun richtet sich der Zorn gegen Tadschik*innen und
> Kirgis*innen.
Bild: Offensichtlich schwer misshandelt: Saidakrami Murodali Rachabalizoda, ein…
Vier mutmaßliche Attentäter in Glaskäfigen, die offensichtlich massiv
gefoltert wurden: Viele sind geschockt von diesen Bildern aus einem
Moskauer Gericht. Warum eigentlich? Folter, Vergewaltigungen und schwere
Misshandlungen waren und sind in Russland gängige Methode, um aus
Beschuldigten Geständnisse herauszuprügeln, so absurd diese mitunter auch
sein mögen. Manchmal quälen Sicherheitskräfte auch diskreter, damit die
Betroffenen noch halbwegs vorzeigbar sind.
Doch damit scheint es, zumindest in diesem Fall, vorbei zu sein. Die
Botschaft lautet im Gegenteil: [1][Seht her, wir greifen durch] und machen
unseren Job, was man im Hinblick auf Sicherheitsvorkehrungen für die
Konzerthalle Crocus City Hall in der Region Moskau am vergangenen Freitag
nicht gerade behaupten kann. Auf diese Weise ein Exempel zu statuieren,
fällt in einer zunehmend verrohten und xenophob grundierten Gesellschaft
auf fruchtbaren Boden.
Die Menschen aus den Staaten Zentralasiens und des Kaukasus gelten seit
jeher als Hassobjekt und „Abschaum“ – eine Erzählung, die von führenden
Politiker*innen, aber auch dem Moskauer [2][Patriarchen Kirill] massiv
befeuert wird. Seit Jahren sind sie bevorzugtes Ziel von willkürlichen
Festnahmen, Razzien und Schikanen aller Art. Gleichzeitig sind die Männer
jedoch gut genug, um sich – geködert mit der Aussicht auf einen russischen
Pass – [3][an der Front in der Ukraine] verheizen und töten zu lassen.
Daher kann es kaum überraschen, dass sich jetzt, nach dem barbarischen
Attentat mit knapp 140 Toten, der Volkszorn Bahn bricht und eine weitere
Runde der Hetzjagd eröffnet ist. Warum das Recht nicht in die eigene Hand
und gleich alle Tadschik*innen oder Kirgis*innen in Kollektivhaft
nehmen? Der Staat zeigt schließlich, wie das geht.
Diese Selbstjustiz könnte fatale Folgen haben: Die Gewalt in Russland
dürfte zunehmen und Tendenzen der Destabilisierung in der Gesellschaft
könnten sich weiter verstärken. Fraglich, ob das wirklich im Sinne des
Kreml ist.
26 Mar 2024
## LINKS
[1] /Terrorverdaechtige-in-Moskau/!5997702
[2] /Differenzen-mit-Patriarch-Kyrill-I/!5881111
[3] /Schwerpunkt-Krieg-in-der-Ukraine/!t5008150
## AUTOREN
Barbara Oertel
## TAGS
Schwerpunkt Islamistischer Terror
Russland
Folter
„Islamischer Staat“ (IS)
Terroranschlag
Moskau
Russland
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Schwerpunkt Islamistischer Terror
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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