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# taz.de -- Aktuelle Obsession mit der RAF: Aufarbeitung sähe anders aus
> Natürlich sind Ex-Terrorist*innen, die Banküberfälle begehen, eine
> Gefahr. Aber keine, die eine solche Aufblähung des Staatsapparats
> legitimiert.
Bild: In Berlin haben sich tatsächlich Menschen mit der RAF-Terroristin Daniel…
Ob Großfahndungen oder Wohnungsdurchsuchungen – der Staat tut alles, um die
Bürger*innen vor dem neuen Staatsfeind Nr.1 zu beschützen: den
Linksterrorist*innen. Dass es im Jahre 2024 größere Bedrohungen gibt als
Capoeira tanzende und Spirelli-Nudeln essende Rentner*innen mit
terroristischer Vergangenheit, erscheint dabei nebensächlich. Die
Grusel-Faszination für die RAF hat den Staat, die Polizei und die Medien
erneut in den Bann gezogen.
Dass die RAF-Terrorist*innen brutale Morde begangen haben und dafür büßen
sollten, steht außer Frage. Auch die Heroisierung von
RAF-Terrorist*innen und Solidarisierungsbekundungen mit ihnen sind
unangemessen und für Angehörige der Opfer extrem schmerzlich.
Der mediale Hype und das Auffahren von Polizei und Sicherheitsbehörden für
die Ex-Terrorist*innen sind jedoch überzogen. Am Samstagabend mit einem
Großaufgebot von 450 Polizist*innen bei einer RAF-Solidarisierungsdemo
mit 200 Demonstrant*innen in Berlin-Kreuzberg anzurücken, und das mit
der Sorge vor Vermummungen und polizeifeindlichen Sprechchören zu
rechtfertigen, ist unverhältnismäßig.
Natürlich sind Ex-Terrorist*innen, die Banküberfälle begehen, eine Gefahr,
aber keine, die eine solche Aufblähung des Staatsapparats legitimiert.
Anstatt die Verhaftung einer Terroristin aus den 1990ern nach über 30
Jahren als einen „Meilenstein in der deutschen Kriminalitätsgeschichte“ zu
feiern, sollte die Polizei ihre Priorität auf die tatsächlichen
Staatsfeinde Nr. 1 legen. Derzeit gibt es nämlich größere akute Gefahren
als die von links, etwa die rund 600 Neonazis, die sich aktuell einer
Festnahme entziehen.
Die Frage bleibt, ob das repressive Vorgehen das wirksamste Mittel ist, um
die Gräueltaten der RAF aufzuarbeiten. Ginge es tatsächlich darum, den
[1][Forderungen der Angehörigen der Opfer nachzukommen], gäbe es
sinnvollere Maßnahmen. Eine bestünde darin, den Ex-Terrorist*innen im
Gegenzug für ihre Aussagen einen Rückweg in die Legalität anzubieten.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes hießt es, die
Terroristin Daniela Klette stammt aus einer RAF-Generation der 1970er
Jahre. Das stimmt nicht, sie wird zur 1990er-Generation gezählt. Wir haben
die Jahreszahl korrigiert.
10 Mar 2024
## LINKS
[1] /Angehoerige-von-RAF-Opfern/!5996828
## AUTOREN
Lilly Schröder
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Terrorismus
Anti-Terror-Einsatz
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Morde
Kriminalität
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