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# taz.de -- Kinoempfehlungen für Berlin: Historisch verbunden
> „Eurodonbas“ rollt die Industriegeschichte des Donbass-Gebietes auf. Und
> auch in „Fallende Blätter“ klingt schon der Krieg in der Ukraine an.
Bild: „Eurodonbas“ (2022), Regie: Kornii Hrytsiuk
In den 1980er und -90er Jahren war er ein Liebling der Festivals und der
Filmkunstkinos, doch in den vergangenen zwanzig Jahren hat sich der
finnische Regisseur Aki Kaurismäki mit langen Spielfilmproduktionen eher
rar gemacht. Mehrfach wurden „Rücktritte“ angekündigt, die dann
glücklicherweise doch nicht in die Tat umgesetzt wurden.
Umso begeisterter fiel die Reaktion auf Kaurismäkis letztjährigen Film
„Fallende Blätter“ aus – beim Festival in Cannes gab es den Preis der Ju…
Publikums- und Kritikerpreise bei anderen Festivals folgten. Und das ist
schon interessant, denn „Fallende Blätter“ wirkt wie aus der Zeit gefallen.
Inhaltlich und stilistisch knüpft der Film nahtlos an die sogenannte
Arbeiter-Trilogie an, die der Regisseur Ende der 80er-Jahre gedreht hatte.
Einmal mehr geht es um eine Liebesgeschichte mit Hindernissen zwischen zwei
Menschen, die nicht unbedingt auf der Sonnenseite des Lebens stehen:
Verlorene Telefonnummern, Unsicherheiten im zwischenmenschlichen Bereich
und Alkoholismus sind da nur einige der Probleme, die von den Figuren zu
bewältigen sind.
Vorgetragen wird das alles mit der bekannten Lakonie, einem trockenen
schwarzen Humor und Kaurismäkis wunderbarer Fähigkeit, mit einer einzelnen
Einstellung mehr auszusagen als mit vielen Dialogen.
Dass hier jemand im Kino Jim Jarmuschs Zombiefilm „The Dead Don’t Die“
ansieht und anschließend mit todernstem Gesicht anmerkt, das erinnere ihn
an Robert Bressons „Das Tagebuch eines Landpfarrers“, ist eben nicht bloß
ein Witz, sondern auch eine liebenswerte Hommage an das Vorbild Bresson.
Nur, dass die Geschichte(n) bei Kaurismäki heute entspannter und
versöhnlicher zum Ende kommen (23. 2., 24. 2., 19 Uhr, [1][Kino Krokodil],
25. 2., 14 Uhr, [2][Rollberg], 26.–28. 2., 18.15 Uhr, [3][Xenon]).
Radionachrichten vom Krieg Russland gegen die Ukraine verankern „Fallende
Blätter“ übrigens immer wieder in unserer heutigen Realität; tatsächlich
jährt sich der Jahrestag des kriegerischen Überfalls Russlands dieser Tage
zum zweiten Mal.
Im Filmmuseum Potsdam läuft aus diesem Anlass der 2022 entstandene
Dokumentarfilm „Eurodonbas“, in dem Regisseur Kornii Hrytsiuk die
Industriegeschichte des umkämpften Donbass-Gebietes in der Zeit vor der
russischen Revolution von 1917 aufrollt, die stark von Unternehmertum aus
Westeuropa und Nordamerika geprägt war. Heute ist diese historische
Verbindung kaum mehr bekannt. Ariane Afsari vom Deutschen Kulturforum
östliches Europa hält eine Einführung; ein Gespräch mit dem Regisseur ist
angefragt (22. 2., 18 Uhr, [4][Filmmuseum Potsdam]).
Eine volle Dosis Disney-Animationsfilme aus den 1980er und -90er Jahren
bietet die Veranstaltung „Disney Cinema Sleepover“: „The Little Mermaid�…
„Aladdin“, „The Beauty and the Beast“, „Hercules“ und „Mulan“ s…
langen Nacht entweder in deutscher Synchronisation oder im amerikanischen
Original zu sehen – sofern man nicht zwischenzeitlich einschläft. Das
sollte dann aber nicht an den Filmen liegen.
Mein persönlicher Favorit ist „Mulan“ (1998) von Barry Cook und Tony
Bancroft, der sich mit der Geschichte einer jungen unangepassten Chinesin,
die sich als vermeintlich männlicher Rekrut in die kaiserlichen Armee
schummelt, über – auch bei Disney – langgehegte Rollenklischees lustig
macht.
Wer nur die dümmliche Liveaction-Version von „Mulan“ (2020) kennt (die sich
vor allem beim chinesischen Publikum anzubiedern versucht), wird über die
Eleganz und den Detailwitz des originalen Zeichentrickfilms überrascht sein
(23. 2., 22 Uhr, [5][Babylon Mitte]).
22 Feb 2024
## LINKS
[1] https://kino-krokodil.de/programm/
[2] https://www.yorck.de/filme/fallende-blatter?sort=Popularity&date=2024-0…
[3] https://www.xenon-kino.de/styled/styled-35/styled-982/index.html
[4] https://www.filmmuseum-potsdam.de/index.php?id=36c7f961fc4916596346001c3254…
[5] https://babylonberlin.eu/programm
## AUTOREN
Lars Penning
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