# taz.de -- US-Fußballerinnen im Halbfinale: Alles wieder auf Anfang | |
> Die US-Fußballerinnen stehen trotz schwankender Leistungen im Halbfinale | |
> des W Gold Cup. Bald ist die Wartezeit auf Wunschtrainerin Hayes vorbei. | |
Bild: Hoffnungsträgerin: Die erst 19-jährige Jaedyn Shaw (r.) berät sich mit… | |
Es war die Dominanz der alten glorreichen Tage, welche die knapp 17.000 | |
Zuschauer am Montag an der Heimstätte des Los Angeles FC von den | |
US-Fußballerinnen vorgeführt bekamen. Die Kolumbianerinnen, [1][bei der | |
letzten WM noch als Überraschungsteam gefeiert], konnten einem leidtun. | |
Durch den Dauerdruck ihrer kraftstrotzenden Gegnerinnen reihte sich ein | |
Fehler an den nächsten. „Vielleicht hätten wir noch ein paar Tore mehr | |
schießen können, aber die Aufgabe bestand darin, weiterzukommen, und das | |
haben wir geschafft“, bilanzierte Interimstrainerin Twila Kilgore nach dem | |
3:0-Erfolg. | |
Ihr Team trifft nun im Halbfinale des Concacaf Gold Cup am Donnerstag in | |
San Diego auf Kanada. Und ein Titelgewinn wäre mit noch größerem Prestige | |
verbunden. Zum neuen Format des Kontinentalturniers der nord-, | |
mittelamerikanischen und karibischen Staaten wurden dieses Mal als Gäste | |
die vier besten südamerikanischen Teams eingeladen. | |
Beim Erfolg gegen Kolumbien dürfte für die Protagonistinnen aber mehr der | |
therapeutische Effekt für die Stärkung des angeschlagenen | |
Selbstbewusstseins bedeutsam gewesen sein. Von Machtdemonstrationen alter | |
Tage ist das Team dann doch weit entfernt. Der Schock der Vorwoche saß | |
tief, als die Gastgeberinnen völlig überraschend Mexiko mit 0:2 unterlagen | |
und gerade mal einen Schuss aufs Tor zuwege brachten. | |
Stürmerin Alex Morgan, eine der wenigen verbliebenen aus der alten | |
Erfolgsgarde, warb mit Blick auf den Zeitenwandel im Frauenfußball um | |
Nachsicht. Die Teams würden sich nicht nur auf den amerikanischen | |
Kontinenten, [2][sondern auf der ganzen Welt verbessern.] | |
## Warten auf Emma Hayes | |
In lebendiger Erinnerung dürften ihr dabei noch die WM-Spiele im | |
vergangenen Jahr in Australien und Neuseeland gewesen sein, als die USA | |
sich gegen vermeintliche krasse Außenseiter wie Vietnam (3:0) und Portugal | |
(0:0) schwertaten und dann bereits im Achtelfinale – so früh wie noch nie – | |
gegen Schweden im Elfmeterschießen ausschieden. Das Selbstvertrauen auf die | |
eigene Stärke ist dem US-Team also schon seit geraumer Zeit | |
abhandengekommen und zudem eine Ausnahmespielerin wie [3][Megan Rapinoe, | |
die im Herbst ihre Karriere beendete.] | |
Emma Hayes, die den FC Chelsea in England zu sechs Meistertiteln coachte, | |
soll die USA ab Juni möglichst wieder zu alter Stärke zurückführen. Für das | |
Warten auf die englische Wunschkandidatin nimmt der Verband auch gewisse | |
Reibungsverluste beim Verjüngungsprozess des Nationalteams in Kauf. | |
An großen Talenten mangelt es keineswegs. Beim W Gold Cup machten die | |
19-jährige Jaedyn Shaw mit drei Treffern, einer davon gegen Kolumbien, und | |
die 18-jährige Olivia Moultrie (2 Tore) auf ihre Offensivstärken | |
aufmerksam. Und die 23-jährige Sophia Smith, der bei der WM noch der | |
Durchbruch zum Weltstar vorausgesagt wurde, kam gegen Kolumbien gar nur als | |
Ergänzungsspielerin zum Einsatz. Interimstrainerin Twila Kilgore hatte nach | |
der Enttäuschung gegen Mexiko gleich sechs Spielerinnen aus der Stammelf | |
genommen. Der Auftritt gegen Mexiko war somit auch ein Nachweis, wie breit | |
der Kader der US-Frauen aufgestellt ist. | |
Die Suche, in welcher Zusammenstellung es am besten funktioniert, dürfte | |
auch durch den anstehenden Trainerinnenwechsel andauern. Aber Niederlagen, | |
das weiß man besonders in den USA, haben immer auch etwas Gutes. Torhüterin | |
Alyssa Naeher sagte: „Normalerweise hat man, wenn man in einem Turnier | |
verliert, nicht die Gelegenheit, sich sofort zu revanchieren.“ Das Team | |
habe einfach auf „Reset“ geklickt. „Lasst uns daraus lernen, aber machen | |
wir weiter.“ | |
Vielleicht bekommen die US-Frauen sogar die Gelegenheit zur direkten | |
Revanche. Mexiko bestreitet das andere Halbfinale gegen Brasilien. Im | |
Finale könnten sich die Teams am Sonntag in San Diego wieder | |
gegenüberstehen. | |
5 Mar 2024 | |
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## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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