# taz.de -- Anlage von Steuergeldern an der Börse: Teurer Unsinn Aktienrente | |
> Die Bundesregierung hat angekündigt, dass sie jährlich mindestens 12 | |
> Milliarden Euro in eine „Aktienrente“ investieren will. Der Plan hat | |
> mehrere Schwächen. | |
Bild: Er setzt die falschen Prioritäten: Christian Lindner Ende Februar 2024 | |
Was für ein teurer Unsinn: [1][Ab 2024 wird die Bundesregierung jährlich] | |
mindestens 12 Milliarden Euro in eine „Aktienrente“ investieren. Sie war | |
stets das Lieblingsprojekt von FDP-Finanzminister [2][Christian Lindner], | |
der damit ein „Generationenkapital“ aufbauen will. | |
Die Grundidee klingt erst einmal einleuchtend: Bekanntlich gibt es immer | |
mehr Alte, aber weniger Junge, die in die Sozialkassen einzahlen. Also will | |
die Bundesregierung die gesetzliche Rente nun durch einen staatlichen | |
Aktienfonds ergänzen. | |
Leider hat der Plan gleich mehrere Schwächen. Erstens: Wenn der Staat in | |
die Aktienmärkte drängt, werden die Papiere automatisch teurer. Davon | |
profitieren die Reichen, die diese Aktien besitzen. Es ist also ein | |
Subventionsprogramm für Wohlhabende, was erklärt, warum sich die FDP so | |
vehement für diesen Plan eingesetzt hat. | |
Zweitens: Die Rentner hingegen profitieren fast gar nicht von diesem | |
Aktienfonds. Denn das Geld soll ja in die Aktien fließen, nicht in die | |
Renten. An die Alten würden nur die Gewinne des Fonds ausgeschüttet, was | |
ein mickriger Prozentsatz der Gesamtsumme wäre. | |
Zudem wäre, drittens, gar nicht sicher, dass es überhaupt Renditen gibt. | |
Lindner stellt sich einen Kreisverkehr des Geldes vor. Der Aktienfonds soll | |
durch Kredite finanziert werden. Zunächst wären die Zinsen für diese | |
Darlehen zu bezahlen, bevor überhaupt Gewinne für die Rentner übrig | |
blieben. | |
Viertes Problem: Die Finanzmärkte sind sehr volatil, und gelegentlich kommt | |
es zu Crashs. Dann wäre vom Fonds kaum etwas übrig. Lindner stellt sich | |
daher vor, dass der Staat „eventuelle Verluste“ ausgleicht. Wenn aber der | |
Staat sowieso im Zweifel einspringen muss, kann man auch gleich bei der | |
gesetzlichen [3][Rente] bleiben. | |
Abgesehen von diesen konkreten Problemen ist es ziemlich skurril, dass die | |
FDP die Schuldenbremse ignorieren will, sobald es darum geht, mit | |
staatlichen Krediten eine Aktienrente aufzubauen. Lindner argumentiert, | |
dass mit den Darlehen ja Unternehmensanteile gekauft würden – es also einen | |
realen Gegenwert gäbe. Aber genau diese Begründung gilt auch für | |
Investitionen in den Klimaschutz: Wenn der Staat Kredite aufnimmt, um etwa | |
wasserstoffbasierte Gaskraftwerke zu fördern, dann existieren hinterher | |
nicht nur die Schulden, sondern eben auch die Gaskraftwerke. | |
Die Liberalen halten sich für wirtschaftskompetent, setzen aber genau die | |
falschen Prioritäten: Sie bewilligen staatliche Kredite für eine unsinnige | |
Aktienrente, aber schuldenfinanzierte Investitionen in die klimaneutrale | |
Zukunft werden blockiert. Tragisch. | |
5 Mar 2024 | |
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## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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