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# taz.de -- Bauernproteste in Indien: Betonbarrikaden gegen Traktoren
> Landwirt:innen ziehen aus Protest in Richtung Hauptstadt Delhi, die
> Gespräche mit der Regierung waren gescheitert. Die Polizei setzt
> Tränengas ein.
Bild: Marsch auf Delhi: Protest von Bauern am 14. Februar
Mumbai taz | Drohnen überfliegen die Versammelten. Sie werfen Tränengas auf
demonstrierende indische Landwirt:innen. Tausende Bäuerinnen und Bauern
ziehen seit Dienstag mit Traktoren in Richtung der Hauptstadt Delhi.
Gespräche in Nordindien zwischen Bauerngewerkschaften und der Regierung
scheiterten kurz davor, Verbände riefen daraufhin zum „Marsch nach Delhi“
auf. Kilometerlang stauen sich nun ihre Kolonnen an den Grenzübergängen.
Einige versuchen, ihr Ziel per Zug zu erreichen, doch fast alle
Protestierenden stoßen auf Hindernisse.
Die Regierung hat schwere Straßenbarrikaden aus Beton und Stacheldraht
errichtet. [1][Polizei und Paramilitärs sind im Großeinsatz], um die
Hauptstadtgrenzen zu sichern. Dabei scheuen sie vor Gewalt nicht zurück,
Schlagstöcke und Wasserwerfer kommen zum Einsatz. Das Chaos wirkt sich bis
nach Delhi aus, wo es zu massiven Verkehrsstaus kommt. Pendler steckten
fest. Zu heftigen Zusammenstößen kommt es zudem 200 Kilometer von Delhi
entfernt an der Grenze Shambhu, die die Bundesstaaten Punjab und Haryana
miteinander verbindet. Beide zählen wegen ihrer ausgedehnten Landwirtschaft
zu den sogenannten „Brotkorbstaaten“ Indiens.
Die Hauptforderungen der Bauern sind ein gesetzlich verankerter
Mindestpreis für rund 20 landwirtschaftliche Erzeugnisse – zum Beispiel für
Linsen und Zuckerrohr. Derzeit gilt der [2][Mindestpreis vor allem für Reis
und Weizen], der aber nur 7 Prozent der Landwirte Indiens zugutekommt. Ein
neuer Mindestpreis soll Planungssicherheit bieten, außerdem sollen
Polizeiverfahren gegen die Teilnehmenden der großen Bauernproteste von 2020
und 2021 eingestellt werden.
Damals gelang es nach Monaten, umstrittene Agrargesetze zu verhindern.
Allerdings blieben die Probleme in der indischen Landwirtschaft. Sie
umfasst fast ein Fünftel der Wirtschaftsleistung, rund zwei Drittel der
indischen Bevölkerung lebt davon. Die Landwirt:innen kämpfen gegen
klimabedingte Ernteausfälle, Inflation, Preisschwankungen und schlecht
ausgebaute Lager.
## Modi schon im Wahlkampfmodus
Landwirtschaftsminister Arjun Munda (BJP) versicherte, die Regierung sei zu
weiteren Gesprächen bereit. „Wir haben versucht, eine Lösung zu finden“,
sagte Gewerkschaftsführer Sarwan Singh Pandher. Da die Regierung aber noch
immer kein Angebot im Interesse der Landwirte gemacht habe, werde der
Protest weitergehen. [3][Pandher verurteilte am Mittwoch das harte
Vorgehen] gegen die Bäuerinnen und Bauern.
In den vergangenen Wochen tauchten in den sozialen Medien Videos auf, in
denen verzweifelte Bauern ihre Ernte vernichten, da sie auf dem Markt zu
wenig Geld erhalten. Nachfrage und Preise schwanken in Indien immer wieder
und führen regelmäßig zu kleinen Protesten. Die aktuellen Aufmärsche haben
nun das Potenzial, eine Sprengkraft zu entfalten, die Premierminister
Narendra Modi (BJP) in Bedrängnis bringen könnte.
Der 73-jährige Hardliner strebt im Sommer eine dritte Amtszeit an. Seine
hindunationalistische Volkspartei ist bereits im Wahlkampfmodus, derzeit
verkündet Modi zahlreiche Infrastrukturprojekte und [4][eröffnet Stätten].
Neben einem Großtempel in Nordindien war Modi am Mittwoch in den
Vereinigten Arabischen Emiraten, um dort [5][den ersten Hindu-Tempel Abu
Dhabis einzuweihen]. Von dieser Geste werden sich zumindest die
aufgebrachten Landwirt:innen nicht besänftigen lassen. Sie sind schon
dabei, aus Protest [6][ihre Zelte am Rande der Hauptstadt aufzuschlagen] –
genau wie 2020.
14 Feb 2024
## LINKS
[1] https://twitter.com/IndiaToday/status/1757727992917409929
[2] /Umstrittene-Agrarreform-in-Indien/!5715199
[3] https://economictimes.indiatimes.com/news/india/haryana-govt-harassing-farm…
[4] /Religion-und-Politik-in-Indien/!5984311
[5] https://twitter.com/ANI/status/1757725398547239213
[6] /Agrarreformen-in-Indien/!5812219
## AUTOREN
Natalie Mayroth
## TAGS
Bauernprotest
Indien
Landwirtschaft
Gewerkschaft
Narendra Modi
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