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# taz.de -- Jugend ohne Handy: Die Piste soll's richten
> Klar kann man Jugendlichen das Handy wegnehmen. Fragt sich, ob man sie
> dafür zum Skifahren verklappen muss.
Bild: Die neue Form des Handy-Detoxings: Hand am Stock, nicht Gerät
Wie schaffen es 14 SchülerInnen aus Wedel (Schleswig-Holstein), eine Woche
[1][handyfrei über die Runden zu kommen]?“ Es ist die Pressestelle
Obertauern, die diese wilde Frage stellt und auch gleich die Antwort parat
hat: „Sie fahren zur Schulskiwoche nach Obertauern im Salzburger Land.“
Digital Detox durch [2][Skifahren] und Erlebnisse in der Natur, das ist die
Gleichung, die ein Lehrer, ein Fernsehredakteur und siehe da, Obertauerns
Tourismusdirektor gemeinsam aufgestellt haben. Skiklassenfahrten sind
seltener geworden, das beklagt die Public-Relations-Agentur, die das
Detox-Projekt der Öffentlichkeit präsentiert, und das liege an den
gestiegenen Kosten und vielleicht auch am hohen Betreuungsaufwand für die
Lehrer:innen.
„Aufwand“ ist ein gutes Stichwort an dieser Stelle, denn auch wenn die
Rechnung für darbende Tourismusdirektoren aufgeht, geht sie dann auch für
die handyvergiftete Schüler:innenschaft auf? Zumindest die Jugendlichen
müssen sich in Obertauern keine zu großen Sorgen machen, denn sie bekommen
täglich eine Stunde Handyzeit, um Schlimmstes zu verhüten. Und ob sie die
tatsächlich mit Anrufen bei Eltern und Großeltern verbringen, scheint
fraglich. Aber noch viel fraglicher: Wieso muss man Jugendliche 1.000
Kilometer weit karren, um zu erreichen, dass sie weniger Zeit mit ihrem
Handy verbringen?
Eine Handy-affine Achtjährige, der ich diese Frage vorlege, ist da sehr
klar: „Die Antwort ist doch ganz einfach“, sagt sie. „Man nimmt sie ihnen
weg.“ Das mag der Radikalität der unter Zehnjährigen geschuldet sein, aber
es legt eine interessante Spur: Wieso braucht es das
All-inclusive-CO2-auch-egal-Angebot, um die Teenager aus der
Rundum-Handy-Zone zu ziehen? Weil Klettern in der Lüneburger Heide kein
Geld in die Skigebiete spült, aber auch, weil man nicht daran glaubt, mit
weniger Bombast an die Ressourcen der Kinder heranzukommen. Das ist ganz
schön kleinmütig.
## Hauptsache beschäftigt
Aber nicht weiter erstaunlich in einer Zeit, in der das Beschäftigen der
Kinder zu Säuglingszeiten in den diversen Pekip-Gruppen beginnt, um dann in
Musik-, Sport-, Sprach-, Egal-was-Kurse überzugehen. Ob darin mehr
Förderterror oder mehr Kinderwegorganisierwunsch liegt, weiß man nicht.
Aber die Folgen sind eindeutig: Ohne von außen vorgegebenes Programm läuft
nichts.
Wenig erstaunlich, dass man dann ein paar Jahre später glaubt, das ganz
große Feuerwerk abbrennen zu müssen, um die Jugend bei der Stange zu
halten. Zumal die Erwachsenen selbst eher handytoxified über die
Detox-Programme für ihre Kinder nachdenken. Fragt sich, was nach der
Skifreizeit kommt: eine Woche Kreuzfahrt ohne Zucker, eine Woche im All
ohne harte Drogen.
1 Mar 2024
## LINKS
[1] /Kinder-und-mobile-Endgeraete/!5963400
[2] /Die-Verstaendnisfrage/!5910528
## AUTOREN
Friederike Gräff
## TAGS
Digitale Medien
Jugendliche
Medienkonsum
Skifahren
Kolumne Der rote Faden
Jugendliche
Medien
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