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# taz.de -- Westliche Bodentruppen in der Ukraine?: Eiskalter Schauder
> Macrons Bodentruppen-Vorstoß bedroht den zurückhaltenden Kurs der Nato.
> Und er ist kein Mittel, um den Krieg zu beenden.
Bild: Der nüchterne Deutsche Scholz und Macron, der die große Geste liebt bei…
Frankreich und die Franzosen lieben die große Geste, und Emmanuel Macron
ist auch in dieser Hinsicht der erste Franzose. Mit ebenjener französischen
grandesse schließt er nun zur Unterstützung der Ukraine [1][die Entsendung
von Bodentruppen einzelner Länder nicht mehr aus]. Es gebe keinen
offiziellen Beschluss dafür, räumt er zwar ein. Bodentruppen seien aber
Teil einer sehr offenen Diskussion bei dem von ihm einberufenen
Ukraine-Unterstützungstreffen in Paris gewesen. Man muss kein Freund oder
keine Freundin des Russland freundlich gesinnten slowakischen
Ministerpräsidenten Robert Fico sein, um ihn dazu zu zitieren: „Es läuft
einem kalt den Rücken hinunter.“
Deutschland und die Deutschen werden in der Regel als nüchtern und
strukturiert beschrieben. Grandiosität kommt in dieser Betrachtung nicht
vor, und Bundeskanzler Olaf Scholz ist auch in dieser Hinsicht der erste
Deutsche. Mit ebenjener deutschen Nüchternheit hat Scholz [2][jetzt die
Entsendung des deutschen Marschflugkörpers Taurus] gänzlich ausgeschlossen.
Seine Begründung am Montag war ein direkter Vorgriff auf die folgende
Diskussion in Paris, wo die Bodentruppenfrage wohl schon im
Vorbereitungspapier auftauchte: Der Taurus komme deshalb nicht infrage,
weil selbst die Zielerfassung durch deutsche Soldaten in Deutschland eine
Kriegsbeteiligung wäre. Man muss kein Freund oder keine Freundin des
spröden deutschen Kanzlers sein, um in diesem Licht die Entscheidung
richtig zu finden.
Seit zwei Jahren ringen die Staaten der Nato darum, nicht direkt in diesen
Krieg involviert zu werden. Die russische Invasion in der Ukraine jenseits
des Donbass wurde und wird zwar als Bedrohung der westlichen Sicherheit
betrachtet. Angrenzende Nato-Staaten fürchten zudem, Russland könne sich
ermächtigt fühlen, auf ihre Territorien vorzustoßen. Doch eine nicht
[3][durch den Nato-Beistandsartikel] provozierte Beteiligung in der Ukraine
wäre eine Aufkündigung dieses Konsenses innerhalb der Nato und damit der
Geschlossenheit des westlichen Bündnisses.
## Sind westliche Soldaten schon in der Ukraine?
Man kann dem entgegnen, dass die Entsendung von Bodentruppen eines Landes
ohne Nato-Mandat keine Nato-Beteiligung wäre. Viel Spaß dabei, dies dem
russischen Präsidenten Wladimir Putin darzulegen, kann man nur wünschen.
Man kann entgegnen, dass französische wie auch britische Soldaten
möglicherweise bereits auf ukrainischem Boden aktiv sind. Frankreich und
Großbritannien haben der Ukraine das etwas weniger reichweitenstarke
Äquivalent zu Taurus, den Marschflugkörper vom Typ Scalp/Storm Shadow, zur
Verfügung gestellt. Wer dessen Zielerfassung von wo aus durchführt, ist
vielleicht für Putin kein Geheimnis. Offiziell öffentliche Informationen
dazu gibt es aber nicht.
Man kann nun sogar annehmen, die Aussage von Macron sei ein Eingeständnis,
dass sie schon vor Ort sind. Aber das erklärt noch nicht, weshalb das Thema
überhaupt auf der Agenda des Pariser Treffens stand, Macron die große
Formulierung wählt und gleich mehrere Länder Bodentruppen nicht mehr
ausschließen wollen.
Seit der Münchner Sicherheitskonferenz ist die sicherheitspolitische
Tonlage eine veränderte. Das Signal, das Putin mit dem Mord an Alexei
Nawalny nach München geschickt hat, wirkte wie eine Erschütterung –
zusammen mit den flehentlichen Auftritten des ukrainischen Präsidenten
Wolodymyr Selenskyj und seines Außenministers Dmytro Kuleba. Diesem Druck
indes mit Bodentruppen nachzugeben, würde den Krieg vermutlich nicht
beenden. Im Gegenteil.
27 Feb 2024
## LINKS
[1] /Militaerhilfe-fuer-die-Ukraine/!5995187
[2] /Streit-um-Marschflugkoerper/!5995189
[3] /Reaktion-auf-Raketeneinschlag-in-Polen/!5895867
## AUTOREN
Barbara Junge
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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Bodentruppen
Nato
Olaf Scholz
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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