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# taz.de -- FC Bayern und Trainer Thomas Tuchel: Schwierige Abschiedstournee
> Der Erfolg des FC Bayern gegen Leipzig wirkt nach der aufgekündigten
> Zusammenarbeit mit Trainer Tuchel kaum befreiend. Vieles bleibt unklar.
Bild: Einer ist zumindestens verlässlich: Harry Kane trifft gegen Leipzig zwei…
Am Ende des Abends war noch einmal die ganze Kreativität von Thomas Müller
gefragt. Es gab zwar nur eine Lösung des Problems, die Flucht nach rechts
hinten, um die Sponsorenwand herum. Es bedurfte aber mehrerer Versuche, ehe
der Spieler des FC Bayern entkam.
Immer wieder wurde er gebremst. Von Fragen, auf die Müller keine Antwort
geben konnte oder keine geben wollte. „Inhaltlich“, sagt er, habe sich
nichts verändert nach der Entscheidung unter der Woche, dass sich [1][die
Wege von Thomas Tuchel und des deutschen Rekordmeisters trennen werden].
„Wir alle machen das Beste daraus.“ Das Beste aus einer Situation, die
nicht ganz einfach ist.
Die Bayern müssen die Saison würdevoll zu Ende bringen, zusammen mit
Tuchel. Ob das gelingt, ist fraglich. Das 2:1 in der Bundesligapartie
gegen RB Leipzig am Samstag, der erste Sieg nach drei Niederlagen, könnte
ein Anfang gewesen sein, mehr aber auch nicht. Weder wirkten die Spieler
viel befreiter, noch schien Tuchel seine Ankündigung umzusetzen, nun
weniger Rücksicht auf Befindlichkeiten nehmen zu müssen, sondern vielmehr
seinen Plan durchziehen zu können.
In der Startelf standen mit Thomas Müller und Mathijs de Ligt Profis, die
nicht im Verdacht stehen, [2][Thomas-Tuchel-Spieler] zu sein. Und die
Versetzung von Joshua Kimmich vom Mittelfeld auf die rechte
Außenverteidigerposition hatte vor allem mit der Personalsituation zu tun.
„Ich hätte nicht mehr genau gewusst, wer sonst noch rechter Verteidiger
spielen sollte“, sagte Tuchel.
## Wo ist das Problem?
Die Partie gegen Leipzig sah lange wie eine Blaupause der Spiele in Rom und
Bochum aus. Dieses Mal nur eben mit gutem Ende, weil Harry Kane nach ein
paar vergebenen Chancen erst das 1:0 und in der Nachspielzeit den
Siegtreffer erzielte, weil „die Delle“ (Müller), die sich die Bayern ja
schon fast traditionell erlauben, dieses Mal nach dem Ausgleich durch
Benjamin Sesko nicht im totalen Kontrollverlust endete, sondern ein
Aufbäumen zu erkennen war.
Der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen sprach von einem „ersten
Schritt“ und sonst davon, warum Tuchel bald nicht mehr Bayern-Trainer sein
wird. „Wir haben gesehen, es funktioniert so nicht.“ Mit Tuchel und der
Mannschaft, aber ob wegen Tuchel oder wegen der Mannschaft, das blieb
offen. Antworten darauf muss Max Eberl finden, der an diesem Montag als
neuer Sportvorstand installiert werden soll.
Auf den Versuch, sagte Müller, „irgendwelche Sticheleien zu verteilen,
darauf springen wir nicht an“. Aber das Spiel gegen Leipzig zeige, „dass
das Tischtuch nicht völlig zerschnitten ist, auch wenn wir unsere Probleme
in der Vergangenheit hatten“. Seinen Worten in dieser Causa wird besondere
Bedeutung beigemessen, weil er unter Tuchel keine große Rolle mehr gespielt
hatte. Anders als Kapitän Manuel Neuer, der vielleicht auch deshalb das
gesamte Team mit in die Verantwortung nimmt. „Es nicht wie in der Schule,
dass der Lehrer schuld ist, weil die Zeugnisnoten schlecht sind“, sagte er
gegenüber Sky und findet: „Das wirft immer ein schlechtes Bild auf die
Mannschaft und die Spieler, wenn man es mit so einem Toptrainer nicht
geschafft hat.“
Tuchel hat es nach dem Sieg sogar gewagt, bei der Suche nach den Gründen,
warum es nicht so richtig gefunkt hat zwischen ihm und der Mannschaft, mehr
auf die anderen als auf sich zu zeigen. „Ich habe nicht das Gefühl, dass
ich der Stein auf der Brust bin“, die schwere Last, die die Bayern so oft
gelähmt hat in den vergangenen elf Monaten. Es ist in seiner Situation auch
nicht verwerflich, dass er sich den Sieg gegen Leipzig auch ein bisschen
ans eigene Revers heftet. Mit „einer kleinen Umstellung in der Systematik“
habe man versucht, der Mannschaft zu helfen – mit Erfolg. Mathis Tel sorgte
vorne für Wirbel, Eric Maxim Choupo-Moting gab die Vorlage zum 2:1.
Ausgerechnet Müller sprang für Tuchel in die Bresche. Bei Bayern gehe es
nicht nur darum, Titel zu gewinnen, stellte der x-fache Meister und
Pokalsieger fest. „Es ist hier die Pflicht, extreme Dominanz und eine
positive Spielkultur zu zeigen. [3][Deshalb scheitern immer wieder mal
Topspieler und Toptrainer] an dieser Herkulesaufgabe“, sagte Müller. Ehe er
danach hinter der Sponsorenwand verschwand.
25 Feb 2024
## LINKS
[1] /Thomas-Tuchel-und-FC-Bayern-trennen-sich/!5990635
[2] /Spitzenspiel-in-der-Fussball-Bundesliga/!5921472
[3] /Trainerwechsel-bei-Bayern-Muenchen/!5921315
## AUTOREN
Elisabeth Schlammerl
## TAGS
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