| # taz.de -- Regierungsbildung in Frankreich: Das Kabinett ist wieder komplett | |
| > Die Liste der französischen Minister*innen ist öffentlich. Dass das | |
| > gedauert hat, deutet auf mühsame Verhandlungen hin. Einige Namen | |
| > überraschen. | |
| Bild: Amélie Oudéa-Castéra (links) bleibt Sportministerin. Eine Bildungsmini… | |
| Paris taz | Gabriel Attal wurde am 9. Januar von Frankreichs | |
| Staatspräsident Emmanuel Macron zum neuen Premierminister ernannt. Drei | |
| Tage danach erfolgte die Nominierung der Hälfte der Minister. Seither | |
| wartete Frankreich darauf, dass auch die restlichen Posten besetzt würden. | |
| Dass Macron dafür einen ganzen Monat brauchte, ist ungewöhnlich lange und | |
| lässt vermuten, dass die Schwierigkeiten größer als erwartet waren. | |
| Der Präsident hatte allem zwei Probleme: Von Anfang an war die | |
| Entscheidung, die bisherige Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra auch mit | |
| dem Bildungsministerium zu betrauen, umstritten. Die Libération und das | |
| Online-Magazin Mediapart enthüllten sodann, dass [1][die neue Ministerin, | |
| die sich namentlich um das öffentliche Schulsystem kümmern sollte, ihren | |
| Nachwuchs auf eine private katholische Eliteschule schickt]. | |
| Dass sie dies zu vertuschen suchte, machte die Polemik für sie nur noch | |
| schlimmer. Nun wird die ehemalige Justizministerin Nicole Belloubet an | |
| ihrer Stelle Bildungsministerin, Oudéa-Castéra bleibt als Sportministerin | |
| für die Organisation der Olympischen Sommerspiele in Paris weiter im Amt. | |
| Das zweite Problem ist politisch gravierender. [2][Der Zentrumsdemokrat | |
| François Bayrou], dessen Unterstützung Macron 2017 weitgehend seine Wahl | |
| zum Präsidenten verdankt, wollte nach einem Freispruch in einem Prozess | |
| wegen der Veruntreuung von EU-Geldern für seine Partei (Mouvement | |
| Démocrate) in die Regierung zurückkehren. Alle Medien gingen davon aus, | |
| dass er das Bildungsministerium übernehmen wollte. Diesen Posten hatte er | |
| von 1993 bis 1997 bereits unter dem damaligen Präsident Jacques Chirac | |
| inne. | |
| ## Überraschende Absage | |
| Zur allgemeinen Überraschung erklärte er dann aber Mitte der Woche, er sei | |
| mit der politischen Linie der Regierung Attal nicht einverstanden. Er wolle | |
| daher keinen Ministerposten im Kabinett. Bayrou kritisierte in scharfer | |
| Weise die Bildungspolitik und das wachsende Ungleichgewicht zwischen der | |
| Pariser Metropole und der Provinz. | |
| Am Tag darauf wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft gegen Bayrous | |
| Freispruch in Berufung gehen will. War dies der wahre Grund, warum der | |
| Zentrumsdemokrat, der seit 25 Jahren zu den Spitzenpolitikern des Landes | |
| zählt und schon mal zwei Mal für das Amt des Staatspräsidenten kandidiert | |
| hat, auf das versprochene Ministerium verzichtet hatte? | |
| Was noch an der Liste der 34 Minister*innen auffällt: Bisherige | |
| Amtsinhaber*innen, die unter den Macronisten zum „linken Flügel“ gezählt | |
| wurden und sich zum Teil gegen das von links bekämpfte Immigrationsgesetz | |
| ausgesprochen hatten, sind ausgeschieden. Namentlich ist die Rede von | |
| Ex-Verkehrsminister Clément Beaune, Ex-Arbeitsminister Olivier Dussopt und | |
| dem vormaligen Regierungssprecher Olivier Véran. In vielen | |
| Medienkommentaren wird dies als Bestätigung der politischen Rechtswende | |
| gewertet, die Macron in der Debatte um das Immigrationsgesetz eingeleitet | |
| hat. | |
| 9 Feb 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Rudolf Balmer | |
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