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# taz.de -- Black History Month 2024: Organisiert euch
> In Deutschland wird auf Großdemos gegen Rechte protestiert. Unsere
> Autorin fordert: Es ist Zeit für einen Schwarzen schwarzen Block.
Bild: Redebeitrag von Fatuma Musa Afrah beim Protest gegen Rechtsextremismus in…
Es ist wieder Februar. Jedes Jahr wird für den [1][Black History Month]
Schwarze Geschichte kuratiert und jedes Jahr stellt sich erneut die Frage:
Wessen gedenken wir und woran wollen wir erinnern?
Einige Jahre ging es besonders um [2][Schwarze Role Models]. Wer sind die
Vorbilder aus Kunst, Kultur und Wissenschaft, die zeigen können, dass
Schwarze Menschen nicht nur im Sport brillieren? In dieser Phase waren
besonders einzelne Biografien gefragt. Da Stars nicht so mein Ding sind und
ich auch nicht wirklich an das Konzept von Einzelleistungen glaube, habe
ich für meine Black-History-Beiträge im letzten Jahr besonders nach Gruppen
und Kollektiven gesucht: nach Spuren Schwarzer Organisierung.
Doch die Frage danach, welche Aspekte unserer Geschichte wir betrachten
wollen, beinhaltet auch die Frage: „Was kann uns dieses Jahr helfen, die
Gegenwart zu verstehen, und uns voranbringen?“
Im Zuge der durch eine [3][Correctiv]-Recherche veröffentlichten
Deportationspläne ist es vielen wichtig, noch einmal klarzumachen, wie
lange Schwarze Menschen schon in diesem Land leben. Um zu begründen, dass
man weiterhin an einem Ort bleiben will, ist es üblich zu betonen, wie
lange man schon da ist.
## Schwarze Bewegung in Deutschland hat lange Tradition
Das gilt nicht nur aktuell, und es gilt für alle Minderheiten und
marginalisierte Communitys. Doch die bloße Anwesenheit ist nur ein Aspekt.
Wir sollten uns vor Augen führen, wie lange Schwarze Menschen und Poc in
diesem Land für bessere Lebensbedingungen und Anerkennung ihrer Themen und
Sorgen kämpfen. Das erste dokumentierte Vernetzungstreffen Schwarzer
Menschen in Deutschland fand bereits 1895 statt. 1918 entstand der
afrikanische Hilfsverein. Der Vereinszweck? Die Organisierung der in
Deutschland lebenden Afrikaner*innen zur gegenseitigen Unterstützung
und als „Ersatz für die Stammesgemeinschaft und Familie im Heimatland“ –
oder wie wir sagen würden: für Community-Building in der Diaspora.
Was zwischen den vielen Repräsentations- und identitätspolitischen Fragen
oft untergeht: Auch in Deutschland gibt es eine Tradition Schwarzer
Menschen in der Arbeiter*innenbewegung mit sozialistischen
Vereinigungen, Veranstaltungen und Publikationen. 1930 machte die in
Hamburg erscheinende Schwarze Arbeiterzeitung The Negro Worker auf
faschistischen Terror gegenüber Schwarzen Menschen aufmerksam. Das war der
Beginn vom Ende aktiver Schwarzer Communitys in Deutschland – und der
Grund, warum die jüngere Schwarze Bewegung der 80er Jahre fast von vorne
anfing.
## Politisieren und mobilisieren
Im letzten Jahr wurden in Berlin mehrere Stolpersteine für Schwarze
Menschen verlegt: vor die letzten bekannten Adressen mehrerer afrodeutscher
Familien, die Opfer des Nationalsozialismus wurden.
Die Lehre aus all diesem Horror und Verlust für Schwarze Communitys muss
sein: Wir müssen auf uns und das, was uns wichtig ist, aufpassen. Und wir
müssen es verteidigen. Neben „Black Girl Magic“ geht es um politische
Organisierung, Solidarität und Selbstverteidigung. Um widerständige,
antifaschistische Bewegungen, die innerhalb Schwarzer Communitys
politisieren und mobilisieren.
Vielleicht ist jetzt die Zeit für einen Schwarzen schwarzen Block. Auch
wenn die aktuellen Demos gegen rechts für uns nicht besonders einladend
wirken: Weder haben wir es nötig, noch können wir es uns leisten, auf eine
Einladung zu warten.
12 Feb 2024
## LINKS
[1] /Black-History-Month/!5909132
[2] /RBB-Talk-mit-Anna-Dushime/!5968580
[3] /Correctiv-Recherche-im-Theater/!5983333
## AUTOREN
Simone Dede Ayivi
## TAGS
Black Community
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