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# taz.de -- Demos gegen rechts: Das Zweitbeste ist die Uneinigkeit
> Auf den Demos ist viel Rührung zu spüren: weil es trotz allem so viel
> Demokratisches gibt, in unserer gefährdeten Demokratie.
Bild: Teilnehmer einer Demonstration gegen Rechtsextremismus vor dem Bundestag …
Das Drittbeste [1][an den Demos] ist, dass auch Konservative mitgehen. Also
die, die Linke als „rechts“ diffamieren. Sodass Rezensenten rätseln, ob
diese Demos links genug, bürgerlich genug, inklusiv genug sind oder gar
eine „Bewegung“ herbeireden – das Volk geht erst mal einfach nur. Auf die
Straße. Weil es sich sorgt. Weil es irgendwie das Gefühl hat, die
Demokratie sei in Gefahr.
Das Zweitbeste an den Demos ist, dass niemand mit allem einverstanden sein
kann, was dort gesagt wird. [2][Menschen kommen zum Protest, die uneins
sind, mit sich, mit anderen – um gemeinsam uneins zu sein, um vielfältig,
um Demos, also Staatsvolk, zu sein]. Dieser Demo-Pluralismus versammelt
sich nicht nur gegen den „Ethnopluralismus“, irre Reinrassepläne und
Eindeutigkeitszwang, sondern auch für die Uneinigkeit. Vielleicht kommt
daher dieser Ruck der Erleichterung: weil das Inzestuöse, das von
neurechten „Ariern“ ausgeht, die Ausschließeritis, das Canceln
Andersdenkender, das Outsourcen des „Bösen“ auch und gerade unter Linken
droht.
Weil man sich erinnert, dass gegen Verunsicherung nicht Gewissheiten einer
Vergangenheit helfen, die es nie gab, sondern nur, etwas daraus zu machen.
Etwas Demokratisches. Demos zum Beispiel. Und auf ihnen die alte Idee
entstaubt, dass auch der andere, solange er demokratisch agiert, ein
bisschen recht haben könnte – sogar, wenn er „rechts“ ist.
Deshalb sollte man nicht einverstanden sein mit Slogans wie „Menschenrechte
statt rechte Menschen“ oder damit, „gegen rechts“ zu demonstrieren, doch
wer das nicht ist, kann ja ein eigenes Plakat mitbringen und sich damit
erfolgreich unbeliebt machen. Jede kann zum allgemeinen Unbehagen
beitragen, das wir so dringend nötig haben.
Denn das Beste an den Demos ist das nicht Genehme. Das nicht Stimmige. Das,
was eine Demokratie ausmacht: (Selbst-)Ungewissheit und Nachdenklichkeit.
Vielleicht ist deshalb auch so viel Rührung zu spüren: weil es trotz allem
so viel Demokratisches gibt, in unserer gefährdeten Demokratie. So viel
Demos!
8 Feb 2024
## LINKS
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## AUTOREN
Katharina Körting
## TAGS
Schwerpunkt AfD
Demos
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