| # taz.de -- Abschiebungen von UK nach Ruanda: Unterhaus billigt Asylgesetz | |
| > Der britische Premierminister Rishi Sunak hat sich parteiintern | |
| > durchgesetzt. Das Unterhaus nahm eine Gesetzesvorlage zu Abschiebungen | |
| > nach Ruanda an. | |
| Bild: Rishi Sunak setzt sich gegen seine Parteigenossen durch | |
| London AP | Der konservative britische Premierminister Rishi Sunak hat sich | |
| mit seinen Asylplänen gegen Widerstände in den eigenen Reihen durchgesetzt. | |
| Am Mittwochabend stimmte das Unterhaus für eine Gesetzesvorlage, die | |
| [1][Abschiebungen von irregulär eingereisten Asylsuchenden nach Ruanda] | |
| doch noch ermöglichen soll. Der Oberste Gerichtshof hatte das Vorhaben im | |
| November gestoppt und unter anderem auf die Menschenrechtslage in dem | |
| ostafrikanischen Land verwiesen. Mit einer Änderung des Asylgesetzes soll | |
| das Veto des Gerichts nach Sunaks Plänen unwirksam werden. | |
| Am Dienstag rebellierte eine Gruppe von etwa 60 Mitgliedern der | |
| konservativen Regierungspartei gegen die Vorlage. Ihnen ging das geplante | |
| Asylgesetz nicht weit genug. Der Streit [2][drohte die seit 15 Monaten | |
| amtierende Regierung Sunaks zu Fall zu bringen]. Aus Unmut legten zwei | |
| stellvertretende Vorsitzende der konservativen Tories ihre Ämter nieder, um | |
| gegen die Asylpläne votieren zu können. | |
| Bei der Abstimmung am Mittwochabend stellten sich dann letztlich nur elf | |
| konservative Abgeordnete gegen [3][das Gesetzesvorhaben]. „Es ist dieses | |
| Gesetz oder kein Gesetz. Es ist dieses Gesetz oder keine Chance“, hatte der | |
| Abgeordnete Bob Seely seine Kollegen vor dem Votum ermahnt. Der Entwurf | |
| geht nun ans House of Lords, das Oberhaus, wo es unter den nicht gewählten | |
| Mitgliedern der Kammer noch mehr Widerstand gegen die Pläne geben dürfte. | |
| Premier Sunak will im Wahljahr mit dem Versprechen punkten, Boote mit | |
| irregulär einreisenden Migranten zu stoppen, die allein 2023 mehr als | |
| 29.000 Menschen über den Ärmelkanal nach Großbritannien brachten. Die | |
| Regierung schloss vor fast zwei Jahren einen Vertrag mit Ruanda, der | |
| vorsieht, dass Menschen, die auf illegale Weise nach Großbritannien kommen, | |
| ohne Rückkehrmöglichkeit ins ostafrikanische Land geschickt werden sollen. | |
| Ruanda soll dafür schon mindestens 240 Millionen Pfund (rund 280 Millionen | |
| Euro) erhalten haben, obwohl der Plan brachliegt. | |
| Nach dem Nein des Obersten Gerichtshofs des Königreichs brachte Sunak die | |
| Gesetzesänderung ein, um sein Ziel doch noch umsetzen zu können. Er | |
| argumentiert, dass die Abschiebungen von irregulär eingereisten | |
| Asylsuchenden von riskanten Überquerungen des Ärmelkanals abschrecken | |
| werde. Zudem würde das Geschäftsmodell der Menschenschmuggler | |
| zunichtegemacht. | |
| „Wir haben einen Plan. Er funktioniert“, betonte Sunak am Mittwoch in einer | |
| Rede im Unterhaus. Sollte der Entwurf auch das House of Lords passieren, | |
| könnte die Regierung im Hinblick auf den Ruanda-Plan gewisse Abschnitte in | |
| der Menschenrechtsgesetzgebung Großbritanniens „außer acht lassen“. Dann | |
| würden unter anderem Klagen von Betroffenen gegen Abschiebungen erschwert. | |
| Gemäßigten Tories ist Sunaks Vorhaben jedoch zu extrem. Sie verweisen etwa | |
| auf die jüngste Kritik des UN-Flüchtlingshilfswerks, wonach der Ruanda-Plan | |
| mit dem internationalen Flüchtlingsrecht nicht vereinbar sei. | |
| Der mächtige rechte Flügel der Konservativen Partei verlangt hingegen eine | |
| noch härtere Gangart. Versuche von Hardlinern, die Vorlage zu verschärfen, | |
| scheiterten am Mittwoch jedoch im Unterhaus. Sie hatten Änderungsanträge | |
| durchsetzen wollen, die es den britischen Behörden unter anderem erlaubt | |
| hätten, routinemäßig einstweilige Verfügungen des Europäischen Gerichtshofs | |
| für Menschenrechte zu missachten. Am Ende stimmten viele parteiinterne | |
| Gegner dann doch widerwillig dem Entwurf zu, um nicht zu riskieren, das | |
| Gesamtvorhaben zu versenken. | |
| Der Chef der oppositionellen Labour-Partei, Keir Starmer, reagierte mit | |
| Spott auf die Grabenkämpfe bei den Tories. Die Konservativen zerfleischten | |
| sich über diesen Plan wie „Hunderte kahlköpfige Männer, die sich um einen | |
| einzigen kaputten Kamm zanken“, erklärte er. In Umfragen liegen die Tories | |
| weit hinter Labour zurück. | |
| 18 Jan 2024 | |
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| [1] /Forscherinnen-ueber-Asylantraege-in-Ruanda/!5973427 | |
| [2] /Britisches-Parlament-fuer-Ruanda-Gesetz/!5980210 | |
| [3] https://bills.parliament.uk/bills/3540 | |
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