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# taz.de -- Bürgschaft für KaDeWe-Insolvenz: Verzockte Staatsknete
> Das Luxuskaufhaus meldet Insolvenz an. Kein Grund zur Sorge eigentlich,
> würde nicht der übereifrige Senat Investoren Steuergelder
> hinterherwerfen.
Bild: Wird trotz Insolvenz nicht schließen: Das Kaufhaus des Westens
Berlin taz | Es ist eine Nachricht, die fassungslos macht: Der Senat will
den Eigentümern des hochprofitablen Luxuskaufhauses KaDeWe mit einer
Bürgschaft von 90 Millionen Euro Steuergeldern unter die Arme greifen. Und
das, während zahlreichen Sozialprojekten in der Stadt aufgrund von
Kürzungen das Ende droht.
Selten hat eine Unternehmenspleite für so viel Verwirrung gesorgt wie
[1][der Insolvenzantrag der KaDeWe-Group]. Die Unternehmensgruppe, zu der
neben der Ikone am Wittenbergplatz auch der Oberpollinger in München und
das Alsterhaus in Hamburg gehören, vereint einige der bestlaufenden
Kaufhäuser Deutschlands. Während das klassische Warenhausgeschäft seit
Jahren in der Krise steckt, floriert das Luxussegment. Allein das KaDeWe
konnte 2023 einen Rekordumsatz von 800 Millionen Euro einfahren.
Der Kaufhauskonzern galt als der wirtschaftlich solideste Teil von René
Benkos Immobilien- und Einzelhandelsimperium Signa, das seit November
zusammenfällt.
Doch nun mehren sich die Anzeichen, dass auch das KaDeWe schon länger in
der Krise steckt. [2][So beklagte der Kosmetikerverband VKE, dass das
KaDeWe schon seit Sommer Rechnungen nur sehr verspätet] oder auch überhaupt
nicht begleicht. Auch zahlreiche Gastronom:innen warten bis heute noch
auf Zahlungen „im sechsstelligen Bereich“, wie die Morgenpost am Dienstag
berichtet.
## Ausgepresstes Kaufhaus
Wie passt das zusammen? Eine zuverlässige Antwort lässt sich darauf nicht
geben, denn seit 2016 hat das KaDeWe keine Jahresabschlüsse mehr
veröffentlicht. Wahrscheinlich ist aber, dass Benko das Warenhausgeschäft
des KaDeWe wie schon bei Galeria Karstadt Kaufhof gnadenlos ausgepresst
hat.
So begründet die thailändische Central Group, seit letztem Jahr
Mehrheitseigner des KaDeWe, den Insolvenzantrag mit den „exorbitant hohen
Mieten“, die sie an Signas Immobiliensparte als Eigentümer zahlen müsste.
Ob sich Benko auch noch mit anderen halb- bis illegalen Tricks die Taschen
voll gemacht hat, werden wohl erst die nächsten Wochen zeigen.
Fest steht nur, [3][das KaDeWe wird nicht schließen], weil es ein
profitables Kaufhaus ist. Und alle Beteiligten, sowohl die Central Group
als auch die Signa-Gläubiger, wussten von Anfang an, dass sie im
hochriskanten Spiel Signas ihr Geld nie wiedersehen könnten. Verzockt,
verloren, könnte man meinen.
Nicht so Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD). Sie betonte am
Dienstag, dass der Senat „alles dafür tun werde, den Erhalt des KaDeWe zu
sichern“. Und „alles“ heißt in dem Falle natürlich Geld. Wie praktisch,
dass Parteikollege und Finanzsenator a. D. Matthias Kollatz (SPD) dem
KaDeWe schon während der Coronakrise 2020 still und heimlich eine
Bürgschaft in Höhe von 90 Millionen Euro zusicherte. Die Bürgschaft sichert
einen Kredit für Betriebskosten – also die überhöhten Mietzahlungen, die
direkt in Benkos Tasche landeten. Im Falle einer Insolvenz stehen die
Chancen schlecht, dass das Land das Geld jemals wiedersieht.
Angesichts des an Korruption grenzenden Geschäftsverhalten Benkos und der
über 600 Millionen Euro, die schon in die letzten Galeria-Pleiten sehenden
Auges versenkt wurden, täte der Senat gut daran, alles in seiner Macht
Stehende zu tun, um dieses Szenario zu verhindern. Doch stattdessen gibt
sich Giffey zahlungsbereit. Wie schön wäre es, wenn der Senat einmal so
viel Engagement für die Rettung von Jugendclubs wie für die Rettung von
Investorenprofiten aufbringen könnte.
2 Feb 2024
## LINKS
[1] /Signa-Pleite/!5988469
[2] /KaDeWe-bezahlt-Kosmetik-Rechnung-nicht/!5989571
[3] /Final-Sale-im-KaDeWe/!5985602
## AUTOREN
Jonas Wahmkow
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René Benko
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