# taz.de -- Kundgebung in Berlin: Fehlstunde gegen die AfD | |
> In Hellersdorf protestieren Schüler*innen mehrerer Schulen gegen | |
> Nazis. Einige Schulleitungen stellen sie dafür frei, andere notieren ihre | |
> Abwesenheit. | |
Bild: Für einige hier die erste Demo: Schüler*innen protestieren gegen die Af… | |
BERLIN taz | James Donner wirkt noch ein wenig atemlos. Gerade haben sie | |
die von ihm angemeldete Kundgebung für beendet erklärt. Schüler*innen | |
laufen in Grüppchen zur U-Bahn oder posen noch schnell für ein Foto mit | |
ihren selbstgemalten Plakaten. „Wir wollten ein Zeichen setzen: wie sehr | |
uns das, [1][was die AfD in die Welt posaunt], betrifft. Unsere Schule, | |
aber auch generell alle Schulen in Berlin“, sagt Donner. „Wir sind gegen | |
Nazis. Und froh um die Vielfalt bei uns“, sagt er. | |
Donner geht auf die Rahel-Hirsch-Schule in Hellersdorf. Die Idee für eine | |
Demo hatten sie vor etwa zwei Wochen, er habe sie dann in die | |
Schüler*innenvertretung eingebracht. „Alle waren geschlossen dafür“, | |
erzählt Donner. | |
Der Erfolg überrascht ihn selbst: Denn Donnerstagmittag haben sich rund 300 | |
Schüler*innen von mehreren Schulen auf dem Alice-Salomon-Platz in | |
Hellersdorf versammelt. Dota hat geredet und gespielt, die [2][Initiative | |
„Kein Bock auf Nazis“] stellte den Lautsprecher und verteilte Sticker. | |
„Wir hassen die AfD. Wir wollen nicht abgeschoben werden, die AfD hat kein | |
Recht dazu“, sagen die drei Freundinnen Sherin, Haya und Rahaf von der | |
August-Sander-Schule aus Friedrichshain. Von dort sind gleich mehrere | |
Klassen gekommen, rund 80 Schüler*innen. Die Schulleitung hatte sich für | |
die Demo eingesetzt. „Wir sind hier geboren und wollen unsere Zukunft hier | |
machen“, sagt Sherin. [3][„Ohne Ausländer wäre Deutschland tot“], sagt | |
Rahaf. „Und es gäbe kein gutes Essen“, ruft eine von ihnen noch, bevor sie | |
kichernd weiter zur U-Bahn laufen. | |
## Sticker und Energie | |
„Die Rede war toll. Und die Sticker. Und dass echt viele da waren und alle | |
Energie haben“, sagt eine 16-jährige Schülerin. Sie sei bisher noch nie auf | |
einer Demo gewesen, will aber unbedingt weitermachen „weil nur einmal | |
Protest ja nicht reicht“, sagt sie. Ein Schüler daneben ist dabei, weil er | |
selbst Angst hat vor den Plänen der AfD. | |
Auch vom Hellersdorfer Melanchthon-Gymnasium sind Schüler*innen | |
gekommen, „weil wir Rechtsextremismus, Rassismus und Homophobie verringern | |
wollen – wenn nicht sogar stoppen“, sagt eine 13-jährige, sie redet schnell | |
und entschlossen. Sie habe schon Demo-Erfahrung und Plakate für sich und | |
ihre Freundinnen gebastelt. | |
Aus Schöneberg sind ein Dutzend Schüler*innen vom Pestalozzi-Fröbel-Haus | |
gekommen, nach eigenen Angaben „der noch politisch interessierte Kern“ der | |
Klasse. Sie seien für die Demo von ihrer Schulleitung entschuldigt, | |
erzählen sie. Schüler*innen von der Rahel-Hirsch-Schule – von dort ging | |
die Initiative aus – bekommen dagegen Fehlstunden. | |
Ihr Engagement gegen Rechtsextreme ist für sie mit der Demo nicht erledigt, | |
sagt Donner. Sie wollen sich an ihrer Schule auf jeden Fall weiter damit | |
beschäftigen – und [4][auch weiter demonstrieren]. | |
1 Feb 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Proteste-gegen-rechts/!5985924 | |
[2] https://www.keinbockaufnazis.de/info | |
[3] /Nachhaltigkeit-beim-Protest-gegen-rechts/!5985685 | |
[4] /Proteste-gegen-Rechts/!5989595 | |
## AUTOREN | |
Ilai Ahrens | |
Uta Schleiermacher | |
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