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# taz.de -- Feiern bei Grimme: Berg- und Talfahrten ins Unklare
> Neue Erkenntnisse zur Grimme-Zukunft gab es in Marl nicht. Aber getanzt
> wurde beim traditionellen Bergfest trotzdem, wenn auch auf eigene Kosten.
Bild: Wie geht es weiter mit dem Grimme-Preis?
Wir haben immer schon geahnt, dass die deutsche Medienpolitik voll
[1][Generation Z ist und sich Zeit lässt]. Was die Länder nun aus den
[2][Empfehlungen des Zukunftsrats] bei ihrer Medienklausur in Bingen
gemacht haben, ist zwar genau das „Rosinenpicken“, dass das Gremium
ausdrücklich verboten hat. Aber vor allem ist alles noch schrecklich
unfertig und daher eher mal unklar, wie es weitergeht.
Genau so sieht es ein paar Kilometer rhein- und Dattel-Hamm-Kanal-aufwärts
in Marl aus. Da sitzt das [3][Grimme-Institut], dem das Geld und eine
überzeugende Idee fehlt, wie es weitergehen soll. Am Mittwochabend tanzte
das traditionellen Bergfest, bei dem in der Jurywoche des Grimme-Preises
Abgesandte der nominierten Produktionen auf die Juror*innen losgelassen
und die Bert-Donnepp-Preise vergeben werden.
Richtig, das ist der Deutsche Preis für Medienpublizistik, und dieses Jahr
ging er an Nadia Zaboura und Nils Minkmar für „Quoted. Der Medienpodcast“.
Esra und Patrick Phul bekamen eine „Besondere Ehrung“ für ihr Projekt
„[4][Talent over Privilege]“, das Filmschaffenden mit Migrationsgeschichte
mehr Sichtbarkeit und vor allem Chancengleichheit verschaffen soll. Und der
langjährige Leiter der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen, Hajo von
Gottberg, wurde fürs Lebenswerk geehrt und dafür dass er alles nicht immer
so kleinlich sah wie die meisten anderen Medienkontrollettis.
Neue Erkenntnisse zur Grimme-Zukunft gab’s in Marl aber nicht. Selbst
Bürgermeister Werner Arndt – die Stadt ist immerhin Gesellschafter des
Instituts – zuckte mit den Schultern. Was die Mitbewohnerin wohl zu den
Gedankenstrichen sagen würde? Grimme-Direktorin Frauke Gerlach glänzte ganz
durch Abwesenheit. Sie hört bekanntlich Ende April auf und wollte gar kein
Bergfest in diesem Jahr.
## Bettchen selbst zahlen
Das habe sie „schweren Herzens, nach reiflicher Prüfung und Überlegungen in
unterschiedlicher Richtung“ abgesagt, hatte sie [5][den Kolleg*innen von
dwdl erklärt], weil die Kosten für Anreisen und Hotelübernachtungen nicht
zu stemmen gewesen wären und sich zudem „die Jurywoche durch Auf- und
Abbautage“ verlängert hätte. Das stimmt nicht ganz, weil die Nominierten
ihre Fahrkarten und Bettchen selbst zahlen und der Förderverein eh zugesagt
hatte, alle anfallenden Kosten zu übernehmen. (Offenlegung: Ich bin da
Mitglied und war auch mal im Vorstand.)
Worauf das Ganze passend zur Situation bei Grimme auf Fördervereinskappe
als „Berg- und-Talfest“ im Marler Theaterfoyer und beim angrenzenden
Italiener stattfand. Weil es bei Grimme nämlich weitergeht. Und wer weiß –
vielleicht berät das Institut demnächst auch wieder die deutsche
Medienpolitik. Auch dafür hatte sich Frauke Gerlach ausgerechnet [6][in
einem Interview zum 50. Grimme-Geburtstag] nicht zuständig erklärt. Nötig
hätte sie’s aber. Also die Medienpolitik.
2 Feb 2024
## LINKS
[1] /Generation-Z-und-Arbeitsmoral/!5979594
[2] /Zukunftsrat-stellt-Ergebnisse-vor/!5983339
[3] /Zukunft-des-Grimme-Instituts/!5978060
[4] https://www.talentoverprivilege.de/
[5] https://www.dwdl.de/nachrichten/96431/absage_des_grimmebergfests_verein_spr…
[6] https://www.turi2.de/community/epd-medien/ein-gegengift-gegen-populismus-gr…
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
Kolumne Flimmern und Rauschen
Grimme-Preis
Medienpolitik
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