| # taz.de -- Belästigungen durch Abtreibungsgegner: Gegen den Walk of Shame | |
| > Die Ampelkoalition will Belästigungen vor Abtreibungs-Einrichtungen unter | |
| > Strafe stellen. Im Koalitionsvertrag hatte sie aber deutlich mehr | |
| > versprochen. | |
| Bild: Abtreibungsgegner unterwegs in Berlin im Juni 2023 | |
| Endlich passiert mal etwas in Sachen reproduktiver Gerechtigkeit. Das | |
| Bundeskabinett hat einen [1][Gesetzentwurf zur sogenannten | |
| Gehsteigbelästigung beschlossen]. Künftig sollen Abtreibungsgegner_innen, | |
| die vor Beratungsstellen, Praxen und Krankenhäusern den reibungslosen | |
| Ablauf einer Beratung oder eines Abbruchs beeinträchtigen, mit bis zu 5.000 | |
| Euro bestraft werden. | |
| Gut so. Fundis sollten nichts zu sagen haben – erst recht nicht, wenn es um | |
| den Uterus geht. Allein Schwangere sollten entscheiden, ob und wie sie | |
| abtreiben sowie ob sie sich überhaupt beraten lassen wollen oder nicht. | |
| All das hat in Deutschland nämlich noch immer enge Grenzen: Wer straffrei | |
| abtreiben möchte, muss das in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen tun, | |
| sich zuvor beraten lassen und zwischen dem Beratungstermin und dem Abbruch | |
| drei Tage vergehen lassen. Sonst ist der Abbruch laut Paragraf 218 | |
| Strafgesetzbuch eine Straftat. | |
| Das wurde als angeblich historischer Kompromiss verkauft, der aber mit der | |
| Selbstbestimmung von Schwangeren herzlich wenig zu tun hat. Momentan berät | |
| eine Kommission darüber, inwiefern Schwangerschaftsabbrüche außerhalb des | |
| Strafgesetzbuchs geregelt werden können. Das ist neben der Abschaffung des | |
| Paragrafen 219 a, also dem Paragrafen, der das Informieren über Abbrüche | |
| kriminalisierte, eine der wenigen Vereinbarungen in diesem Bereich, die | |
| bislang von der Koalition umgesetzt wurde. | |
| Teilweise müssen Schwangere 200 Kilometer weit fahren, um ihre | |
| Schwangerschaft abbrechen zu können. Vielen Beratungsstellen [2][mangelt es | |
| zudem an Geld], was sich auf die Qualität der Beratung auswirkt. Dabei ist | |
| im Koalitionsvertrag sowohl eine flächendeckende Versorgung mit | |
| Beratungseinrichtungen als auch die Versorgungssicherheit von Abbrüchen | |
| vereinbart worden. | |
| Es ist gut, dass die Koalition bis zum Sommer das Gesetz zur | |
| Gehsteigbelästigung verabschieden will. Was sie in ihrem Koalitionsvertrag | |
| vereinbart hat, geht allerdings deutlich weiter. Um diese Ziele umzusetzen, | |
| bleibt immer weniger Zeit. | |
| 24 Jan 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Nicole Opitz | |
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