# taz.de -- Polizei will Fotos von „Tag-X“-Demo: Hausdurchsuchung bei Fotog… | |
> Die Leipziger Staatsanwaltschaft ermittelt zum „Tag X“ im Juni im | |
> Leipzig. Für mögliche Beweise durchsucht sie die Wohnung eines jungen | |
> Fotografen. | |
Bild: Leipzig, Tag X, am 3. Juni 2023 | |
Die sächsische Polizei braucht Beweismaterial. Ohne Vorwarnung steht sie | |
deshalb Dienstag mit einer Staatsanwältin und einem Durchsuchungsbefehl vor | |
der Tür eines jungen Fotografen in Halle. Er soll als Zeuge Aufnahmen | |
aushändigen, die er zu den [1][Ausschreitungen am „Tag X“ in Leipzig am 3. | |
Juni] gemacht hat. Als der 19-Jährige sich weigerte, kam es zu einer | |
Durchsuchung, bei der nach Angaben des Betroffenen mehrere Speichermedien | |
beschlagnahmt wurden. | |
Der Fotograf gab an, dass er vor der Durchsuchung nicht als Zeuge geladen | |
oder auf andere Weise von der Staatsanwaltschaft kontaktiert worden war. | |
Zudem soll den Beamten nicht bewusst gewesen sein, dass er an dem Tag als | |
Pressefotograf gearbeitet hat und Mitglied der Jugendpresse in | |
Sachsen-Anhalt und des Leipziger Autorenkollektivs LZO ist. | |
Seit Ende Oktober sucht die Polizei die Person, die am 3. Juni einen | |
Brandsatz geworfen haben soll. Sie ermitteln wegen versuchten Mordes. | |
## Beweissuche zum „Tag X“-Wochenende | |
Dafür benötigen sie Aufnahmen vom Alexis-Schuhmann-Platz, auf dem am 3. | |
Juni Polizist*innen mit Steinen, Flaschen und laut Staatsanwaltschaft | |
auch einem Brandsatz beworfen wurden und die Polizei über 1.000 | |
Demonstrierende, darunter auch Minderjährige, bis zu elf Stunden | |
einkesselte. | |
Die eskalierte Demo zur Versammlungsfreiheit hatte zahlreiche | |
Lina-E.-Unterstützer*innen angezogen. Anlässlich eines Tags X nach der | |
[2][Verurteilung der Gruppe um Lina E.] hatten Autonome in Leipzig | |
demonstrieren wollen. Doch wegen erwarteter Ausschreitungen hatte die Stadt | |
die Demonstration verboten. | |
Die Staatsanwaltschaft bestätigt auf Anfrage der taz die Durchsuchung sowie | |
ihren Zusammenhang mit den Ermittlungen der Ausschreitungen am Tag X. Zum | |
Verlauf und den Hintergründen will die Staatsanwaltschaft keine weiteren | |
Auskünfte geben. | |
## Journalisten keine Ermittler | |
Bereits n[3][ach dem Protestwochenende im Juni versuchte die Polizei, | |
Aufnahmen zu erhalten] und verschickte Anfragen an Fotografen. Doch bei | |
Ermittlungen zu helfen, sei nicht die Aufgabe von Journalisten, sagt der | |
Deutsche Journalisten-Verband, weshalb er davon abrät, auf solche | |
Polizeianfragen zu reagieren. | |
Früher schon griff die Polizei zu ähnlichen Maßnahmen, wie beim jungen | |
Hallenser. Im Anschluss an die antikapitalistischen „M31“-Proteste 2012 in | |
Frankfurt am Main, wo es auch Randale gab, kam es zu [4][diversen | |
Hausdurchsuchungen von Fotojournalist*innen]. Einige von ihnen | |
arbeiteten auch für die taz. Später erklärte die Staatsanwaltschaft das | |
journalistische Material als nicht verwertbar für das Ermittlungsverfahren. | |
13 Dec 2023 | |
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## AUTOREN | |
Adefunmi Olanigan | |
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