# taz.de -- Russland auf der COP: Putin kam nur bis Abu Dhabi | |
> Das Regime aus Russland ist in diesem Jahr sehr aktiv bei der | |
> UN-Klimakonferenz, tut aber immer noch so, als führe es keinen Krieg | |
> gegen die Ukraine. | |
Bild: Unweit der COP in Abu Dhabi: Putin in der vergangenen Woche | |
Dubai taz | 18 Monate Krieg in der Ukraine haben den Ausstoß von 150 | |
Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten verursacht – etwa so viel, wie Belgien in | |
einem Jahr ausstößt. Obwohl in Dubai neue [1][Schätzungen über | |
Treibhausgasemissionen durch den Überfall auf die Ukraine] vorgestellt | |
wurden, tat Russland immer noch so, als führe man gar keinen Krieg. Die | |
russische Delegation war dennoch in diesem Jahr viel aktiver als im | |
vergangenen Jahr bei der [2][Vorgängerkonferenz im ägyptischen | |
Scharm-al-Scheich]. In Dubai versuchten die Russen vor allem, die | |
Zusammenarbeit mit den Ländern des Globalen Südens anzukurbeln, warben für | |
Kernenergie und stellten Klimaprojekte für Unternehmen vor. | |
Wladimir Putin kam nur fast nach Dubai. Dabei reiste er in der Mitte der | |
vergangenen Woche unweit der COP in die Vereinigten Arabischen Emirate und | |
nach Saudi-Arabien. Lieber redete er dort mit den Staatschefs der beiden | |
Ölstaaten über Handel und die Koordinierung der Preise auf dem Ölmarkt. | |
Putins Besuch am Golf war der erste seit Kriegsbeginn 2022, der nicht | |
direkten Verbündeten wie China, Weißrussland oder Kasachstan galt. Das | |
klingt, als ob Klimapolitik für Putin keinen Stellenwert hat. So sahen das | |
auch die Aktivisten, die Russland während der COP zweimal mit dem Antipreis | |
„Fossil des Tages“ ausgezeichneten. | |
Aber: Immerhin hat Russland noch kurz vor der Klimakonferenz eine neue | |
Version seiner Klimadoktrin verabschiedet. Sie ist zu 90 Prozent identisch | |
mit dem vorherigen Text, der während des Klimagipfels in Kopenhagen im | |
Dezember 2009 verabschiedet worden war. Die wichtigsten Punkte des | |
Dokuments: Anerkennung der Auswirkungen der menschlichen Rolle auf das | |
Klima, Bestätigung der Klimarisiken und -schäden für Russland, Ziel der | |
CO2-Neutralität bis 2060 und die Bestätigung der Bedeutung des Themas | |
„Technologische Neutralität“. | |
Das bedeutet nach russischer Lesart, dass jede Technologie gut für die | |
Reduzierung von Emissionen ist – und keine bevorzugt werden darf. Dabei | |
geht es vor allem um Kernkraft und große Wasserkraftanlagen, aber die | |
Strategie impliziert auch die Kritik an allen diskriminierenden | |
Klimamaßnahmen wie dem europäischen Grenzausgleichszoll CBAM, der beim | |
Import ausländischer Produkte erhoben werden soll, die nicht dem | |
EU-Emissionshandel unterliegen. | |
## Energiemix mit Kernkraft, Wasser, Gas | |
Die Doktrin als Grundlage der russischen Klimapolitik beschreibt auch die | |
Prioritäten des Landes beim Energiemix, der vor allem aus Kernkraft, Wasser | |
und Erdgas produziert werden soll. Der Gasverbrauch soll in den kommenden | |
Jahren zunehmen, die Nutzung von Kohle sinken. Auch ein kleiner Ausbau von | |
Solar- und Windanlagen ist geplant. Genau wie Maßnahmen zur Steigerung der | |
Energieeffizienz, die weitere Berücksichtigung der russischen Wälder und | |
anderer Ökosysteme bei der Absorption von Emissionen sowie die Umstellung | |
des Verkehrs auf Erdgas. | |
In der neuen Fassung der Doktrin werden fossile Brennstoffe bewusst nicht | |
erwähnt. Seit vielen Jahren wehrt sich Russland auf den | |
Weltklimakonferenzen dagegen, dem Fossilen-Ausstieg zuzustimmen. Erst im | |
September hat das Land das in einer Stellungnahme an die Vereinten Nationen | |
bestärkt: „Wir lehnen sämtliche Bestimmungen oder Beschlüsse ab, die | |
jegliche spezifische Energiequelle oder Art fossiler Kraftstoffe | |
diskriminieren oder einen Ausstieg daraus fordern“, heißt es da. Auch in | |
Dubai hat die russische Delegation an dieser Position festgehalten, | |
wenngleich sie sich nicht aktiv damit zu Wort meldete. Offenbar mit Erfolg: | |
Laut dem am Montag kursierenden COP-Abschlussdokument haben sich die 200 | |
Teilnehmerstaaten nicht auf den Fossilen-Ausstieg geeinigt. | |
Russland ist mit zwei Pavillons auf der COP28 vertreten: In einem ist die | |
russische Wirtschaft mit Firmen aus den Bereichen Metallurgie, Kernkraft | |
und Düngemittel vertreten, in dem anderen stellt es das Projekt | |
„[3][Pleistozän-Park]“ vor – ein Experiment, bei dem Wissenschaftler | |
versuchen, die Ökosysteme der Mammut-Tundrasteppe des Pleistozäns durch den | |
Import und die Zucht großer Säugetiere wiederherzustellen. Auf einer | |
offiziellen Veranstaltung am Sonntagabend präsentierten Vertreter von | |
Roshydromet, dem Dienst für Hydrometeorologie und Umweltbeobachtung, auch | |
Pläne zur Einrichtung eines Systems zur Überwachung des Permafrosts vor – | |
140 Beobachtungspunkte sollen dafür eingerichtet werden. | |
Während der Krieg in der Ukraine in den russischen Pavillons in Dubai mit | |
keinem Wort erwähnt wird, erzählt der ukrainische Pavillon viel über die | |
Klimaschäden des Konflikts, die Umweltfolgen der Zerstörung des | |
Kachowka-Staudamms und über die Aussichten für einen „grünen“ Wiederaufb… | |
des Landes. Laut dem ukrainischen Ministerium für Umweltschutz liegen die | |
durch den Krieg verursachten Umweltschäden inzwischen bei 56,7 Milliarden | |
US-Dollar. | |
11 Dec 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://en.ecoaction.org.ua/wp-content/uploads/2023/12/20231201_ClimateDama… | |
[2] /Klimafolgen-des-Ukraine-Kriegs/!5893399 | |
[3] /!5814730/ | |
## AUTOREN | |
Angelina Davydova | |
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