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# taz.de -- Israel auf der Klimakonferenz: Wüstenbildung und Wasserknappheit
> Der Gaza-Krieg hat das Thema Erderhitzung in Israel in der
> Bedeutungslosigkeit verschwinden lassen. Dabei leidet das Land stark
> unter dem Klimawandel.
Bild: Region in Aufruhr: Ein Mann trägt ein Solarpanel in Chan Yunis im Gaza-S…
Jerusalem taz | Im Juli hatte die israelische Regierung eine rund 1.000
Mitglieder starke Delegation zur Weltklimakonferenz angekündigt. Nach Dubai
gereist sind im Schatten des Gaza-Kriegs nur knapp 30 Vertreter.
Regierungschef Benjamin Netanjahu und viele Minister sind nicht dabei.
Umweltschutzministerin Idit Silman hatte zum Auftakt betont: „Die
[1][Klimakrise] verschwindet auch in diesen schwierigen Tagen nicht, in
denen Israel auf dem Schlachtfeld kämpft.“ Doch in der israelischen Politik
und Öffentlichkeit ist genau das der Fall, und das nicht erst seit dem
Überfall der Hamas am 7. Oktober.
Wüstenbildung, [2][Wasserknappheit] und Hitzewellen sind [3][an der
Ostküste des Mittelmeers bereits heute ein großes Problem]. Die
Durchschnittstemperatur steigt in Israel doppelt so schnell wie im globalen
Mittel. Die Winterregenfälle kommen später und fallen heftiger aus. Dennoch
hat die israelische Regierung bisher wenig getan, um die Folgen abzufedern
oder die globalen Anstrengungen für eine Reduzierung der CO2-Emissionen zu
unterstützen.
Als eines der wenigen entwickelten Länder hat sich das Land bisher nicht
per Gesetz verpflichtet, seine Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Ein
Vorschlag der ehemaligen Umweltministerin, Tamar Zandberg, sah 2022 eine
Reduzierung der Treibhausgase um 27 Prozent bis 2030 im Vergleich zu 2015
vor. Das deutsche Klimaschutzgesetz sieht dagegen 65 Prozent bis 2030 im
Vergleich zu 1990 vor. Die EU hat sich in ihrem „Green Deal“ bereits im
Jahr 2020 eine Reduzierung von 55 Prozent im selben Zeitraum vorgenommen.
Laut einem Anfang Mai veröffentlichten Bericht wird Israel selbst hinter
den beabsichtigten 27 Prozent deutlich zurückbleiben.
Der jüngste Vorschlag der amtierenden Ministerin geht kaum darüber hinaus.
Sie wollte ursprünglich eine Senkung der Emissionen um 50 Prozent bis 2030
durchsetzen, reduzierte aber im September auf 30 Prozent. Bisher ist auch
dieses Gesetz nicht verabschiedet. Das Umweltschutzministerium hatte auf
einen Impuls durch die Klimakonferenz gesetzt: Zu der Delegation sollten
Forscher, Investoren, Unternehmer und mehr als einhundert israelische
Firmen gehören. Zudem sollte die Klimakrise auch in Israel als nationale
Bedrohung anerkannt werden, begleitet von Bildungsprogrammen und
Anpassungsplänen.
## Präsident Herzog sagt Rede ab
In Dubai und weltweit aber überschatten Streit und Protest wegen des Kriegs
die Auseinandersetzung mit Klimafragen. Israels Präsident Jitzhak Herzog
hatte am Freitag seine geplante Rede abgesagt und sich stattdessen mit
Regierungschefs sowie dem UN-Generalsekretär abseits der Öffentlichkeit
getroffen.
Das israelische Arava-Institut, das sich in der Wüste im Süden des Landes
der Erforschung von Klimalösungen und den Möglichkeiten friedlichen
Zusammenlebens widmet, hat dennoch eine Delegation entsandt. Anders als
geplant jedoch ohne palästinensische und jordanische Partner. „Für viele
Palästinenser ist es derzeit gefährlich, mit Israelis zu kooperieren, und
auch Jordanien hat Kooperationen zumindest auf offizieller Ebene
beendet“, sagt Eliza Mayo, Vizedirektorin des Instituts. Andere Mitglieder
der geplanten Delegation hätten aus Gaza anreisen sollen.
Mor Gilboa, der Direktor der Umweltschutzorganisation Zalul (Klar), hatte
sich bereits vor dem Krieg gegen eine Teilnahme am Gipfel entschieden.
Gilboa, der die israelische Klimabewegung mit aufgebaut und selbst
mehrere Klimagipfel besucht oder vorbereitet hat, sagt mit Blick auf Dubai:
„Die Delegation sollte Israel als Vorreiter in Sachen Klimaschutz
erscheinen lassen, obwohl in vieler Hinsicht das Gegenteil der Fall ist.
Daran wollten wir uns nicht beteiligen.“
Gilboa kritisiert, dass viele grundlegende Schritte von der Regierung nicht
in Angriff genommen würden: „Israel könnte mit 300 Sonnentagen im Jahr ein
Vorzeigeland für Solarenergie sein“, sagt Gilboa. Bisher würden aber
lediglich 10 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien stammen.
Stattdessen hätten die Regierungen der letzten Jahre kontinuierlich die
Ausweitung der Erdgasförderung im Mittelmeer sowie den Bau neuer Pipelines
für Gas und Öl für den Export vorangetrieben.
Der Krieg habe zudem schon jetzt Folgen für die Klimakooperation in der
Region, sagt Gilboa. Ein großes Projekt zum Austausch von jordanischem
Solarstrom gegen Trinkwasser aus israelischen Entsalzungsanlagen ist fürs
Erste von Jordanien gestoppt worden. Hoffnung gebe ihm angesichts dieser
Lage, dass nach dem Ende des Kriegs die Möglichkeit für einen
klimaresistenteren Wiederaufbau in der Region bestehe. Diesem Gedanken
folgt auch das Arava-Institut und will auf der COP28 für einen
„Marshall-Plan“ für Gaza werben.
8 Dec 2023
## LINKS
[1] /Die-Linke-und-die-Barbarei-der-Hamas/!5966540
[2] /Duerre-in-Jordanien/!5944640
[3] /UN-Klimagipfel-in-Dubai/!5972950
## AUTOREN
Felix Wellisch
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